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Ein schneller Sieg

Ein schneller Sieg

Titel: Ein schneller Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wurden.
    »Weißt du«, fuhr Henke fort, die Stimme vorsichtig leichthin, »du hast mir nie erzählt, was damals wirklich vorgefallen ist.«
    »Bitte?« Honor schüttelte den Kopf und blinzelte.
    »Ich sagte, du hast mir nie erzählt, was damals wirklich vorgefallen ist.«
    »Damals?«
    »Ach, komm schon, Honor, stell dich nicht dümmer, als du bist! Du weißt genau, was ich meine.« Henke seufzte über den ausdruckslosen Blick, den Honor ihr zuwarf. »Damals«, sagte sie, »in der Nacht, in der du Mr. Midshipman Lord Pavel Young windelweich geschlagen hast. Du erinnerst dich doch an diese Nacht?«
    »Die Nacht, in der er die Treppe runtergefallen ist?« fragte Honor fast automatisch zurück. Henke schnaubte verächtlich.
    »Klar, er ist die Treppe runtergefallen. Sicher. Deswegen habe ich dich ja auch gefunden, wie du dich unter der Bettdecke verstecktest, und Nimitz bereit war, jemandem die Augen auszukratzen!«
    Honor zuckte zusammen; ein Bild trat ihr vor Augen, in dem Nimitz genau dies jemandem antat, doch Henke schien es nicht einmal zu bemerken.
    »Hör zu, Honor, die offizielle Geschichte kenne ich schon! Ich weiß auch, daß es sich dabei um reinen Bullshit handelt, und falls es dir noch keiner mitgeteilt hat: Alle möglichen Gerüchte sind im Umlauf, die sich darum drehen – besonders seit Basilisk.«
    »Gerüchte?« Honor setzte die Tasse ab und verspürte eine Art distanzierter Überraschung, als sie bemerkte, daß ihre eigene Hand zitterte! »Was für Gerüchte? Ich habe nicht das geringste gehört.«
    »Natürlich nicht. Meinst du vielleicht, jemand läßt auch nur ein Sterbenswörtchen verlauten, solange du in der Nähe bist? Aber nachdem Young versucht hat, dir im Basilisk-System den Dolch in den Rücken zu stoßen, beginnen immer mehr Leute, den Gerüchten Glauben zu schenken.«
    Henke lehnte sich zurück und sah Honor ruhig an. Honor wand sich unbehaglich unter dem Gewicht ihres Blickes. Sie hatte alles in ihrer Macht stehende getan, um niemals auch nur durch eine Andeutung preiszugeben, was in jener Nacht wirklich geschehen war. Sie hatte gehofft – eher aus Verzweiflung als aus Realitätssinn –, daß die ganze leidige Geschichte irgendwann eines natürlichen Todes gestorben sein würde.
    »Also gut«, sagte Henke nach einer Weile, »ich werde dir sagen, wie ich die Sache verstanden habe. Ich glaube, der Bastard wollte dich vergewaltigen, und du hast ihm dafür die Eier bis zwischen die Ohren getreten. Stimmt’s?«
    »Ich …« Honor brach ab und nippte hastig an ihrem Kakao, dann seufzte sie. »Mehr oder weniger«, gab sie schließlich zu.
    »Und warum, um Gottes willen, hast du das damals bloß nicht gesagt? Der Himmel weiß, wie sehr ich probiert habe, das Ganze aus dir rauszubekommen, und ich bin sicher, daß Commandant Hartley es ebenfalls versucht hat!«
    »Da hast du recht.« Honors Sopranstimme war mit einem Mal ungewöhnlich leise, beinahe unhörbar. Sie starrte in ihren Kakao. »Damals habe ich es nicht begriffen, aber er muß davon gewußt haben. Oder er hat es wenigstens geahnt. Aber ich …« Sie unterbrach sich wieder und atmete tief durch. »Ich habe mich so schmutzig gefühlt, Mike. So als hätte er mich – besudelt , allein dadurch, daß er mich berührte. Ich fühlte mich … beschämt. Davon abgesehen war er der Sohn eines Earls, und ich war nicht einmal hübsch. Wer hätte mir denn glauben sollen?«
    »Ich hätte dir geglaubt«, sagte Henke fest, »und Hartley auch. Wie jeder, der euch beide kannte und beide Seiten der Geschichte gehört hätte.«
    »Aha?« Honor warf Henke ein schiefes Grinsen zu. »Du hättest geglaubt, daß der Sohn des Earls von North Hollow ein übergroßes Pferd mit groben Gesichtszügen wie mich zu vergewaltigen versucht?«
    Henke zuckte beim bitteren Ton ihrer Freundin zusammen, aber sie hielt sich davon ab, vorschnell zu antworten. Sie vermutete, daß nur wenigen Menschen bewußt war, für wie häßlich Honor sich gehalten hatte, als sie die Akademie besuchte.
    Und sie hatte in der Tat damals zu den weniger attraktiven gehört, doch im Laufe der Jahre war ihr hartes, flächiges Gesicht zu einer scharfgeschnittenen Schönheit gereift. Sie war noch immer nicht ›hübsch‹ und würde es wohl auch niemals sein, aber sie machte sich überhaupt keine Vorstellung, wie sehr andere Frauen sie um ihre einzigartige Knochenstruktur und die dunklen, exotisch schrägen Augen beneideten. Ihr Gesicht besaß eine bewegliche, ausdrucksstarke Lebendigkeit trotz

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