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Ein schneller Sieg

Ein schneller Sieg

Titel: Ein schneller Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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hinab.
    »Ich sehe ihn.« Sie seufzte. »Wie können die Erbauer das beim Scannen übersehen haben?«
    »Sie haben ihn nicht übersehen. Der Riß war noch nicht da.« Ravicz kratzte sich an der Nase. Seine tiefliegenden Augen schauten noch trauriger drein als sonst. Dann trat er ärgerlich gegen den Generator. »Die Ursache ist ein Fehler in der Matrix, Skipper. Scheint mir ganz die gute, altmodische Kristallisation zu sein, auch wenn bei den modernen Syntholegierungen so etwas gar nicht mehr auftreten dürfte. Der eigentliche Bruch trat wahrscheinlich gar nicht auf, bevor wir den Reaktor in Standardbetrieb nahmen.«
    »Ich verstehe.« Honor paßte ihr linkes Auge wieder an Normalsicht an und erhob sich. Sie spürte den sanften Druck von Nimitz’ Echthand auf dem Kopf, als er bei ihrer Bewegung sein Gleichgewicht hielt.
    Wie Honors letztes Schiff besaß auch die Nike drei Fusionskraftwerke. Doch verglichen mit den Bedürfnissen eines Schweren Kreuzers war die Nike ein echter Energiefresser. HMS Fearless hätte mit nur einem Reaktor operieren können, die Nike benötigte wenigstens zwei und besaß daher nur einen Ersatz. Honor mußte also Fusion Drei zurückhaben, bevor das Schiff wieder einsatzbereit gemeldet werden konnte. Und so wie es aussah, würde bis dahin viel mehr Zeit vergehen, als Honor gefiel.
    Admiral Parks’ Begrüßungsnachricht war hundertprozentig korrekt gewesen, doch hinter den Worten hatte Honor eine gewisse Kühle gespürt. Unter den gegebenen Umständen hätte sie die Schuld an dem Reaktorausfall daher gern den Werfttechnikern von Hephaistos zugeschoben. Doch da Parks für seine Ungnade kein rechtzufertigendes menschliches Ziel besaß, könnte er Honor durchaus vorwerfen wollen, daß die Kommandantin der Nike mit einem derartigen Vorfall hätte rechnen – und Schritte zu seiner Verhinderung einleiten müssen.
    »Nun, wenn das so ist, müssen wir wohl …«
    Sie verstummte und drehte sich um, als sie hörte, daß sich hinter ihr Stiefelschritte auf dem Deck näherten. Ihre Lippen preßten sich unwillkürlich ein wenig zusammen, als sie den Mann erblickte, der an der Seite von Michelle Henke ging. Er war klein, sein Scheitel reichte Honor gerade bis zur Schulter. Aber er war kräftig und muskulös, und sein dunkles Haar, das er länger trug als von der augenblicklichen Mode vorgeschrieben, trat als sauberer Pferdeschwanz unter dem schwarzen Barett hervor. Die Manschetten seiner Uniformjacke zeigten die gleichen vier Goldstreifen wie Honors, an seinem Kragen prangten jedoch die vier goldenen Sterne eines Captain Junior Grade, nicht der Planet eines Captain of the List. Nimitz regte sich auf ihrer Schulter, als er die unwillkürlich aufsteigende assoziative Abneigung Honors verspürte – und das Schuldgefühl, das auf dem Fuße folgte.
    »Bitte entschuldigen Sie unsere Verspätung, Ma’am«, sagte Henke förmlich. »Captain Tankersley war mit einer anderen Aufgabe beschäftigt, als wir dockten.«
    »Kein Problem, Mike.« Honors Sopran klang kühler, als es ihr lieb war. Sie bot dem Mann die Hand. »Willkommen an Bord der Nike , Captain. Ich hoffe, Sie bekommen sie rasch wieder einsatzfähig.«
    »Das will ich versuchen, Mylady.«
    Tankersleys Stimme war tiefer, als Honor sie in Erinnerang hatte; sie rumpelte ihm förmlich in der Brust. Die Gefühle von jemand anderem sickerten in Honors Bewußtsein. Nimitz war daran schuld; er verband sie auf irgendeine Weise mit Tankersleys Emotionen, wie er es seit dem Einsatz im Jelzin-System vermochte. Honor hatte sich längst noch nicht daran gewöhnt und griff nach oben, um ihn mit einer Berührung schweigend zu bitten, damit aufzuhören. Doch schon während dieser Bewegung spürte sie von dem anderen Captain ein Unbehagen, das dem ihren gleichkam, das Gefühl unbeholfenen Bedauerns über die Begleitumstände ihrer ersten Begegnung.
    »Vielen Dank«, sagte Honor mit natürlicherer Stimme und deutete auf den Scanner. »Commander Ravicz hat mir gerade den Schaden gezeigt. Wenn Sie einen Blick darauf werfen wollen, Captain?«
    Tankersley schaute sich das Display an, sah genauer hin und spitzte die Lippen, um geräuschlos zu pfeifen.
    »Quer drüber?« Er hob eine Augenbraue und zog ein Gesicht, als er Ravicz’ kummervolles Nicken sah. Dann grinste er Honor ironisch an. »Diese neuen Legierungen werden einfach wunderbar sein, Mylady – sobald wir herausbekommen, wie wir mit ihnen umzugehen haben.«
    Honors Lippen zuckten bei seinem Tonfall unwillkürlich.

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