Ein schneller Sieg
an jemanden zu übergeben habe, dann wenigstens an jemanden, der sich sofort an die Arbeit macht.«
»Oh, das werde ich mit Sicherheit tun, Mylady!« Tankersley beendete seine Musterung der Schotte und wandte sich mit einem Grinsen zu ihr um. »Kein niedriger Werftheini mag einen Sternenschiffkommandanten im Nacken haben. Machen Sie sich keine Sorgen. Wir setzen sie so schnell instand, wie es geht.«
Als der Türmelder zirpte, sah Admiral Sarnow auf und berührte einen Knopf.
»Ja?«
»Der Signaloffizier beim Stabe, Sir«, verkündete der Posten, und Sarnow nickte zufrieden.
»Herein«, sagte er und lächelte, als die Luke sich öffnete und einen hochgewachsenen, schlaksigen Rotschopf in der Uniform eines Lieutenant Commanders einließ. »Aha, Samuel. Ich nehme an, Sie haben eine Nachricht von der Reparaturbasis?«
»Jawohl, Sir.« Lieutenant Commander Webster reichte ihm ein Nachrichtenpad. »Captain Tankersleys Zeitplan für die Reparatur der Nike , Sir.«
»Gut.« Sarnow nahm das Pad und legte es vor sich auf den Schreibtisch. »Ich werde es später lesen. Sagen Sie mir die schlechte Nachricht direkt.«
»So schlecht ist sie gar nicht, Sir.« Websters förmliche Miene wich einem eigenen Lächeln. »Das Gehäuse ist definitiv hinüber, aber Captain Tankersley schätzt, es in etwa vierzehn Wochen ersetzen zu können.«
»Vierzehn Wochen, hm?« Sarnow strich sich über den Schnurrbart, der an eine Bürste erinnerte. Seine grünen Augen sahen nachdenklich drein. »Mir gefällt zwar nicht, sie so lange ausgeschaltet zu sehen, aber Sie haben natürlich recht – ich hatte mit Schlimmerem gerechnet.« Er lehnte sich zurück, die Finger noch immer am Bart, dann nickte er. »Verständigen Sie Admiral Parks, daß wir meiner Meinung nach der Irresistible gestatten können, pünktlich aufzubrechen, Samuel.«
»Jawohl, Sir.«
Webster nahm kurz Haltung an und wollte gehen, doch Sarnow hob eine Hand.
»Einen Augenblick noch, Samuel.« Webster hielt inne, und der Admiral deutete auf einen Stuhl. »Setzen Sie sich.«
»Jawohl, Sir.« Webster ließ sich in den Stuhl sinken, und Sarnow schaukelte mit dem eigenen vor und zurück und starrte finster auf seinen Schreibtisch. Dann sah er auf und sah dem Signaloffizier in die Augen.
»Sie waren mit Lady Harrington im Basilisk-System?« Sein Ton machte aus der Frage eine Feststellung, und eine Erinnerung trübte Websters Blick. Unwillkürlich berührte er mit der Hand die Brust, dann brach er die Geste abrupt ab und nickte.
»Jawohl, Sir, das war ich.«
»Erzählen Sie mir ein wenig von ihr.« Sarnow kippelte mit seinem Stuhl zurück und beobachtete das Gesicht seines Gegenübers. »Oh, ich kenne ihre Akte, aber ich habe einfach keinen Ansatzpunkt zu ihrer Persönlichkeit.«
»Ich …« Webster verstummte und räusperte sich. Die Frage war ungewöhnlich, und Sarnow wartete geduldig, bis der Signaloffizier seine Gedanken geordnet hatte. Navyangehörige wurden nur sehr selten aufgefordert, ihre Vorgesetzten zu kommentieren – und ganz besonders ihre ehemaligen Kommandanten. Als Faustregel lehnte Sarnow Offiziere ab, die ihre Leute dazu ermunterten. Dennoch zog er diesmal die Aufforderung nicht zurück. Admiral Parks hatte nicht wirklich etwas gesagt, seine Reservation war erst durch seine zurückhaltende Art besonders deutlich geworden.
Honor Harrington besaß mehr Gefechtskommandoerfahrung als zwei beliebige gleichaltrige Offiziere zusammengenommen. Nichts in den Daten, die Sarnow erhalten hatte, schien zu rechtfertigen, daß Admiral Parks weniger als entzückt war, eine Kommandantin unter sein Kommando zu bekommen, die ihre Fähigkeiten mehrfach auf solche Weise unter Beweis gestellt hatte. Und doch war Parks alles andere als erfreut. Wußte er etwas, das Sarnow unbekannt war? Etwas, das nicht in Harringtons Personalakte stand?
Andererseits war der Admiral für seine Kleinlichkeit betreffs militärischer Etikette bekannt. Niemand käme auf die Idee, seine Kompetenz in Frage zu stellen, aber Parks konnte geradezu deprimierend ›etepetete‹ sein: um genau zu sein, ein steifer, kalter Fisch. Auch Sarnow kannte die kursierenden Gerüchte um Harrington. Er war sich darüber im klaren, daß es immer Gerüchte gab, ganz besonders aber über Offiziere, die so erfolgreich waren wie sie; die Frage war immer, was auf Tatsachen und was auf bloßer Einbildung basierte. Sarnow machte sich Gedanken über jene Gerüchte, welche Harrington ins Licht der Hitzköpfigkeit und
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