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Ein schneller Sieg

Ein schneller Sieg

Titel: Ein schneller Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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eigentlich getan hatte. Denn niemand durfte wissen – auch nicht sie selbst –, wie sehr das beschämte Mädchen im Innern des entschlossenen weiblichen Navyoffiziers wirklich verletzt worden war.
    Denn sie durfte niemanden auf den Gedanken bringen, daß dieses Eine im Universum, das so schmerzhaft sein konnte, ihr solche Furcht einflößte, daß sie nicht wagte, sich ihm zu stellen.
    Und so war sie ihren Weg gegangen, kühl und distanziert, von den romantischen Verwicklungen, die sie ringsum sah, amüsiert und doch vollkommen unberührt. Sie hatte gewußt, daß sie ihrer Mutter Sorgen bereitete, doch von allen Menschen hätte Honor zuallerletzt mit ihr darüber reden können, und Allison Harrington wußte nicht, was ihrer Tochter auf Saganami Island widerfahren war. Ohne dieses Wissen und behaftet mit einem kulturellen Erbe, das sich von dem eines Durchschnitts-Sphinxianers gravierend unterschied, bestand für sie nicht die entfernteste Chance zu begreifen, was Honor nicht einmal sich selbst eingestand. Und Honor war darüber froh gewesen. Sie hatte echte, melancholisch gefärbte Zufriedenheit erlebt, denn sie hatte akzeptiert, daß sie jemand anderen außer Nimitz niemals haben würde – oder brauchen, oder auch nur wollen.
    Bis heute.
    Paul Tankersleys ruhiges Atmen blieb gleichmäßig, aber obwohl er schlief, reagierte seine Hand. Sie glitt unter Honors Rippen und umfaßte ihre Brust wie ein warmes, freundliches kleines Tier. Nicht aus Leidenschaft, sondern aus Zärtlichkeit. Honor spürte seine Wärme auf der Haut ihres Rückens, sein warmer Atem strich ihr über den Nacken, und sie umschloß seine Finger mit der Hand. Ihre Nerven prickelten, als besäßen sie ein Gedächtnis und erinnerten sich an die sanfte, unfaßbare Wärme seiner Haut, an die feine Seidigkeit seines Haares.
    An diesem Abend hatte Honor Harrington hierherkommen wollen, und dennoch hatte sie sich davor gefürchtet. Jetzt erschien es selbst ihr albern, doch die hochdekorierte Kriegsheldin, ein Captain, deren Uniformjacke vor Tapferkeitsauszeichnungen strotzte, hatte Angst gehabt und sich den Kopf zermartert, wie sie Nimitz mitbringen konnte. Sie hatte den Baumkater gebraucht. So sehr sie Paul auch vertraute, so sehr sie ihn wollte, brauchte sie Nimitz’ Schutz, nicht so sehr gegen Paul, sondern gegen ihre eigene, tiefverwurzelte Furcht, erneut verraten zu werden. Sie hatte sich ihrer Unsicherheit geschämt, und doch konnte sie es nicht einfach verdrängen. Nur wenige Menschen wußten, wie unglaublich desinteressiert Baumkatzen der menschlichen Sexualität gegenüberstanden, und sie hatte einfach befürchtet, es könne Paul vorkommen, sie habe einen Voyeur mitgebracht.
    Und Paul – Paul hatte weder gegen Nimitz irgendwelche Einwände erhoben, noch hatte er etwas über ihr Make-up gesagt. Nur seine Augen waren beim Anblick der Ergebnisse von Mikes Bemühungen aufgeblitzt. Durch Nimitz hatte Honor seine Emotionen wahrgenommen, während sie aßen, und diesmal hatte sie sich an dieses Bewußtsein geklammert, anstatt den Baumkater davon abzubringen, sie mit ihrem Gegenüber zu verbinden. Sie kostete vom angenehmen, auf irgendeine Weise prickelnden Unterton seines Verlangens wie von dem rauchigen Bukett eines alten Whiskeys, aber es hatte sich noch viel mehr dahinter befunden. Dinge, von denen sie bis dahin mit absoluter Sicherheit gewußt hatte, daß kein Mann sie je für sie empfinden würde.
    Ihr Puls hatte sich beruhigt – oder hatte er gerast? – und zum ersten Mal in ihrer Erinnerung war sie damit zufrieden gewesen, jemand anderem die Initiative zu überlassen. Jemandem, der die Mysterien kannte, die sie stets verwirrt und eingeschüchtert hatten. Und nachdem das Essen vorbei war, hatte sie tatsächlich gegrinst, als Paul den Baumkater informierte, daß Schlafzimmertüren erfunden worden seien, um Abgeschiedenheit zu gewährleisten.
    Das war der Augenblick gewesen, dachte sie nun, während sie sich in der behaglichen Dunkelheit räkelte, ab dem sie mit vollkommener und über jeden Zweifel erhabener Sicherheit wußte, daß sie Paul Tankersley richtig eingeschätzt hatte. Denn Nimitz hatte sich ohne Umschweife und mit einem Zucken des Schweifes auf die Echtpfoten erhoben, nach dem Türknopf gegriffen, die Luke geöffnet und war unbekümmert in die Wohnkabine hinausgetreten. Daß er sie mit Paul allein ließ, war der klarstmögliche Beweis, daß er diesem Mann vertraute.
    Und trotz alledem war Honor anfangs steif und hölzern gewesen. Die

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