Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
mit dem Stuhl. Das hätte echt ins Auge gehen können, das war für einen Augenblick lang wirklich eine ziemlich gefährliche Angelegenheit und hätte auch anders ausgehen können: Da war ich auf einem Stuhl gefesselt, die Beine an den Stuhlbeinen und die Hände hinter dem Rücken. Ich sollte laut Drehbuch mit dem Stuhl volles Rohr durch ein Fenster gebrettert werden und kopfüber in einem usseligen See landen! Naja, was heißt schon See? Es war eigentlich mehr ein versiffter Tümpel, grün, trüb und vom Geruch her eine Mischung aus Marktfrau unterm Arm trifft Käpt’n Mundstuhl! Natürlich sollte mich ein professioneller Stuntman retten und den Stuhl nach dem Eintunken in dem Teich herumreißen, damit ich Luft bekäme. Aber der Teufel steckte an diesem Tag nicht nur im Detail, sondern er machte auch den Boden des Sees sehr schlammig und ließ meinen braven Retter auf dem glitschigen Schlabber ausrutschen. Das hatte wiederum zur Folge, dass mir, angebunden am Stuhl, mit dem Kopf unter Wasser, dringlichst klarwurde, wie wichtig gelegentliches und regelmäßiges Atmen fürs Überleben ist! Ich dachte mir echt schon: So, Gabriele, das war’s dann wohl! Da fing sich mein Retter schnell wieder, kam zum Stehen und riss, dem Himmel sei Dank, den vermaledeiten Stuhl rum – und ich bekam endlich Luft! Man lebt nur zweimal, Mister Bond!
Da wir im Januar drehten und Hamburg im Januar bitterkalt ist, musste mir erst mal schleunigst wieder warm werden, damit ich mich nicht erkältete, was ja wiederum die sowieso schon knapp kalkulierte Drehzeit brutal verteuert hätte. Es waren so heftige Minustemperaturen, und da wir im Hafen drehten, pfiff uns allen dazu noch ein unbarmherziger, eiskalter Wind um die Ohren, dass es wirklich hart an der Grenze mit konzentriertem Arbeiten war! Ich sollte in meinem Text mal einfach nur »Super« sagen, ich brachte aber nur ein stumpf genuscheltes »Suwa« hervor, weil mein Gesicht völlig eingefroren war! Aber da rettete mich natürlich mein Star-Status vor Schlimmerem. Also schickte man mich erst mal in ein beheiztes Kassenhäuschen am Hafen, um mir einen Heizlüfter ins Gesicht zu halten, damit ich auftauen konnte … Klingt irre, war aber genau so! Also rann es mit dem vereisten Langnese-Gesicht an den warmen Miefquirl, denn als Pantomime wollte mich ja keiner sehen! Angesichts des Muffs aus dem Lüfter überlegte sich mein Gesicht doch, schneller wieder aufzutauen als üblich, und wir konnten mit einem korrekt gesprochenen »Super« die Dreharbeiten erfolgreich fortsetzen! Soviel zum Thema Starallüren bei den Dreharbeiten, Kinners!
Starallüren kenne ich meistens auch nur von Riesenshows wie »Wetten, dass …?«. Ich war mal bei Thommy eingeladen, und zwar zu einer »Wetten, dass …?«-Ausgabe in der Düsseldorfer Philipshalle. Was ich ziemlich spitze fand, denn als weitere Stargäste hatte Thommy den zu dieser Zeit populärer als populären Robbie Williams und den bösen Rapper 50 Cent eingeladen. Da war meine musikalische Bandbreite schön abgedeckt, und ich war doch schon sehr gespannt, ob sich ein lockeres Plauderründchen mit den Herrschaften ergeben würde. Wir – Töne und ich – saßen also irgendwann zwischen den Proben entspannt wie ein Pfund Schlagsahne in meiner Garderobe, als wir plötzlich laute Musik hörten. Robbie Williams machte einen infernalisch lauten Soundcheck, und der Gesang hörte sich unfassbar sensationell an. Töne und ich gucken uns an und stürmen aus der Garderobe hinaus in die Halle. Immer dem Gesang nach, der sich wie der Gesang der Sirenen in unsere Hörmuscheln fräste. Als wir endlich in der Halle standen, waren wir immer noch restlos begeistert. Aber auch fassungslos – vor Überraschung. Da stand nämlich kein Robbie Williams. Von Robbie war weit und breit keine Spur zu sehen. Entweder hatte er sich einfach mit Hilfe des Trockennebels auf der Bühne unsichtbar aus der Halle verdünnisiert – oder jemand anderes hatte gesungen. Und so war es auch, denn der Soundcheck wurde noch mal kurz wiederholt, und jetzt sahen wir mit aufgerissenen Augen, dass nicht Herr Williams mit seiner Christbirne am Singen war, sondern eine Frau, die sich später als seine Tourmanagerin herausstellte. Herrschaften, wenn ihr mich fragt, dann hat dieses Mädel den Song so gut gesungen, wie Robbie ihn eigentlich von da ab hätte immer singen sollen. Obwohl er es später auch sehr ordentlich gemacht hat und überhaupt ein sehr netter, wohlerzogener junger
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