Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
Ich spielte die Hauptperson, die Supermarktkassiererin Rita Kruse. Die war wie gemacht für mich, also sagte ich natürlich zu. Das war eine sehr anstrengende Zeit, und die Grenzen zwischen der Figur Rita und mir wurden immer fließender bei dem Versuch, Arbeit, Familie und eigene Bedürfnisse unter einen gemeinsamen Hut zu bringen. Nur ein Aspekt: Während ich versuchte, mit meinem kleinen Kind die Zeit sinnvoll zu verbringen, musste ich in meiner Parallelwelt als Rita lernen, wie man eine Supermarktkasse richtig bediente! Preise eintippen, Wechselgeld – das komplette Programm, damit das in der Serie gekonnt und schnell aussah!
Aber ich will mich nicht beschweren, denn diese Serie zu drehen hat auch sehr viel Spaß gemacht, und ich verdanke einen großen Teil meiner Popularität der Tatsache, diese Rita Kruse mit liebenswertem Leben gefüllt zu haben!
Mein Sohn Donald war damals zu Beginn der Serie noch nicht in der Schule und konnte deswegen oft bei den Dreharbeiten dabei sein. Das hörte natürlich auf, als er in die Schule kam, deswegen war ich ganz froh, dass wir wenigstens in Köln gedreht haben. Nach Drehschluss bin ich dann sofort nach Hause gefahren, denn ich hatte ja nicht nur meine Süßen noch nicht gesehen, sondern auch meistens noch so um die zwanzig Seiten Text für den nächsten Drehtag zu lernen! Als Donald dann schon lesen konnte, hat er mich abends oft abgehört, so konnte ich besser lernen, und Donald hatte so obendrein noch das gute Gefühl, seiner Mutter wirklich behilflich zu sein! Und er nahm seinen Job sehr genau! Er hörte nicht nur stumpf ab, sondern gab mir auch immer direkt die Regieanweisung mit dazu. Wehe, wenn ich das nur so la la runterrattern wollte! Nicht mit Monsieur, das musste ich aber schnell feststellen!
Was mich oft wahnsinnig gemacht hatte während der Dreharbeiten, war dieses Leben in »zwei verschiedenen Welten«, was oft zu den absurdesten Erlebnissen führte. Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Weihnachtsfolge von »Rita«. Da waren wir Angestellten laut Drehbuch im Kühlhaus des Supermarktes eingeschlossen. Das war völlig verrückt, weil wir draußen im richtigen Leben schlappe dreißig Grad brütende Sommerhitze hatten! Wir saßen aber dick eingepackt mit angemalter roter Nase und installierten Eiskristallen in Haar und Wimpern bibbernd im Kühlhaus-Set vom Studio! Und apropos was mich wahnsinnig gemacht hat: Beim Drehen ging es ja leider nicht chronologisch hintereinander weg, sondern wir haben zeitweise gleichzeitig an sieben Büchern parallel gedreht! Erst kamen aus allen Drehbüchern die Wohnungsszenen, dann alles im Supermarkt … oder umgekehrt. Da waren schon so manches Mal zwanzig Drehstunden-Tage dabei und das mit dreißig Menschen (das Team) auf engstem Raum. Da half es sehr viel, wenn man die Kollegen gut leiden konnte! Der Pay-off kam dann später umso heftiger, denn wenn so eine Staffel nach drei Monaten dann endlich vorbei war, kam ich mir zu Hause manchmal ziemlich alleine vor. Trotz der Hunde, meinem Kind, meinem Mann und der Mum!
Aber alles in allem: Es war auch eine tolle Zeit, und obwohl es die vielen Schwierigkeiten gab am Ende der Serie, möchte ich nicht vergessen zu betonen, dass wir auch unheimlich schöne, intensive und tolle Sachen bei der Arbeit erlebt haben. Das ist ja überhaupt nicht wegzudiskutieren, denn wo Licht ist, da ist auch Schatten. Was wäre Yin ohne Yang, Feng ohne Shui und Modern ohne Talking, liebe Freunde der gepflegten Schmalzstulle! Mit meiner »Rita«-Kollegin Franziska Traub (Gisi) zum Beispiel habe ich sogar heute noch Kontakt.
2004/2005 habe ich dann in Hamburg noch zwei Filme der Krimiserie »Die Bullenbraut« gedreht, die mir trotz der schwierigen und stressigen Dreharbeiten selbstverständlich auch einen höllischen Spaß gemacht haben! Unter anderem und vor allen Dingen deswegen, weil ich die meisten, zum Teil echt gefährlichen Stunts selber machen durfte! Das war ein Riesenspaß, mit dem Auto rumzuschleudern und wie Colt Seavers durch die Gegend zu plästern. So was geht ja im richtigen Leben leider nicht! Ist auch besser so, denn bei einem Stunt im Parkhaus habe ich mich dann auch mal ziemlich verstaucht, also komplett gesehen … Töne, mein Manager, ließ daraufhin erst mal seinen Freund Micky Rauss »einfliegen«, damit ich wieder geradegezogen werden konnte. Deibel Schlag, das war schon sehr schmerzhaft, aber wir konnten Gott sei Dank weiterdrehen!
Noch schlimmer war allerdings die Szene
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