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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Köster
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wegzurennen! Alles wurde auf den Kopf gestellt und durchsucht, sogar die Zuschauer wurden heftigst kontrolliert. Mir war die nächsten Tage schon immer etwas flau beim Einkaufen oder Gassigehen, aber irgendwann bekam ich dann die erlösende Nachricht, dass der kranke Typ von der Kripo Köln aufgrund seiner Email-Adresse dann überführt und verhaftet worden war. Damals beunruhigt, dann erfolgreich verdrängt und jetzt, wo ich es noch mal schreibend erlebe, ganz schön wahnsinnig, oder? Das ist ja etwas, was ich als »Privatperson Gaby Köster« auch nie begreifen werde: Wie sich Menschen auf Stars so fixieren können! Wie kommt es, dass Menschen unbedingt Madonna heiraten wollen und zu Stalkern werden? Warum werden aus Fans Fanatiker? Die Jungs, die immer schon ab 16.00 Uhr vor der Stadthalle stehen mit ihrem Autogrammbuch – das rührt mich, aber gleichzeitig frage ich mich, ob es nichts Wichtigeres im Leben gibt als ein Autogramm und ein Foto von Gabriele Köster? Ich habe es oft erlebt, dass es immer ein zweischneidiges Schwert ist, wenn man jemanden, den man bewundert, dann in Wirklichkeit kennenlernt. Da können oft Träume und Schwärmereien ein abruptes Ende nehmen.
     
    Mein Freund Till war in seiner Kindheit ein großer Fan von der Hardrockgruppe Kiss, die ja immer mit diesen geschminkten Gesichtern, martialischen Rüstungen auf monströsen Plateaustiefeln und blutspuckend über die Bühne eierten. Eines Tages, Mitte der neunziger Jahre passierte Folgendes: Till war mit seiner Gruppe Till & Obel für den VIVA Comet in der Sparte Comedy nominiert worden und Special Guest der Comet-Verleihung war – Sie ahnen es jetzt schon – die Gruppe Kiss! Nach all den Jahren sollte Till also die Möglichkeit bekommen, seine einstigen Kinderzimmer-Posterhelden aus der Nähe zu bewundern. Noch heute sehe ich sein Gesicht vor mir, als er mir von dieser speziellen Begegnung berichtete. Die martialischen Rüstungen, die auf dem großen Plattencover von damals und auf Bildern in der Bravo immer wie aus schwarzem Stahl und Chrom ausgesehen hatten, entpuppten sich aus einem Meter Entfernung bei noch nicht mal sehr genauem Hinsehen als eine Art bessere Karnevalsverkleidung aus billigem Kunststoff und Pappmaché! Da die älteren Herrschaften etwas aufgeschwemmt waren und an Leibesfülle seit 1976 zugenommen hatten, quollen an einigen Problemzonen auch unvorteilhafte Speckwulste aus dem Plastedress. Der Entzauberung wurde weiteres Futter gegeben durch die peinlichen Rocky-Horror-Frank’n’Furter-Gedächtnisstrapse, die bei allen Musikern in Stiefeln endeten, die selbst in der Auslage eines Erotiksmarktes oder auf dem Fetischwühltisch bei Dr. Schlecker peinlich ausgesehen hätten. Dass diese Discounter-Comicfiguren auch selbst mit ihren 10-cm-Absätzen nicht über 1,85 Meter Körpergröße kamen, tat bedauerlicherweise das Übrige, dass der arme Till seine Helden zumindest schon mal optisch stornierte. Als er dann noch feststellen musste, dass der Gitarrist der Gruppe, Ace Frehley, derartig bedröhnt war, dass zwei Roadies ihn beim Laufen stützen mussten, war die schöne Seifenblase mit den Kindheitserinnerungen endgültig zerplatzt. Das ist einer der Gründe, warum ich fast immer versuche, nett zu meinen Fans zu sein. Ich möchte nicht, dass sie traurig nach Hause gehen, obwohl ich natürlich auch weiß, dass ich weiß Gott nicht jeder Projektion meiner Fans entsprechen kann und will. Am liebsten habe ich es, wenn sich mir die Menschen freundlich und mit Respekt nähern, wenn sie mich um ein Autogramm fragen. Aber letzten Endes ist man auch machtlos, wenn man so wie ich damals feststellen musste, dass es Menschen gibt, die einem das Lebenslicht auspusten wollen, weil man etwas im Fernsehen gesagt hat, was ihnen nicht gefallen hat. Absurd. Aber wenn Menschen den ganzen Tag vor der Glotze hängen und irgendwann bei diesem ganzen Mist, der da gesendet wird, jeglichen Bezug zum richtigen Leben verlieren, dann wundere ich mich nicht.
    Ich habe in der Klinik ein paar Mal versucht, ab mittags Fernsehen zu gucken, und war entsetzt über dieses Ausmaß an dummen, niveaulosen Talkshow- und Boulevardsendungen. Ich mache es lieber so, dass ich mir meine Lieblingsserien und -filme auf DVD kaufe, um sie dann in Ruhe genießen zu können.

Ritas Welt vs. Gabys Welt
    Ende der neunziger Jahre, als »7 Tage« schon sehr erfolgreich im Fernsehen lief, wurde ich ja – wie Sie bereits wissen – für die Sitcom »Ritas Welt« engagiert.

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