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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Köster
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Sicht konnte jetzt nämlich nix mehr schiefgehen, seiner Ansicht nach war der Fall wasserklar und konnte nur mit einem waschechten Freispruch enden, denn: »Tschuldigung« hatte er gerade gelernt und er wusste, dass man das am besten immer gleich sagt, wenn was passiert war. Dann durfte natürlich keiner auch mehr böse sein, denn er hatte ja laut und deutlich »Tschuldigung« gesagt! Aber dass so ein Laptop sich nicht mehr heile machen lässt und schon mal gar nicht mit Sekundenkleber, dass wusste er wohl noch nicht so genau! Kinderlogik! Im Vorfeld hatte Donald wohl ein- oder zweimal zu oft schon beobachtet, dass ich im Haus hier und da mal Sachen mit Sekundenkleber »repariert« hatte. Das hatte den kleinen Mann so derartig beeindruckt, dass er sogar irgendwann mal mit einer ganzen Kiste Schrott aus dem Kindergarten nach Hause kam, weil er auch dort überaus vollmundig verkündet hatte: »Meine Mama kann alles kleben!« Eben nicht alles! Das Laptop war jedenfalls hin, schwarzer Bildschirm, nix ging mehr! Ich war am Ende. Ich habe geheult wie Lassie auf Lady Dianas Beerdigung. Es war ein Supergau für mich, denn auf dem zerbröselt vermaledeiten Kaleidoskopscherben-Laptop waren meine ganzen Radiosendungen drauf! Leute, spart euch die Nachfrage, ihr Schlauköppe: Nein, ich hatte keine Backups oder Sicherheitskopien, die waren zu dieser Zeit einfach nicht so hip, und der unerschütterliche Glaube, dass schon nix passieren würde, war eben auch noch unerschütterlich! Klar, ich hatte ein paar Disketten, das waren früher – wir Älteren haben so was noch benutzt – so ’ne Art CD s, aber leider hatte ich kein Gerät, was in der Lage war, diese zu lesen. Heute, zig Jahre später im modernen Computerzeitalter sind »Disketten« in etwa gleichzusetzen mit Funden aus Tutanchamuns Grabkammer! Langer Schwede, kurzer Finn’: Also, alle meine alten, schönen Radiospäße- und -schätze waren weg, auf Nimmerwiedersehen. Schade, sehr schade … was soll’s, »nich traubisch sein, Gaby«! Verrücktes Kind. Von mir hat es das nicht.

Schule, Karneval, Urlaub – normal kann jeder!
    Mein Sohn Donald wurde in eine völlig herkömmliche städtische Grundschule eingeschult, mein Wunsch war eingangs, dass Donald »relativ normalen« Umgang hat und nicht mit irgendwelchen anderen Promikindern auf einer Privatschule rumhängt und sich über die Fernsehquoten der Eltern zanken musste!
    Das war auch erst mal ganz okay, und nach den ersten Wochen in der städtischen Grundschule diskutierte ich hauptsächlich mit meinem Filius darüber, welche Sportart ihm denn Spaß machen könnte. Fußball kam für Monsieur überhaupt nicht in Frage, er fand diesen Sport nicht nur so überflüssig wie eine Sonnenbank für Pinguine, sondern er verachtete ihn richtig. Als ich ihn vorsichtig fragte, was denn so Ihro Majestät interessieren könnte, antwortete er wie aus der Pistole geschossen: »Karate!« Da musste ich erst mal schlucken. Karate war für mich immer etwas, was ich mit albernen Bruce-Lee-Kloppfilmen in Verbindung gebracht hatte. Oder mit dieser Kung-Fu-Serie, wo sich David Carradine als Cowboymönch immer erst bespucken, verhöhnen und auslachen ließ, bevor er den Bösen die ungewaschene Rotzrübe wegtrat. Aber das Kind blieb hartnäckig, und irgendwann wusste ich auch, warum: Nachdem ich Donald mehrfach zur Schule gebracht und abgeholt hatte, beobachtete ich eines Mittags eine üble Szene. Auf dem Schulhof lag ein Kind wehrlos am Boden und mehrere Kinder schlugen und traten auf dieses Kind ein. In der Nähe lief eine Frau mit einem Mädchen an der Hand und ich dachte mir in meinem Entsetzen: Das ist bestimmt ’ne Lehrerin, sprich sie mal an, sonst passiert hier gleich noch ein großes Unglück. Gesagt, getan. »Entschuldigung, sind Sie Lehrerin hier, haben Sie Aufsicht? Wollen Sie da nicht mal eingreifen? Oder sollen wir direkt den Krankenwagen anrufen?« Die Lehrerin antwortete: »Die machen das schon untereinander klar. Ein Kollege hat mal gehandelt in so einer Situation und hat sich dabei den Daumen gebrochen – seitdem machen wir das nicht mehr!« Na herzlichen Glückwunsch!
    Nach diesem entsetzlichen Erlebnis sprach ich mit Donald und sagte: »Okay, wenn es denn unbedingt Karate sein soll, dann eben Karate!« Später ergaben sich noch Situationen, die diesen Karatekursus rechtfertigen sollten! Aber dieses Erlebnis veränderte nicht nur meine Einstellung zu Karate, ich war einfach sehr empört über diese Zustände auf dem

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