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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Köster
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mal beschlossen, dass es wohl reichen würde mit Bilder malen und machte sich auf den Weg, um seine Mutter zu suchen. Und so kam es, dass er während der zweiten Hälfte plötzlich auf die Bühne stiefelte und mit seinem zarten Stimmchen brüllte: »Mama, jetzt komm endlich, ich hab’ keinen Bock mehr zu malen!« Das saß. Eine klare Aussage, brillant vorgetragen. Nur etwas unpassend vom Timing her. Also flötete ich mit einer Stimme so süß wie drei Kilo Zuckerwatte in sein leicht erregtes Gesichtchen: »Mein lieber Schatz, ich komme gleich, es dauert nicht mehr lange! Bitte hab’ noch ein bisschen Geduld, ich bin noch nicht ganz fertig, aber gleich, die Leute freuen sich doch!« Das beruhigte meinen Sohn, und so stapfte er artig in die Garderobe zurück und erfand so nützliche Sachen wie zum Beispiel Maschinen, die Fenster putzen sollten, oder auch so tolle Dinge wie Häkelmaschinen. Ich habe heute noch die Original-Dokumente in Mappen sorgfältig aufbewahrt.
     
    Irgendwann passierte natürlich auch genau das, was viele Kollegen durchmachen müssen, die kleine Kinder haben: Ich musste mal wieder los auf eine große Tourrutsche, aber Donald wollte das ungefähr so gerne, wie Schneewittchen den Glassarg von innen streifenfrei putzen! Also eher nicht! Ich erklärte ihm geduldig, dass ich aber nun mal Geld verdienen müsste, für Spielsachen, Lebensmittel und Urlaub, aber er erklärte mir, dass ich dafür nicht mehr zu arbeiten bräuchte! Es gäbe nämlich so Plastikkarten, damit geht man zu einem Automat und dann käme da einfach so Geld raus, deswegen wäre das Arbeiten seiner Ansicht nach völlig überflüssig! Ja, näh, ist klar! »Und wie kommt das da rein?«, fragte ich meine kleine Intelligenzbestie. »Da ist ein Drucker drin, Mama!« So, so. Schlaues Kind, was? Ich frage nur: «Warum hat denn dann nicht jeder einfach so einen Drucker zu Hause?» Dieser Donald war schon ein pfiffiges Kerlchen, und wir mussten ganz schön aufpassen mit unseren Antworten auf seine wissbegierigen Fragen. Verarschen war nicht drin, denn Donald fragte sehr lange nach und wehe wir verhedderten uns im Notlügengestrüpp! Also haben wir immer versucht, seinen Wissensdurst ordentlich zu stillen
     
    In vielen Dingen ist das Kind mir wirklich sehr ähnlich, aber in einem Punkt trennen uns Welten: Donald verkleidet sich nämlich sehr gerne und liebt Karneval heiß und innig!!!! Im Gegensatz zu mir! Ich mag Karneval so gerne wie einen rostigen Nagel im Knie, um ehrlich zu sein. Ich habe immer gesagt: »Ich bin das ganze Jahr verkleidet und lustig, da brauche ich keinen Karneval!« Donald dagegen liebt Karneval und zieht das konsequent durch, und seinen Hang zu obskuren Karnevalsverkleidungen hat er sich von niemandem ausreden lassen! Noch etwas, was mir nicht gerade fremd ist, obwohl … Aber bleiben wir bei Donald.
    Das allererste Kostüm von Donald war ein Neandertaler. Da habe ich ihm – weil ich ja immer gerne verrückte Klamotten gemacht habe – aus so Leopardenfell was genäht, so fredfeuersteinmäßig, und dann bekam er natürlich noch so eine Riesenkeule, das war für ihn natürlich das Tollste am Kostüm.
    Und dann war er Hippie, da hab ich ihm selbstverständlich die hippigste Seventies-Schlaghose gemacht, die er sich vorstellen konnte. Da ging natürlich auch immer immens viel Zeit drauf, vor allem als die Kostümwünsche jedes Jahr immer abgefahrener und ausgefallener wurden. Frei nach dem Motto: »Und jetzt will ich eine Roboterlaterne.« Dann musste natürlich ein Roboter gebaut werden mit so flexiblen Armen, und ich saß dann hier immer bis tief in die Nacht und habe einen verfluchten Roboter gebaut, damit mein Kind Spaß wie ein Schnitzel hatte. Ausreden wie »das ist mir zu kompliziert« hat er natürlich nie gelten lassen, weil er ja wusste, dass ich das irgendwie immer hinbekam. Seine Karnevalskostüme wählte er natürlich mit sehr viel Leidenschaft aus, was leider nicht immer auf Bewunderung und Toleranz traf. Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen: Mit sechs Jahren wollte er unbedingt Einstein werden. Er hat dieses berühmte Foto von Albert mit der ausgestreckten Zunge gesehen, das fand er sehr, sehr lustig, und als dann klar war, dass Einstein ein berühmter Wissenschaftler war, gab es überhapt kein Halten mehr! Und Donald ging sogar noch einen Schritt weiter, das Verkleiden als Einstein war meinem kleinen Maniac nicht genug: Dazu wurden dann noch Formeln gelernt, Einsteins Lebenslauf et cetera, et

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