Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
Schulhof und die offenbare Gleichgültigkeit und Machtlosigkeit des Lehrpersonals! Zudem wurde Donald, wenn er aus der Schule kam, immer häufiger auch aggressiv, er schmiss dann einfach die Schultasche durch den Flur und fing an, mit den Türen zu knallen. Das verwirrte mich noch mehr, aber als dann die Lehrerin eines Tages zum Laternenbasteln in die Klasse einlud, wurde mir schlagartig einiges klarer! Mir war schier unbegreiflich, wie die Kinder dort überhaupt lernen konnten: In der Klasse war ein Höllenlärm und jedes Kind machte, was es wollte. Ein Junge kam in die Klasse und knallte die Tür dermaßen zu, dass mir fast der Schädel wegflog. Ich konnte nicht länger an mich halten und fragte die Frau Lehrerin: »Was ist denn hier los?« Die Lehrerin sagte, das sei ganz normal, das würde gerade dieser Junge immer so machen. Dabei schrie Fräulein Prusseliese wie eine Irre. Donald sagte nur zu mir: »Hör dir das an, das ist hier immer so, das ist hier ganz normal!« Ich war einfach nur noch traurig und hätte heulen können. Ich fand das überhaupt nicht normal und unterhielt mich erst mal mit dem Jungen, und es stellte sich schnell heraus, dass er ein Geschwisterchen bekommen hatte, sich seitdem sehr vernachlässigt von seiner Familie fühlte, denn alles würde sich nur noch um seine kleine Schwester drehen. Eigentlich war das ein ganz lieber Junge, und nach der Stunde ging ich mit ihm zur Tür und zeigte ihm, dass man sie auch leise schließen konnte. Von wegen Rabauke – artig bedankte er sich, dass ich ihm zugehört hatte. Nach der Stunde redete ich mit der Lehrerin und erzählte ihr von den Problemen des kleinen Mannes. Sie war natürlich komplett ahnungslos und – richtig – außerdem könne sie sowieso nix daran ändern. Ich war supersauer: Wenn nur neunzehn Kinder in der Klasse sind, kann man sich sehr wohl kümmern, Freunde des kultivierten Zuhörens! Für mich war ziemlich schnell klar, dass ich nicht wollte, dass mein Sohn weiter unter solchen Umständen lernte! Also musste ich handeln und informierte mich, welche Schulformen es sonst noch in unserer näheren Umgebung gab. Und Bingo: In unserer Nähe war eine Montessori-Schule! Ich rief sofort den Schulleiter Herrn Ehlers an, schilderte ihm unser Problem, und er sagte zu meiner freudigen Überraschung, dass ein Platz durch einen Umzug frei geworden wäre. Wenn die alte Schule Donald gehen ließe, dann könnte er schnell wechseln. Wir waren überglücklich. Herr Ehlers sagte noch, ich könnte mir die Monteschule ja mal ansehen. Das machte ich natürlich schnell. Ich ging morgens hin und kam in Donalds zukünftige Klasse. Die Lehrerin war noch nicht da, aber die Kinder kamen in die Klasse, setzten sich hin und fingen schon mal ganz entspannt an zu arbeiten. Es war ohne Lehrerin leiser als in der anderen Schule in Anwesenheit der Lehrerin – ich war sehr erstaunt! Die Modalitäten des Schulwechsels waren sehr schnell erledigt, und ich hatte das Gefühl, genau das Richtige für mein Kind getan zu haben. Den ersten Schultag in der neuen Schule werde ich nie vergessen: Während er vor dem Wechsel immer mit hängenden Schultern und mieser Laune nach Hause kam, lief mir an jenem Tage ein freudestrahlendes Kind begeistert in die Arme! Donald war überglücklich und total begeistert, uns allen ging das Herz auf. Frau Bachem, seine neue Lehrerin, war Lehrerin mit Leib und Seele! Liebe Frau Bachem, falls Sie das hier lesen sollten: Meine Familie und ich sind Ihnen heute noch sehr dankbar für diese unvergesslichen Schuljahre!
Nicht ganz so lange wie die wunderbare Grundschulzeit dauerte Donalds Karate-Laufbahn. Nach drei Jahren gab es immer mehr Wettkämpfe am Wochenende, und das war für meinen Sohn der Anfang vom Ende. Dazu hatte er keine Lust. Ich muss allerdings sagen, dass er nicht umsonst die drei Jahre absolviert hatte, denn als die Montessori-Schule renoviert wurde, musste Donalds Klasse in einen Container auf dem Schulhof der benachbarten Hauptschule ausquartiert werden. Das brachte viel Konfliktpotential mit sich, denn die älteren Hauptschüler machten gerne ihre derben Späße mit den kleinen Jungs von der »Softieschule«. Da wurden Jacken weggenommen, Geld abgezockt und derbe rumgepöbelt, bis sich mein Sohn mit Karate und sicherem Auftreten Respekt verschafft hatte. Einem Mitschüler hat er sogar auf diese Art und Weise die Jacke zurückerobert. Nicht dass wir uns falsch verstehen – er musste noch nicht mal den Chuck Norris machen! Er
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