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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Köster
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bedrückender Moment. Weil mir natürlich auch bewusst war, dass alles von nun an kein Zuckerbrot für Gaby werden würde. Natürlich haben wir ihr Mut gemacht – Töne, Jonas und ich. Der übliche Sermon: »In einem Jahr stehst du wieder auf der Bühne undsoweiterundsofort …« Wir haben es gut gemeint und wollten unserer Freundin natürlich Mut machen! Ein Ziel und Rückhalt geben! Aber wie schnell man auch mit »Gutmeinen« über das Ziel hinausschießen kann, ist mir und Töne erst nach einem Krankenhausbesuch im Sommer 2008 bewusst geworden. Der Grund für unseren Besuch war folgender: Mit Entsetzen hatten wir mitbekommen, dass Gaby wieder angefangen hatte, zu rauchen und zwar schon im Krankenhaus. Das konnten wir nicht glauben, dass jemand, der einen Schlaganfall gehabt hatte, nach dem Entzug durch das Koma, et cetera wieder anfängt mit diesem schrecklichen Giftzeugs! Ich hatte ein Jahr vorher mit dem Rauchen aufgehört und war sowieso ein überzeugter Nichtraucher geworden. Also verspürte ich erst recht einen unglaublich selbstgerechten Missionarseifer. Töne stieg auch nur zu gerne auf diesen Zug auf, und so machten wir uns auf den Weg nach Merhein in das Krankenhaus, um Frau Köster mal richtig den Kopf zu waschen. Und fühlten uns als Stellvertreter aller, die über Gabys Qualmerei verzweifelt waren!
    Kaum angekommen, wollte Madame auch gleich von uns nach unten in den Park gebracht werden, um Dr. Marlboro zu konsultieren. Also packten wir unsere hübsch zurechtgelegte Moralpredigt aus: »Wie kannst du das nur deiner Familie und uns antun?« – »Wir haben um dein Leben gebangt und was machst du?« – »Ist das der Dank für all die Sorgen?« – »Dein armes Kind! Schäm dich, das kannst du doch nicht machen!«
    Gaby war betroffen und versprach uns hoch und heilig aufzuhören. Nach dieser »Letzten«, natürlich! Als wir nach Hause fuhren, waren wir uns nicht sicher, ob sie wirklich aufhören würde. Als ich dann endlich zu Hause war, rief Gaby mich an. Sie klang sehr traurig und aufgelöst, und fragte, ob ich denn wegen dem Rauchen nicht mehr ihr Freund wäre. Ich ruderte sofort zurück und sagte diesen Satz, der im Kern natürlich richtig ist: »Wir meinen es doch nur gut!« Gleichzeitig ist der Satz aber auch schrecklich, denn später wurde mir klar, wie anmaßend und unsensibel unser Verhalten gleichzeitig war! Wir haben sicher das Recht – und sogar die Pflicht –, unsere Freundin darauf hinzuweisen, dass das Rauchen nicht gerade eine tolle Idee ist in Bezug auf ihre Gesundheit – aber es steht uns nicht zu, ihr mit einer Art »Liebesentzug« zu drohen. Das haben wir ja auch nicht gemacht, als sie »gesund« geraucht hat wie ein Schlot. Und wenn sie jetzt rauchen wollte, dann war das auch in erster Linie ihr Bier. Punkt, aus, basta.
     
    Im Laufe des Sommers 2008 besuchte Gaby uns wieder in Hamm. Im Rollstuhl zwar – aber ein paar Meter konnte sie auch schon alleine laufen! Es war sowieso unglaublich, wie fit sie an guten Tagen schon wieder war. Wie schlagfertig sie schon wieder sein konnte und wie schnell ihr Hirn sich von diesem Super- GAU erholt hatte. An schlechten Tagen, wenn sie nicht gut drauf war, dann konnte man allerdings auch ahnen, wie langwierig der Reha-Prozess noch sein würde. Dann fehlte ihr die Konzentration, sie war müde und gereizt und hatte eine Aufmerksamkeitsspanne von höchstens fünf Minuten.
    Natürlich regten wir uns weiter darüber auf, dass sie wieder mit dem Rauchen angefangen hatte, aber das beeindruckte sie überhaupt nicht. Was uns allen aber auch irgendwie hätte klar sein müssen. Druck auszuüben ist bei Gaby so sinnvoll und hilfreich wie eine Flasche Spiritus zum Feuerlöschen!
    Jedenfalls eröffnete sie mir bei einem lauen Grillabend auf unserer Terrasse, dass sie ein Tagebuch für ihre private Erinnerung schreiben wollte, und ob ich nicht Lust hätte, so ein Tagebuch mit ihr zusammen zu schreiben. Begeistert willigte ich ein, sah ich doch darin eine großartige Möglichkeit, meiner Freundin zu helfen. Einerseits dachte ich, es wäre auch eine gute Sache, um die seelischen Wunden des Schlaganfalls zu pflegen und andererseits auch ein guter Weg für Gaby, sich zu erinnern. Und da sie ja nicht schreiben konnte mit der lahmen Hand, wollte ich ihr unbedingt helfen. Schließlich hatte Gaby so viel für mich getan und – was auch noch sehr wichtig war – wir waren echte Seelenverwandte. Gute Voraussetzungen also, wenn man ein sehr persönliches

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