Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
Gegensatz zur rasant dahingleitenden Schnellbootfähre stampfte die große Fähre wie ein rumänischer Tanzbär durch die schäumenden Wogen. Statt zweieinhalb Stunden betrug die Fahrzeit mit der MS Achterbahn auch nur großzügig veranschlagte viereinhalb Stunden. Wir waren noch nicht fünf Minuten unterwegs, da waren Claudia und ich schon seekrank und schluckten hastig ein paar Reisetabletten, die ich glücklicherweise noch im Kulturbeutel gefunden hatte. Unser Pech war nur, dass uns trotzdem kotzübel wurde. Das Einzige, was die Tabletten wirklich gut verhindert haben, war das Kotzen. Machte aber nix, dass haben dann die anderen Passagiere übernommen. Viereinhalb Stunden auf einem Kahn, der wie verrückt schaukelte, auf dem es überall nach Erbrochenem stank und zu allem Überfluss noch saukalt war, weil die Heizung offensichtlich nicht funktionierte! Ich dachte, das würde nie mehr aufhören, und saß die Stunden leichenblaßgrün festgeklammert auf einem alten Holzkinostuhl und kämpfte permanent gegen meine aufstoßenden Magensäfte. Dazu hatte ich Schüttelfrost und Schweißausbrüche. Meine Frau war mir auch keine wirklich große Hilfe. Ihr war zwar anfänglich auch ein bisschen übel gewesen, aber das hatte sie mit einer Tablette – und LESEN !!!!!!!!! – in den Griff bekommen.
Als wir in Denia endlich an Land taumelten – also eigentlich taumelte nur ich –, war mir klar, dass ich NIE wieder mit einer Fähre fahren würde. Und dass mich wieder ein Erlebnis mit Gaby Köster verband, das ich nicht vergessen würde! Auch diese Anekdote erzählen wir uns heute noch immer wieder gerne, wenn wir uns sehen!
Beruflich hieß es dann 2007 wieder: Never change a winning team, also schrieben Gaby, Töne und ich 2007 auch das neue Live-Programm »Wer Sahne will, muss Kühe schütteln« für Gaby. »Sahne« war wirklich noch mal ein großer Schritt nach vorne und wir haben es Gaby wirklich perfekt auf den Leib geschneidert. Meistens trafen wir uns in Münster und gingen erst ein bisschen spazieren. Dabei plauderten wir uns in Stimmung und danach schrieben wir einen großartigen Stand-up.
Ich habe mich immer gewundert über diesen Wahnsinnstyp Töne Stallmeyer. Ein guter Manager, ein großartiger Mensch und was für ein lustiger Autor!
Gaby und ich gaben wirklich immer alles, um mit seiner Schlagzahl mitzukommen. Aber das Ergebnis hat uns Recht gegeben: Das Programm war 150 Prozent Gaby, ein perfekter Spielplatz für das immens große Können der Frau Köster. Sie gurrte, grölte, lachte, schauspielerte, schlüpfte mühelos in verschiedene Rollen und legte mit ihrem Temperament jede Halle in Schutt und Asche!
Wir besuchten uns weiter in regelmäßigen Abständen, wobei sie auch oft zu uns kam, weil das für uns mit der kleinen Zita natürlich einfacher zu handhaben war. Kleine Kinder in einem Haushalt mit fünf Hunden zu bändigen, ist – zumindest in Zitas Fall – so gut wie unmöglich. Da scheitert jeder Versuch einer geregelten Unterhaltung!
Viele meiner Freunde haben mich oft gefragt, wie Gaby denn »privat« so wäre, was natürlich die Lieblingsfrage aller Freunde von Celebritys und Stars ist! »Privat ist Gaby ein toller Mensch«, pflege ich dann immer zu sagen. Denn, was ich viel interessanter finde, ist die Tatsache, dass Gaby zwar ihren Beruf liebt, aber ein wahnsinniges Lampenfieber hat und sich eine Stunde vor einem Auftritt fast als ultranervöses Wrack in ihrer Garderobe verschanzt. Das hat mich immer fasziniert, dass ein Mensch, der derartig »abgehen« kann und auf der Bühne vor Temperament kaum zu bremsen ist, sich so überwinden muss, um überhaupt auf die Bühne zu gehen.
Es war also nicht verwunderlich für mich, dass Gaby am 22. 12. 2007 zwar glücklich, aber extrem körperlich angeschlagen von den letzten Tourneeterminen mit Donald bei uns in Hamm aufschlug. Wir hatten im dicken Berufsstress noch keine Zeit gehabt, uns unsere Geburtstagsgeschenke zu geben, und wollten das praktisch in einem Abwasch mit unseren Weihnachtsgeschenken erledigen, da wir uns wegen ihres anstehenden Ibiza-Urlaubs erst im nächsten Jahr wiedersehen würden. Oder einen Tag später auf der Weihnachtsfeier unserer Agentur, aber das war uns auch zu nervig – Bescherung im dicksten Partyrummel.
Der Abend bei uns war wunderschön, wir haben lecker gegessen, uns schön beschenkt und natürlich wie immer viel geredet und laut und herzlich gelacht. Gaby hatte mir ein tolles Rolling-Stones-Shirt
Weitere Kostenlose Bücher