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Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Sorge. Übrigens scheint es mir besser, wenn ich dir nicht direkt schreibe, sondern etwaige Briefe an George oder meine Zofe richte.»
    «Ob George eine Leuchte in seinem Beruf werden wird?»
    «Warum nicht?»
    «Weil solche Maulfaulheit keinem Kranken gefällt.»
    «Vielleicht überwindet er sie im Laufe der Zeit», gab Frankie zurück. «So, jetzt muss ich auch fort. Ich werde es dich wissen lassen, wenn ich den Bentley haben will. Auf Wiedersehen, Bobby.»
    «Auf Wiedersehen, Frankie.»
    Sie sahen sich einen Augenblick in die Augen. Dann ging auch sie hügelabwärts.
    George hatte seinen Wagen bereits gewendet und fuhr ihn rückwärts um den Mauervorsprung herum. Sekundenlang verschwand Frankie, erschien gleich wieder und schwenkte ihr weißes Taschentuch. Ein zweites Taschentuch wedelte hinten am Knick. Nun startete Bobby Jones den Wagen, stieg aufs Trittbrett und löste die Bremse. Das alte Vehikel bewegte sich nur widerstrebend voran, aber der Hang war steil, und die Geschwindigkeit wuchs. Schließlich sprang Bobby ab. Führerlos jagte der Wagen weiter und prallte mit beträchtlicher Wucht gegen die Mauer.
    Bobby sah, wie Frankie auf die Unfallstelle zulief und sich mitten in die Trümmer warf, sah weiter, wie Georges Auto um die Ecke bog und anhielt. Er seufzte. Dass er jetzt nach London zurückmusste, passte ihm gar nicht. Nichtsdestoweniger stieg er gehorsam auf sein Motorrad und fauchte von dannen…
    Auf dem Schauplatz des Unglücks nahmen derweilen die Dinge ihren Fortgang.
    «Soll ich mich ein bisschen wälzen, damit ich staubig werde?», fragte Lady Frances Derwent.
    «Ja, das könnte nichts schaden. Geben Sie mir Ihren Hut.»
    George Arbuthnot nahm ihn und brachte ihm eine schreckliche Beule bei, während Frankie einen Schrei ausstieß.
    «Bravo, das ist die Erschütterung», lächelte George. «Und jetzt stillliegen. Ich glaube, eine Radfahrerglocke gehört zu haben.» Tatsächlich kam fast in derselben Sekunde ein etwa siebzehnjähriger Bursche vergnügt pfeifend um die Mauerecke gestrampelt. Mitten in seiner Melodie brach er ab, sprang vom Rad und genoss entzückt das Schauspiel, das sich seinen Augen bot.
    «Oho!», schrie er. «Hat’s da einen Unfall gegeben?»
    «Nein», erwiderte der junge Mediziner sarkastisch. «Die Dame hat den Wagen absichtlich gegen die Mauer gefahren.»
    Der Bursche, der diese schlichte Wahrheit naturgemäß als Ironie auffasste, sagte: «Sieht böse aus, was? Ist sie tot?»
    «Noch nicht. Sie muss irgendwo untergebracht werden, und zwar umgehend. Ich bin Arzt. Was ist das für ein Besitztum?»
    «Merroway Court. Gehört Mr Bassington-ffrench. Er ist Friedensrichter.»
    «Wir müssen sie dorthin schaffen», gebot George. «Helfen Sie mir.»
    Bereitwillig lehnte der Bursche sein Rad gegen die Mauer, und mit Arbuthnot zusammen schleppte er Frankie die von Ulmen eingefasste Auffahrt hinauf bis zu einem schönen alten Herrenhaus.
    Ihr Kommen war bereits bemerkt worden, denn ein älterer Butler empfing sie auf der untersten Stufe der Freitreppe.
    «Haben Sie ein Zimmer, wo ich die Dame untersuchen kann? Sie ist mit ihrem Wagen verunglückt.»
    Der Butler eilte bestürzt in die Halle zurück, gefolgt von den beiden jungen Männern mit ihrer Last. Dann trat aus einem Salon zur Linken eine Frau, groß, mit rötlichem Haar und graublauen Augen.
    Sofort erfasste sie die Sachlage. «Wir haben ein Schlafzimmer im Erdgeschoss frei», sagte sie. «Selbstverständlich steht es zu Ihrer Verfügung. Soll ich einen Arzt rufen?»
    «Nicht nötig. Ich bin selbst Arzt. Zufällig kam ich gerade an der Unglücksstelle vorüber.»
    «Darf ich vorangehen?» Sie führte sie in einen behaglich möblierten Raum, der zum Garten hinaus lag. «Sind ihre Verletzungen gefährlich?»
    «Das vermag ich vorläufig noch nicht zu sagen.»
    Mrs Bassington-ffrench verstand den Wink und entfernte sich. Mit ihr der Radfahrer, der ihr eine Beschreibung des Unfalls auftischte, als habe er ihm beigewohnt.
    Inzwischen tauschten Arbuthnot und Frankie ein behutsames Gewisper aus.
    «George, mein Guter, der Streich wird doch nicht etwa Ihre Karriere verderben?»
    «Wahrscheinlich ja», erwiderte der junge Doktor trübe. «Das heißt, wenn es herauskommt.»
    «Lassen Sie nicht den Kopf hängen, George: Es wird nicht herauskommen.»
    George Arbuthnots Miene erhellte sich jedoch nicht. Er zog seine Uhr hervor und meinte: «Drei Minuten werde ich für meine angebliche Untersuchung veranschlagen.»
    «Was geschieht mit dem

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