Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
„Ich habe nachgedacht. Die Messlöffel und -tassen. Du könntest einen Nagel nehmen und kleine Vertiefungen in die Seite ritzen, dann kann sie immer erkennen, welche Maßeinheit sie gerade in der Hand hat. Und sie kann an der Größe der Vorratsdosen erkennen, was in jeder drin ist. Dann kann sie in der Küche ganz viel alleine machen.
Ich habe letzte Nacht darüber nachgedacht. Ich schaue nicht auf meine Hände, wenn ich Erbsen oder Bohnen schäle. Ich schaue zu Annie oder auf den Sonnenuntergang oder beobachte, wie einer der Hunde unsere Milky jagt. Wenn du mal deine Schwester beobachtest, wie sie Teig ausrollt, dann wirst du sehen, dass auch sie ihn nicht die ganze Zeit anstarrt.“
Ihr Boss schwieg. Aber er widersprach ihr auch nicht. Das musste ein gutes Zeichen sein.
Sie lachte kurz auf. „Schau mal her. Jetzt haben wir die ganze Zeit geredet, und ich habe nicht einmal auf meine Häkelnadel geguckt. Trotzdem ist die Nadel regelmäßig durch die Maschen geschlüpft und hat die schönsten Maschen gemacht.“
Jakob schaute auf das Gehäkelte in ihrem Schoß.
„Mr Stauffer, Sir –“
„Jakob“, korrigierte er sie.
Hope lächelte ihn kurz an. „Jakob, ich liebe deine kleine Tochter. Ich finde, sie ist das wunderbarste kleine Mädchen, das Gott je geschaffen hat, und ich würde nie etwas tun, das ihr wehtut. Du bist ein Mann. Du weißt nicht, was es heißt, eine Frau zu sein. Kleine Mädchen lernen ganz viel für später, wenn sie noch klein sind. Wenn Emmy-Lou jetzt ganz viel lernt, dann kann sie später einmal viel damit anfangen, ob sie blind wird oder nicht.“
„Diese Schürze ist dann – ist ein Zeichen für sie, dass sie einmal kochen und handarbeiten wird? Aber das stimmt doch vielleicht gar nicht.“
„Natürlich stimmt das. Keiner kann alles. Ich kann nicht lesen und habe trotzdem ein schönes Leben. Ich muss mich auf andere verlassen – aber ich denke, das war Teil von Gottes Plan.“
„Der Leib Christi ...“, sagte er nachdenklich. „Das meinst du doch?“
Sie starrte auf ihre Nadel, die unaufhörlich weiterhäkelte. Obwohl er sie nun endlich verstanden hatte, wollte der Kloß in Hopes Hals einfach nicht verschwinden. Sie schluckte. „Ich werde bald gehen. Und wenn es so weit ist, möchte ich, dass Emmy-Lou die Sterne in den Händen hält, die Farben in ihrem Herzen trägt und weiß, dass sie eine glückliche, wertvolle Frau werden wird, egal, was passiert.“
„Du wirst nicht gehen!“
Hope zuckte mit einer Schulter.
„Wir haben eine Abmachung.“ Sein Flüstern klang angestrengt. „Du hast gesagt, dass du um Annies willen bleiben wirst. Sie braucht dich jetzt mehr als je zuvor.“
Erleichtert konzentrierte sich Hope wieder auf ihre Arbeit. „Ich war mir nicht sicher, wie du darüber denkst. Johnny ist jetzt schon länger als zwei Wochen auf der Welt, von daher wäre es eigentlich Zeit für mich zu gehen. Außerdem bin ich mir sicher, dass du mich an dem Abend, an dem ich krank geworden bin, eigentlich schon wegschicken wolltest.“
Er sah sie seltsam an. „In gewisser Hinsicht vielleicht schon.“
Ihr Herz wurde schwer. Jakob will mich nicht. Die Luft brannte in ihren Lungen. Ich war mir nicht sicher, wie er darüber denkt. Jetzt weiß ich es. Ich bin nur gut für Annie. Das ist alles. Ich hatte gehofft ... eigentlich weiß ich gar nicht, was ich erwartet habe. Durch das Fieber bin ich komisch geworden .
„Aber du bleibst hier.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
Hope schaute angestrengt auf ihre Häkelnadel, biss sich auf die Lippe und nickte. „Wie du schon gesagt hast, haben wir eine Abmachung. Wir wollen zusammen deiner Schwester helfen. Solange du denkst, dass ich ihr hier beistehen kann – vor allem gegen diesen schrecklichen Mann – so lange bleibe ich.“
Jakob atmete erleichtert aus.
Seid dankbar in allem. Ich muss aufhören, an mich selbst zu denken und stattdessen auf all das Gute sehen, das der Herr hier tut. Hope schaute ihren Boss an. Er liebte seine Familie mit einer Leidenschaft und Stärke, die sie nur bewundern konnte. Annie und Emmy-Lou würden es bei ihm immer gut haben.
„Du wirst hier gebraucht, Hope! Wir wollen dich hier und sind dankbar, dass es dich gibt. Ich weiß gar nicht, wie wir ohne dich zurechtkommen sollen.“
„Man soll sich nicht über ungelegte Eier Gedanken machen.“ Sie rümpfte die Nase. „Das hört sich albern an. Du legst ja gar keine Eier. Dann eben: Zerbrich dir nicht den Kopf
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