Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
darüber.“
„Ich habe auch schon mehr als genug Kopfschmerzen wegen unserer verzwickten Lage. Wir haben noch fünf Tage, bevor Konrad wiederkommt.“ Jakob warf einen kurzen Blick über die Schulter in die Küche und rückte dann seinen Stuhl etwas näher an Hope heran. Jetzt flüsterte er nur noch. „Tim Creighton hat einen Freund, der Anwalt ist. Er hat einen Vertrag aufgesetzt, den ich Konrad anbieten werde. Ich werde die Farm im Norden verkaufen und ihm das ganze Geld geben, wenn er aus dem Land verschwindet und Annie von jetzt an in Ruhe lässt.“
Hope flüsterte zurück: „Aber was hält ihn davon ab, das Geld einfach zu nehmen und sein Wort trotzdem zu brechen?“ Das Häkelgarn rollte von ihrem Schoß. Sie konnte es gerade noch auffangen. Dann schaute sie Jakob wieder an. „Ich würde eher einem räudigen Kojoten trauen als Konrad.“
„Ja, er ist schlimmer.“ Seine Stimme war gleichbleibend leise. „Konrad hat oft gesagt, dass er besser in Deutschland geblieben wäre. Mit dem Erlös der Farm hätte er genug Geld, um wieder nach Deutschland zurückzugehen. Es gibt einen Ort in New York, der heißt Ellis Island. Schon bald müssen alle Einwanderer dorthin, bevor sie ins Land dürfen. Du hast Konrad nicht lange gesehen, deshalb ist es dir wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, aber es fehlen ihm zwei Finger.“ Jakob hob seine linke Hand und legte seine rechte um die letzten beiden Finger.
Hope konnte sich an nicht viel von Konrads Besuch erinnern. „Ich weiß noch nicht einmal, ob ich seine Hände wirklich gesehen habe.“
„Er schämt sich dafür, deshalb tut er alles, damit man seine linke Hand gar nicht erst sieht. Trotzdem fehlen die Finger. Mir hat es nie etwas ausgemacht, aber jetzt bin ich glücklich, dass ihm die zwei fehlen.“
Überrascht sah Hope ihn an. „Das sieht dir aber gar nicht ähnlich.“
Jakob blickte ihr direkt in die Augen. „Es gibt neue Gesetze. Jeder mit einem deformierten Körper, der unter Umständen nicht richtig arbeiten kann und dann dem Staat auf der Tasche liegen würde, darf nicht ins Land einwandern. Selbst wenn Konrad eines Tages zurückkommen will und in Ellis Island ankommt, dann wird den Behörden seine Hand auffallen. Er könnte zwar behaupten, dass er damit gut arbeiten kann, aber es gibt viele Länder, wo man Dieben Finger oder ganze Hände abschneidet. Das Einwanderungsgesetz verbietet jedem die Einreise, der unter dem Verdacht steht, gegen das Gesetz in seinem Heimatland verstoßen zu haben. Auf jeden Fall würden sie ihn nach Deutschland zurückschicken.“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich hoffe, du hast recht.“
„Annie weiß es noch nicht. Ich wollte es dir zuerst erzählen. Du kannst sie so gut trösten und ermutigen, Hope. Wenn ich es ihr erzähle, möchte ich, dass du dabei bist, um ihr Mut zu machen.“
„Das ist wirklich sehr nett von dir. Aber was ist – ich weiß, dass Annie danach fragen wird – was ist, wenn Konrad den Vertrag nicht unterschreibt?“
„Er ist geldgierig. Er wird ihn unterscheiben.“
Hope legte ihre Häkelsachen zur Seite und beugte sich zu ihm. „Mr Stauffer ...“
Er beugte sich auch vor. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mich Jakob nennen sollst, Hope?“
Sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, wurde aber sofort wieder ernst. „Jakob, ich habe gesehen, wie er deine Schwester angeschaut hat. Der Mann handelt nicht vernünftig. Er würde sich selbst mit dem Teufel anlegen, wenn er könnte. Annie ist sowieso schon total durcheinander. Ich will dir nicht vorschreiben, was du tun sollst. Aber ich denke, du solltest Annie nichts davon erzählen, bis Konrad den Vertrag unterschrieben hat und schon auf dem Schiff ist.“
Nachdenklich schaute er sie an, sagte aber nichts. „Ja. Ich denke, du hast recht. Du hast so viel für meine Schwester getan. Ich bin dir so dankbar. Sie hat dich so gebraucht. Wir alle. Und wir brauchen dich auch immer noch!“
Da die heimliche Diskussion vorbei war, redete Hope in normaler Lautstärke weiter, damit Annie nicht doch Verdacht schöpfte. „Das Gleiche gilt für mich. Es war eine reine Freude, hier bei euch zu arbeiten. Und ihr habt mich alle verwöhnt, als ich krank war.“
„Wir haben uns Sorgen um dich gemacht.“
„Ich kann mich noch erinnern, dass du für mich gebetet hast.“ Mehr als einmal hatte sie ihre Augen während des schlimmen Fiebers mühsam aufgemacht und Jakob auf seinen Knien neben ihrem Bett gesehen. Noch nie zuvor hatte
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