Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
hier sicher warst, habe ich den Mund gehalten. Jetzt bist du in Gefahr, deshalb kann ich nicht länger schweigen. Dieser Schurke bekommt dich nicht wieder.“
„Du hast es gewusst?“ Annies Stimme zitterte.
Velma drückte sie an sich und trat dann wieder einen Schritt zurück. „Manche Leute denken, das ist eine Familienangelegenheit. Und wir sind eine Familie. Du bist meine Schwester in Christus. Es ist eine Schande, dass dein Mann seine Hand gegen dich erhoben hat. Dadurch hat er jedes Recht verloren, dich weiterhin seine Frau zu nennen.“
„So.“ Jakob schaute auf Hope hinunter. Sie sah so zart und schön aus in seinem Morgenmantel. Er hatte ihn ihr geliehen, da sie selbst keinen besaß. „Annie, du bleibst hier oben und kümmerst dich um Hope und Johnny.“ Er konnte einfach nicht widerstehen. Vorsichtig strich er ein paar Haarsträhnen aus Hopes Gesicht. „Velma kümmert sich um Emmy-Lou, und Phineas und ich –“
Annie senkte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. „Phineas ... wirst du es ihm erzählen?“
„Er weiß es bereits, Annie. Er hat es sich schon an dem Tag gedacht, als ich dich hierhergeholt habe. Als Leopold Volkner hier war, hat Phineas geholfen, ihn von dir fernzuhalten. Siehst du? Überall um dich herum hat Gott Menschen gestellt, die dich beschützen. Er ist treu. Lege dich hin und ruhe dich aus. Erinnerst du dich noch an den Vers aus dem Psalm? ‚Und der dich behütet, schläft nicht.‘ Du kannst schlafen, weil der allmächtige Gott über dir wacht.“
„Amen!“, stimmte Velma zu.
„Was ist?“ Hope war aufgewacht und versuchte sich aufzusetzen. „Annie und ich kümmern uns schon um sie. Hope, dann kann ich dich gleich einmal genauer anschauen. Meine Güte, Mädchen, der Ausschlag muss dich ja in den Wahnsinn treiben. Wir brauchen auf jeden Fall ein wenig Backpulver, das wir in Wasser auflösen ...“
„Ich bin sehr dankbar für den Ausschlag“, kommentierte Hope schläfrig.
Bei diesen Worten drehte sich Jakob auf den Absatz herum und kam zurück.
„Hat den Feigling sofort vertrieben, habe ich recht, Annie? Zwei Wochen, habe ich ihm gesagt.“
„Zwei Wochen?“, wiederholte Jakob. Wenn das stimmte, dann hätte er genug Zeit, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Außerdem hätte sich Hope bis dahin auch von ihrem Fieber erholt.
„Hope hat ihm gesagt, dass wir wahrscheinlich zwei Wochen unter Quarantäne gestellt werden.“
Velma kicherte leise. „Genau das werden wir tun. Jawoll! Das werde ich überall herumerzählen. Ich bin aber sicher, dass das Tim Creighton nicht davon abhalten wird, herzukommen und dir zu helfen, Jakob! Vielleicht solltet ihr euch zusammensetzen und einen Plan machen.“
„Der Sheriff und Pfarrer Bradle sollten auch dabei sein – kannst du dich darum kümmern?“
Velma machte sich am Gürtel von Hopes Morgenmantel zu schaffen. „Das ist leichter, als einen Kuchen zu backen. Und jetzt verschwinde hier.“
„Okay.“ Hope setzte sich halb auf und wollte aufstehen. „Was für einen?“
Zärtlich schob Annie Hopes langen Zopf wieder über ihre Schulter. „Was meinst du denn, Hope?“
„Ich muss mich nur schnell anziehen, dann backe ich den Kuchen.“
Annie riss die Augen auf und lachte etwas unsicher.
Jakob konnte nicht anders. Grinsend schaute er Hope an. Sie wusste genau, was sie tat. Und er wusste es auch, da sie ihm verschmitzt zuzwinkerte. Hope war schon eine besondere Frau ... und schon bald würde er sie zu seiner Frau machen.
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Kapitel 25
Konrad saß im Schatten des Pfirsichbaums im Hof und beobachtete das Haus. Jakob hatte eine Frau mittleren Alters von der Kirche mit nach Hause gebracht, die nach einer Weile wieder gegangen war. Beinahe wäre er aufgesprungen und hätte sich ihr in den Weg gestellt, um Genaueres zu erfahren, aber er hatte sich zusammengerissen. Warten war sicherlich in seiner Situation besser. Wenn Annie und ihr Bruder versuchten, ihn für dumm zu verkaufen, konnten sie das Spiel nicht lange aufrechterhalten.
Ein paar Stunden später kamen drei Männer. Statt ins Haus zu gehen, blieben sie auf der Veranda und redeten dort mit Jakob und Phineas. Der Pastor trug noch seinen schwarzen Sonntagsanzug. Ein metallisches Blitzen auf der Brust des zweiten Mannes sagte Konrad, dass das der Sheriff sein musste. Der dritte Mann konnte aber auf keinen Fall ein Arzt sein. Ärzte trugen immer Anzüge und verbrachten die meiste Zeit hinter ihren
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