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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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du
dich wieder mal bei mir sehen läßt, Onkel Harry. Es ist eine Ewigkeit her, daß
ich dich das letzte Mal gesprochen habe. Was treibst du nur? Du läßt dich ja
von der Arbeit auffressen, du solltest unbedingt einmal ausspannen. Und du hast
mir doch versprochen, mich bald mit nach Kolumbien zu nehmen. Schließlich hast
du es nicht nötig, tagein, tagaus wie ein Kuli zu schuften. Warum können wir
nicht... ? Was ist denn? Du siehst aus, als ob... Ist irgend etwas passiert?«
    Sharples räusperte sich, suchte
nach seinem Zigarettenetui und sah mich hilflos an.
    Fragend zog ich die Augenbrauen
hoch. Sharples nickte.
    »Wir bringen Ihnen schlechte
Nachrichten, Miss Bruce«, sagte ich. Der flinke kleine Finger, mit dem sie
gerade die letzten Feinheiten an ihren Mundwinkeln vollendete, spannte sich.
Sie drehte mir nicht den Kopf zu, sondern rollte nur ihre großen dunklen Augen
zu mir herüber und sah mich über den Rand ihrer Puderdose an. »Was ist denn
geschehen?« fragte sie, noch immer mit dem Nachziehen der Lippen beschäftigt.
    »Robert Cameron ist heute
mittag ums Leben gekommen.«
    Die Puderdose glitt ihr augenblicklich
aus der Hand, stieß gegen ihr Knie und fiel offen zu Boden, daß der Puder über
den Teppich verstreut wurde.
    Ihr Blick wich nicht von meinem
Gesicht. »Ums Leben gekommen?«
    »Ja.«
    »Wie denn?«
    »Er wurde ermordet.«
    »Was? Ermordet?«
    »Ja.«
    »Wer hat das getan?«
    »Man weiß es noch nicht.« Nach
einer kurzen Pause fragte ich sie: »Wann haben Sie ihm das Kollier gegeben?«
    »Welches Kollier?«
    »Das Kollier, das Ihnen Cora
Hendricks vererbte.«
    »Meinen Sie das
Smaragdkollier?«
    »Ja.«
    »Lieber Himmel«, sagte sie,
»das?«
    Sharples’ Augen wurden schmal.
»Was ist damit?« fragte er. »Brauchtest du Geld, Shirley? Oder... Warum gingst
du zu Bob Cameron und batest ihn, das Kollier zu verkaufen? Warum bist du nicht
zu mir gekommen? Hättest du nicht...«
    Der Ausdruck völliger Überraschung
auf ihrem Gesicht ließ ihn verstummen.
    »Ich brauchte Geld?«
wiederholte sie in fragendem Ton.
    »Ja. Natürlich brauchtest du
Geld. Sonst hättest du dich doch nicht von dem Kollier getrennt.«
    »Aber ich brauchte kein Geld,
Onkel Harry. Ehrlich gesagt, ich wollte einen etwas moderneren Schmuck haben.
Ich bat Mr. Cameron, das Kollier für mich zu verkaufen, weil ich glaubte, er
könne das besser als ich. Ich wollte das Ding nicht mehr haben und...«
    »Wie lange ist das her?« fragte
Sharples.
    Sie schloß ihre Augen ein
wenig. »Laß mich nachdenken, es muß...«
    »War es vorgestern oder
gestern?« drängte Sharples.
    Vor Überraschung weiteten sich
ihre Augen wieder. »Es war vor drei oder vier Monaten, Onkel Harry. Es ist... laß
mich überlegen... es müssen schon vier Monate sein.«
    »Aber hast du nicht nach all
der Verzögerung...«
    »Welcher Verzögerung?«
    Sharples sah mich hilflos an.
    »Was hat Mr. Cameron mit dem
Kollier gemacht?« warf ich dazwischen.
    »Er hat es verkauft, wie ich
ihn gebeten hatte. Er kennt einen Mann namens Jarratt, der mit altmodischen
Schmuckstücken handelt. Ich weiß nicht, was er damit anfängt. Aber er kauft
alten Schmuck auf. Er bot mir einen anständigen Betrag, durch Mr. Cameron
natürlich... »
    »Wieviel?« unterbrach Sharples.
    Sie errötete. »Das möchte ich jetzt
lieber nicht sagen. Es war ein gutes Geschäft. Mr. Cameron hielt den Preis auch
für angemessen, und ich akzeptierte ihn. Er hat das Kollier erst von einigen
Juwelieren schätzen lassen.«
    »Und was hast du mit dem Geld
gemacht?«
    Sie streckte ihre Hand aus und
zeigte ihm einen riesigen Brillantring. »Ich hatte die Smaragde wirklich satt.
Diesen Ring kaufte ich mir und brachte den Rest des Geldes auf die Bank.«
    Wieder blickte Sharples zu mir
herüber. In seiner Miene war hoffnungslose Verwirrung zu erkennen. Ich
blinzelte ihm zu, aber er merkte es nicht. Nach einer Weile, als das Schweigen
allmählich peinlich wurde, sagte ich zur Sharples: »Nun, wenn Sie nicht danach
fragen wollen, muß ich es wohl tun.« Damit wandte ich mich Shirley Bruce zu:
»Haben Sie Robert Hockley einen Teil des Geldes gegeben?«
    Auf ihren Wangen flammten
große, hochrote Flecken der Empörung auf, und ihre Augen blitzten zornerfüllt.
»Mit welchem Recht fragen Sie danach? Das geht Sie nichts an.«
    Ich blickte zu Sharples
hinüber. Nun konnte er weitere Fragen stellen. Er setzte an, um etwas zu sagen,
unterließ es aber dann.
    Shirley Bruce reckte ihr Kinn
hoch und wandte mir ihre

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