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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Offensichtlich
war die Bewohnerin vorsichtig mit jungen Männern, die abends im Vorbeigehen an
ihrer Wohnungstür klingelten.
    Ich steuerte direkt auf mein
Ziel los. »Mein Name ist Lam, ich bin Privatdetektiv und in dieser Eigenschaft
einem Schmuckstück auf der Spur. Ich glaube, Sie wissen etwas darüber. Darf ich
für einen Moment hineinkommen?«
    Sie sah mich durch den Türspalt
prüfend an, lachte plötzlich und löste dann die Sicherheitskette.
    »Natürlich«, sagte sie. »Bei
einem Mann, der so schnell und geradeheraus sagt, was er will, sollte man
eigentlich...«
    Offenbar kam ihr noch
rechtzeitig in den Sinn, daß das folgende Wort mir nicht ganz so passend
erscheinen könnte wie ihr. Daher beendete sie ihren Satz mit einem Lächeln.
    »Sicher sein?« ergänzte ich
ihren Satz in fragendem Ton.
    Sie lachte wieder. »Nein,
sicher fühle ich mich schon. Treten Sie bitte näher.«
    Es war eine hübsche, kleine
Wohnung, äußerst gepflegt und ordentlich aufgeräumt. Man sah, daß sie bewohnt
wurde, trotzdem war sie wie aus dem Ei gepellt.
    »Nehmen Sie bitte Platz«, sagte
sie und deutete auf einen Sessel.
    Ich wartete, bis sie sich
gesetzt hatte.
    »Haben Sie zufällig die letzten
Ausgaben der Zeitungen gelesen?« begann ich das Gespräch.
    »Nein, warum fragen Sie
danach?«
    »Ich bin einem bestimmten
Smaragdkollier auf der Spur. Man hat mir einen Hinweis gegeben, daß ich bei
Ihnen vielleicht etwas darüber erfahren kann.«
    »Wer gab Ihnen den Tip?« fragte
sie neugierig.
    »Als Detektiv kann ich mir
nicht erlauben, Namen preiszugeben.«
    Sie überlegte einen Moment und
meinte zustimmend: »Das entspricht sicher Ihren Vorschriften.«
    Ich zog die Abendzeitung aus
der Tasche, die ich vorher sorgfältig so gefaltet hatte, daß nur die Zeichnung
des Kolliers, aber nichts anderes zu sehen war, und reichte sie ihr. »Das ist
das Kollier. Können Sie mir etwas darüber sagen?«
    Sie betrachtete das Bild einen
Moment, faltete dann die Zeitung auseinander, so daß sie lesen konnte, was
darunter stand. Die Bildunterschrift besagte, daß das Kollier auf dem
Schreibtisch des Ermordeten gelegen habe, daß die Fassungen aufgebrochen und
die dreizehn Smaragde! daraus entfernt worden seien. Dann drehte sie die
Zeitung um, so daß sie die Schlagzeilen sehen konnte, und las nun den Namen des
Ermordeten. Die ganze Zeit über blieb ihr Gesicht völlig ausdruckslos, und ihre
Hände waren völlig ruhig. Sie hielt weder plötzlich den Atem an noch sagte sie
etwas oder zeigte sonst ein Zeichen der Überraschung.
    Ich beobachtete sie scharf. Sie
war schätzungsweise vierundzwanzig Jahre alt. Ihr blondes, welliges Haar hatte
die Farbe von goldgelbem Honig. Sie hatte eine hübsche, klar geschnittene
Stirn, und ihre geraden Augenbrauen gaben ihrem Gesicht den Ausdruck nachdenklicher
Konzentration. Ihre Lippen waren nicht schmal genug, um ihrem Gesicht einen
strengen Zug zu verleihen. Ich taxierte, daß ihr Mund gern lächelte, aber auch
fest und entschlossen sein konnte, wenn es ihr notwendig erschien.
    Sie blickte von der Zeitung
auf. »Was wollen Sie von mir wissen?« fragte sie.
    »Ist Ihnen das Kollier
bekannt?«
    Sie überlegte einen Moment, ehe
sie antwortete. »Es könnte sein. Können Sie mir sagen, was es damit auf sich
hat?«
    »Alles, was ich weiß, steht
hier in dem Blatt.«
    »Ich habe die Zeitung noch
nicht gelesen. Nur die Schlagzeile, diese hier, überflogen. Anscheinend wurde
das Kollier auf dem Tisch des Zimmers gefunden, in dem ein Mann ermordet
wurde.«
    »Ja, so ist es.«
    »Ehrlich gesagt, Mr. Lam, ich
kenne dieses Kollier nicht. Aber ich kann Ihnen folgendes sagen: Ich hatte
einige altmodische Schmuckstücke, die schon eine ganze Reihe von Jahren in
unserer Familie waren. Das meiste taugte nicht viel; das heißt, die Steine
waren nicht besonders wertvoll. Darunter befand sich auch ein Kollier, das
diesem hier in der Zeitung sehr ähnlich sieht, aber ich glaube nicht, daß das
sehr viel bedeutet. Es muß hunderte Kolliers dieser Art geben.«
    »Und was ist mit Ihrem
Kollier?«
    »Nun, nichts Besonderes. Es
entsprach nicht der hier wiedergegebenen Abbildung.«
    »Wodurch unterscheidet es
sich?«
    »In meinem Kollier waren keine
Smaragde. Meines sah, soweit ich mich entsinnen kann, fast genauso aus wie das
hier auf dem Bild, aber in meinem war ein synthetischer Rubin, und die anderen
Steine waren Granate.«
    »Was ist aus Ihrem Kollier
geworden?«
    »Ich habe es verkauft.«
    »An wen?«
    »Warum wollen Sie das

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