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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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sie.
    »Warum nicht? Was hast du
morgen vor, Donald?«
    »Meinen Urlaub nehmen. Ich
fahre nach Südamerika. Da wollte ich schon immer einmal hin.«
    Wie von einer Tarantel
gestochen fuhr Bertha auf. »Verdammter Kerl. Du ekelhafter, kleiner,
hinterlistiger Bastard. Was bildest du dir ein? Glaubst du, ausgerechnet jetzt
in der Welt herumreisen zu können? Wenn ich nicht dein Köpfchen nötig hätte,
könnte ich dich auf der Stelle umbringen. Das kannst du mir glauben.«
    »Willst du nach Hause oder ins
Büro?« fragte ich sie.
    »Ins Büro«, schrie Bertha mich
an. »Einer in der Firma muß doch wenigstens arbeiten.«
     
     
     

Sechzehntes
Kapitel
GUTER RAT IN
DREITAUSENDSECHSHUNDERT METER HÖHE
     
    D as Flugzeug flog ruhig in
dreitausendsechshundert Meter Höhe. Im Osten war der erste schwache Schein des
Tages zu erkennen. Die Passagiere lagen in ihren zurückgeklappten Sitzen
ausgestreckt und schliefen bis auf einen Mann, der vorne saß und beim Licht
seiner Lampe in einer spanischen Zeitung las.
    Bisher war der Flug ruhig
gewesen. Aber jetzt kamen kurze, scharfe Böen auf, die das Flugzeug etwas
vibrieren ließen.
    Der Himmel im Osten nahm
leuchtende Farben an. Unter uns lag als graugrüne Masse der Urwald. Aus der
Anrichte hinten im Rumpf des Flugzeuges drang der belebende Duft von frisch
gekochtem Kaffee. Die Passagiere begannen sich zu regen.
    Die Stewardess reichte Kaffee
und frischen Toast. Der Mann neben mir lächelte freundlich und sagte: »Das
schmeckt gut, nicht wahr?«
    »Ja, das ist genau das, was man
jetzt braucht«, stimmte ich zu.
    »Man wird in den Flugzeugen gut
versorgt«, fuhr er fort. »Kurz vor Sonnenaufgang fühlt man sich am wenigsten
wohl. Sobald die Sonne hochkommt, geht es einem besser, und genau in dem Moment
serviert dann die Stewardess den Kaffee. In Nachtflugzeugen reist es sich
angenehmer als in Bussen oder Zügen. Die Höhe und die Geschwindigkeit haben
etwas Aufregendes an sich. Wir nähern uns jetzt dem Gebirge. Sehen Sie da unten
den Urwald? Noch liegt alles grau in grau, aber sobald die ersten
Sonnenstrahlen darauf fallen, ist er so frisch wie ein Tautropfen auf einer
Rosenknospe.«
    »Das klingt sehr poetisch.«
    Er sah mich ernst an.
»Vielleicht lernt man die schönen Dinge des Lebens besser zu würdigen, wenn man
in Kolumbien lebt?«
    »Sie sind aus Kolumbien?«
    »Ja, aus Medellin.«
    »Leben Sie schon lange dort?«
    Er lächelte. »Seit
fünfunddreißig Jahren.«
    »Was ist das für eine Stadt?«
    »Sie ist einfach vollkommen.
Die Stadt liegt etwa fünfzehnhundert Meter hoch, oberhalb der schwülen Hitze
des Urwaldes und nahe genug am Äquator, so daß sich in den verschiedenen
Jahreszeiten die Temperaturen nicht verändern. Es gibt Tausende von Orchideen.
Man braucht nicht zu heizen, und es ist stets kristallklares, frisches
Bergwasser vorhanden. Aber ich rede wie ein Reiseprospekt. Jedenfalls sehne ich
mich nach der Stadt. Zwei Monate war ich fort, geschäftlich in den Staaten.«
    »Im Laufe der Jahre müßten Sie
in Medellin eine Menge Leute kennengelernt haben«, sagte ich.
    »Ich kenne fast alle dort.
Jedenfalls die, die es sich lohnt, zu kennen.«
    »Kommen nicht ziemlich viele
Amerikaner dorthin?« fragte ich.
    »Nordamerikaner«, verbesserte
er mich. »Amerikaner sind wir ja auch. Ja, es kommen ziemlich viele hin. Ich
bin oft wütend über die Leute, die man uns schickt. Sie hocken immer nur unter
sich zusammen. Geschäftsleute aus den Vereinigten Staaten sollten doch in
erster Linie die internationalen Verbindungen pflegen und die Verständigung
fördern. Weder treten sie mit den Einheimischen in Verbindung, noch lernen sie
ihre Sprache oder bemühen sich, die gesellschaftlichen Sitten des Landes zu
respektieren. Nichts dergleichen. Sie sondern sich in kleinen Cliquen und
Grüppchen ab, und wenn sie dann nach zwei, drei oder vier Jahren zurückgehen,
wissen sie aber auch rein gar nichts von Land und Leuten, was der Rede wert
wäre. Das enttäuscht mich sehr. Ich habe einmal einen gewissen Mr. Cameron
kennengelernt, der dort Bergwerke besitzt, soviel ich erfahren habe.«
    »Bob Cameron?«
    »Ich glaube, er hieß Robert.
Ich habe ihn seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Hin und wieder bin ich mit
ihm zusammengekommen. Er kommt meist herunter, um sich um seine Geschäfte zu
kümmern. Er ist Treuhänder für die Erben des Besitzes von Cora Hendricks.«
    »Ja, richtig. Ich glaube, er
hat etwas Derartiges gesagt. Er sprach sehr begeistert über Kolumbien, aber da
war

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