Ein Sehnen Im Herzen
Frau in das Haus ihres Vaters zurückkehren ...«
Mehr brauchte Emma nicht zu sagen. James wusste, wie es weiterging. Es war die alte Geschichte.
»Ich hörte erst in der Nacht nach Stuarts Tod wieder von ihr. Es war eine regnerische Nacht... draußen tobte ein Sturm. Ich saß im Vorderzimmer unseres Cottages mit... mit seinem Sarg. Stuarts Sarg, meine ich. Am nächsten Tag wollte ich ihn mit oder ohne Mr. Pecks Erlaubnis in einem Grab ganz für sich allein bestatten lassen. Ich hatte bereits mit Mr. MacEwan und Mr. Murphy gesprochen und sie hatten versprochen, mir zu helfen ...«
Wieder holte Emma tief Luft. »Es klopfte an die Tür und als ich aufstand, um sie aufzumachen, dachte ich, es wäre einer von ihnen - Mr. MacEwan oder seine Mutter vielleicht, um mir Gesellschaft zu leisten. Zu meinem Entsetzen sah ich Clara vor mir, nass bis auf die Haut, bleich wie der Tod und hochschwanger. Und es ging ihr schlecht. Nicht nur, weil das Baby kam, sondern weil sie Typhus hatte. Ich wusste es in dem Moment, als ich sie sah.«
»Emma«, sagte James bestürzt, »du hast doch nicht...«
»Was hätte ich denn sonst tun können?«, fragte sie und richtete ihre Augen, in denen heiße Tränen brannten, auf ihn. »Sie war meine Freundin. Meine einzige Freundin. Natürlich habe ich sie aufgenommen. Mr. Stevens, der Mistkerl, hatte sie sitzen lassen, und Clara hatte sich zu sehr geschämt, um nach Hause zurückzukehren. Wie es ihr ergangen war, wollte sie mir nicht sagen, aber so wie ihre Kleidung aussah, kann ich mir nicht vorstellen, dass es besonders erfreulich gewesen war. Ich packte sie in mein Bett - das Bett, das Stuart und ich geteilt hatten. Dort bekam sie ihr Baby... ein Mädchen mit Claras dunklem Haar. Und es war gesund. Aber Clara...« Emmas Augen wurden dunkel vor Trauer. »Sie wusste, dass sie nicht wieder gesund werden würde. Sie hatte lange gegen die Krankheit gekämpft, um am Leben zu bleiben und ihr Kind zur Welt zu bringen, und jetzt hatte sie keine Kraft mehr zum Kämpfen. Sie war zu erschöpft. Alles, was sie wollte - alles, worum sie mich bat, war, ein gutes Zuhause für ihr Baby zu finden und niemandem, keiner Menschenseele, zu verraten, was aus ihr geworden war. Sie dachte, es würde ihren Vater - und Lord MacCreigh - zu sehr schmerzen, die Wahrheit zu erfahren. Ich glaube, sie ist nie auf den Gedanken gekommen, die Leute könnten glauben, dass Lord MacCreigh sie ermordet hat.«
James hatte sich auf die Bettkante sinken lassen. Er hatte es einfach tun müssen, weil er keineswegs sicher war, ob er sich nach Emmas unglaublichen Enthüllungen noch auf den Beinen würde halten können. Jetzt saß er da und starrte sie an, während es in seinem Kopf drunter und drüber ging.
»Und das Kind?«, fragte er.
»Oh«, sagte Emma und ihre Miene erhellte sich ein wenig. »Ich packte die Kleine warm ein und brachte sie zu Mr. und Mrs. Peck, legte sie auf ihre Türschwelle, klopfte an und rannte weg. Dann versteckte ich mich hinter ihrer Scheune und wartete ab. Reverend Peck öffnete die Tür und entdeckte sie. Mrs. Peck nahm sie auf. Sie hatte sich verzweifelt nach einem eigenen Kind gesehnt. Und genau als das betrachteten sie Olivia - Olivia, so nannten sie sie.« Emma lächelte verzweifelt. »Ich bin die Einzige, die die Wahrheit kennt; die Pecks wissen natürlich nichts - auch nicht, wer Olivias arme Mutter wirklich war.«
James räusperte sich. Er wollte die nächste Frage nicht stellen, aber er hatte das Gefühl, dass er es musste. Allmählich zeichnete sich ab, welcher Art die Verbindung zwischen seinem Cousin und Clara McLellen war.
»Und ihr Leichnam, Emma?«, fragte er behutsam. »Was hast du mit dem Leichnam der jungen Mutter gemacht?«
Emma warf ihm einen angstvollen Blick zu.
»Was konnte ich schon tun?«, fragte sie. »Es war Winter. Der Boden war steinhart gefroren. Ich konnte sie nicht selbst beerdigen.« Emma machte ein unglückliches Gesicht. »Sie verlangte so wenig. Nur mein Ehrenwort, niemandem etwas zu sagen, ein Zuhause für ihre Tochter und... und ein anständiges Grab.«
James konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Er versuchte es, aber seine Mundwinkel zuckten. Als Emma zu ihm blickte, schienen ihre Schuldgefühle sie zu überwältigen.
»Bitte, James, nicht!«, rief sie. »Es war schrecklich von mir, aber was blieb mir anderes übrig? Und ich dachte mir, dass Stuart darüber hinweg wäre, daran Anstoß zu nehmen...«
»... seinen Sarg mit einer ledigen Mutter zu teilen?« Jetzt
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