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Ein seltsamer Ort zum Sterben

Ein seltsamer Ort zum Sterben

Titel: Ein seltsamer Ort zum Sterben
Autoren: Derek B. Miller
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herfuhr.
    Das ist besser und erleichtert ihm die Aufgabe.
    Der Schwarze feuert durch das Seitenfenster und trifft den Fahrer ins Gesicht. Blut spritzt quer über die Windschutzscheibe. Der Beifahrer ist vor Schreck erstarrt wie die Tiere, die er vermutlich selbst erlegt. Offensichtlich versteht er nichts vom Krieg und den Reaktionen, die er einfordert. Der Schwarze zielt, lädt erneut durch und tötet ihn.
    Jetzt ist Geschrei von der Ladefläche des Pick-ups zu hören. Eine allgemeine Erregung, dann Schritte auf Stahlplatten. Er kauert sich auf den Boden und späht zwischen den Rädern beider Fahrzeuge hindurch, um zu sehen, ob sie herabgesprungen sind und davonzulaufen versuchen. Er weiß aus Erfahrung, dass er sie, sollten sie in direkter Linie von dem Pick-up weglaufen, nicht sehen kann und nach links oder rechts rücken muss, um wieder die erforderliche Sichtlinie zu gewinnen.
    Er sieht keine Füße, ist aber sicher, dass er das gleich tun wird.
    Als er sich wieder aufrichtet, um über das Wagendach zu dem Pick-up hinüberzuschauen, sieht er einen leicht pummeligen Mann mit schmutzig blondem Haar, der ein Gewehr auf dem Dach des Führerhauses abstützt. Seine Arme zittern. Bevor der Schwarze zielen kann, schießt der Mann.
    Die Kugel saust so nahe am Kopf des Schwarzen vorbei, dass er den Luftzug spürt, und hinterlässt ein schreckliches Pfeifen in seinem Ohr.
    Sofort legt er wieder an und schießt auf den Mann. Er hat nicht genau genug gezielt, denn die Kugel scheint den Mann tiefer im Gesicht getroffen zu haben als geplant. Doch er ist zu Boden gesunken, und das ist alles, worauf es ihm im Augenblick ankommt.
    Er kauert sich wieder hin, und diesmal sieht er ihre Füße.
    Die kleineren Füße des Jungen sind rechts zu sehen, sie rennen zusammen mit einem der Männer weg. Der andere Mann läuft auf den Wald zu seiner Linken zu. Er könnte es schaffen, denn der Schwarze muss nun eine Entscheidung treffen. Wenn er sich nach rechts bewegt, um den Mann mit dem Jungen ins Visier zu bekommen, wird er sich die Sicht auf den anderen Mann verstellen, der auf den Wald zurennt. Wenn er sich allerdings den vorknöpft, wird er die anderen aus dem Blick verlieren und müsste seiner eigentlichen Beute anschließend hinterherjagen. Und er möchte seine Beute nicht jagen müssen.
    Der Schwarze bewegt sich geschmeidig und mit sicheren Schritten zum Fiat, sieht den Mann mit dem Jungen davonrennen und schafft es, ihn zu treffen. Aber der Schuss ist zu niedrig angesetzt und erwischt ihn im Kreuz. Der Mann krümmt sich schreiend am Boden. Der Junge bleibt stehen und dreht sich um, blickt dem Schwarzen ins Gesicht.
    Er weint, glücklicherweise jedoch stumm. Wenn Leute weinen, bringt das den Schwarzen aus dem Konzept, weshalb er sich für gewöhnlich bewusst von Kindern fernhält. Es ist das einzige Geräusch – abgesehen von hungrig miauenden Katzen in der Nacht –, das noch eine menschliche Regung in ihm hervorruft.
    Er sprintet um den Pick-up herum, damit er freie Sicht auf die Straße hat. Der andere Mann ist tatsächlich im Wald verschwunden. In seiner Jugend hätte er vermutlich die Pistole gezückt und wahllos in den Wald gefeuert, doch so etwas hat er mittlerweile aufgegeben.
    Der Schwarze geht jetzt ziemlich langsam. Es besteht kein Grund zur Eile. Er fürchtet nur, dass der Überlebende ein Mobiltelefon haben könnte und die Polizei anruft. Was ziemlich wahrscheinlich ist. In Skandinavien hat jeder ein Handy.
    Er steht neben dem Jungen und schaut zu ihm hinab. Reibt ihm den Daumen unters Auge, wischt eine Träne ab. Die beiden blicken sich an. Der Schwarze muss dabei ein wenig an das denken, was er nicht mehr sieht, wenn er in den Spiegel schaut.
    Derjenige, der in den Rücken geschossen wurde, ist Mads. Er lebt noch, obwohl sein Blick bereits leer ist. Man muss ihm nicht mehr in den Hinterkopf schießen. Entweder stirbt er schnell genug oder eben nicht. So oder so, sein Leben ist bedeutungslos im Vergleich zu dem des Mannes, der in den Wald geflohen ist.
    Von Bedeutung ist dagegen das Geräusch von dem Pick-up hinter ihm.
    Der Schwarze dreht sich um und muss zu seiner Überraschung sehen, dass der Fette ein Gewehr hält und auf ihn zielt. Er hat einen Teil seines Gesichts eingebüßt, doch die Kugel ist nicht bis in den Schädel gedrungen. Er ist offensichtlich noch in der Lage, ein Gewehr zu halten.
    Der Schwarze legt die Winchester beiseite und zieht die Pistole. Doch als er zielt, fühlt er einen plötzlichen Schmerz im
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