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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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unbestreitbar großartig war. Auf prätentiöse Diskussionen und Häppchen hatte sie seit ihrer Ankunft bereits dankend verzichtet, stattdessen befand sie sich auf der Tanzfläche, gemeinsam mit Alexander, und der Tanzstil der beiden hätte auf einer anderen Festivität und bei älteren Zeitgenossen wohl ganz und gar nicht als angemessen gegolten. Glücklicherweise hatte es Guinievaire aber noch niemals sonderlich gekümmert, was nun nach neuesten Meinungen angemessen war und was nicht. Diese Adjektive kümmerten sie ebenso wenig, wie die Bilder an den Wänden und inzwischen auch die Tatsache, dass ganz London um ihre Leichtfertigkeit wusste.
    Alexander kam zu solchen Parties nur aus einem einzigen Grund und der hielt seine Hände und strahlte, während sie sich gemeinsam und sehr expressiv über die Tanzfläche bewegten. Guinievaire war früher unendliche Male zu seinen Pokerabenden gekommen und hatte dort gemeinsam mit seinen nutzlosen Freunden Zigarren geraucht und über ihre schlechten Scherze gelacht, also begleitete er sie im Gegenzug gerne zu ihren Veranstaltungen von ihren Freundinnen, die in den Jahren, die er die drei Mädchen nun schon kannte, eigentlich auch sehr langsam seine Freundinnen geworden waren. Meistens erklärte Guinievaire ihm dann kurz, ob die Objekte an den Wänden ihre unschätzbare Aufmerksamkeit wert waren, denn Kunst war niemals Alex‘ stärkstes Fach gewesen, dann setzten sie sich für eine Weile an die Bar und plauderten oder sie machten Konversation mit ihren zahlreichen, hoch interessierten Bekanntschaften und danach begaben sie sich schließlich auf die Tanzfläche, so wie sie es auch in dieser Nacht wieder einmal getan hatten.
    Aus einigen Metern Entfernung starrte Tony seine Schülerin an und sah ihr dabei zu, wie sie diesem grauenhaften Mann ein Lächeln nach dem anderen schenkte, während sie mit den Lippen Worte an ihn formte, die er nicht lesen konnte, zu seinem großen Bedauern. In seinem ganzen Leben war er noch niemals zuvor einem derart lebhaften Wesen begegnet, dachte er derweil, denn sein soziales Umfeld war seit jeher eher ruhig gewesen: wenn getanzt wurde, dann stets auf eine gebührliche Art und Weise mit bestimmten Schritten und auf einen festen Rhythmus. Guinievaire Hastings‘ Welt war jedoch eine andere, dies hatte er in den kurzen Wochen, die er sie nun schon unterrichtete, immer wieder feststellen dürfen. Wenn er versuchte, ihr etwas beizubringen, dann hörte sie niemals wirklich zu, aber sie stellte ihm viele Fragen und schien alles über ihn wissen zu wollen. Sie war immer unglaublich beschäftigt, kam zu spät und ging zu früh, sie hatte Verabredungen, erklärte sie dann mit einer beiläufigen Handbewegung, die sie einhalten musste und dennoch, in den Minuten, die Tony mit ihr verbringen durfte, wirkte sie stets gelöst und bescheiden und scherzte und war schlicht und einfach hinreißend. Fast von der ersten Sekunde an, in der er sie in seinen Ställen entdeckt hatte, war er in sie verliebt gewesen, und dass er sie nun jede Woche mindestens einmal sah, machte seine Schwärmerei natürlich nicht viel besser, wobei er sich selbstverständlich keinerlei Hoffnungen machen durfte, denn Mädchen wie Guinievaire hielten sich nicht mit Männern wie ihm auf. Ihr schrecklicher Begleiter hatte die langen Arme um sie geschlungen und drückte sie fest gegen seinen Brustkorb. Er, der große Lord, durfte ihre Nähe natürlich voll und ganz genießen.
    Bevor dieser ungerechte Anblick Tony noch mehr deprimieren konnte, flüchtete er sich eilig aus dem hohen Raum auf den anliegenden Balkon, um etwas frische Luft zu schnappen. Wie albern er war, ärgerte er sich dabei unzufrieden mit sich selbst, wo er doch wusste, dass sie unerreichbar war, und wo es ihm dennoch manchmal schien, als mache sie ihm Avancen. Wann immer er diese frevelhaften Gedanken hegte, rief er sich jedoch zur Ordnung. Unruhig trat er nun von einem Bein auf das andere.
    In diesem Moment endete auch das Stück, zu dem sie getanzt hatten, und Guinievaire fächerte sich mit einem glücklichen Lächeln erschöpft etwas Luft zu, während sie in einem Augenwinkel bemerkte, wie Tony den hohen Raum verließ. Sie beschloss, ihm zu folgen und zumindest ein wenig mit ihm zu plaudern, immerhin kannten sie sich nun schon eine kurze Zeit, und es wäre wohl ganz einfach albern gewesen, ihn schlichtweg zu ignorieren. Guinievaire entschuldigte sich also bei Alex und wandte sich bereits zum Gehen, doch ihr Freund ließ ihr

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