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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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Handgelenk nicht los. Ungeduldig sah sie ihn an und legte den Kopf auf die Seite, aber er gehorchte nicht, stattdessen zog er sie mit einer schnellen Pirouette wieder gegen seine Seite. Sie musste kichern über seine unverhofft gute Laune.
    „ Ich bin nur wegen dir hier,“ meinte Alex dabei stur und sah auf sie herab. „Du gehst nirgendwo hin, Liebling. Du gehörst mit heute Abend.“
    Behutsam löste Guinievaire seinen bestimmten Griff um ihre Arme. „Aber ich gehöre dir sieben Tage, die ganze Woche lang. Du wirst mich sicher für zehn kurze Minuten entbehren können,“ argumentierte sie. „Ich brauche eine Pause.“
    „ Ich entbehre dich für zehn Minuten und keine Sekunde länger,“ erlaubte Alex nach kurzer Bedenkzeit schließlich großzügigerweise. Guinievaire nickte artig, lächelte zurückhaltend zum Abschied, durchquerte den Raum und trat dann hinaus auf den menschenleeren, etwas finsteren Balkon, der einen schmutzigen Hinterhof überblickte, in dem nicht mehr als drei große Abfallbehälter standen, die einen süßlichen Gestank verbreiteten. Dieser Ausblick passte dabei ganz und gar nicht zu der chicen Inneneinrichtung der Galerie und der teuren Kunst und der extravaganten Musik. Genauso wenig wie Guinievaire in ihrem glitzernden, bunten Kleid, dachte Tony, als er feststellte, dass sie in diesem Augenblick auf ihn zukam. „Ich hatte nicht damit gerechnet, Sie heute hier zu treffen, Miss Hastings,“ begann er das Gespräch vorsichtig und immer noch etwas angeschlagen.
    Sie hob eine ihrer hellen Augenbrauen. „Warum?“ fragte sie dabei, während sie an ihm vorbeiging. In der linken Ecke des Balkons lehnte sie sich gegen die steinerne Balustrade und Tony folgte ihr, magisch von ihr angezogen. Von hier aus konnte man nicht länger sehen, was im Saal vor sich ging, aber genauso wenig konnten die Menschen im Saal nun Tony und Guinievaire weiter im Auge behalten. „Übersteigt diese Ausstellung etwa meinen begrenzten Intellekt?“
    Tony öffnete daraufhin eilig den Mund, stockte jedoch sofort. Wieso musste dies immer geschehen? Er machte sich so oft lächerlich in ihrer Nähe! „Nein,“ brachte er schließlich panisch hervor. „Ich wusste einfach nicht, dass Sie sich für Kunst interessieren.“
    Ihre hübschen, grünen Augen ruhten auf seinem Gesicht und schimmerten im Vollmond. Sie sah fast gefährlich aus, wie sie da stand, ganz ruhig, und einzig darauf zu warten schien, dass er sich blamierte.
    „ Nun, das tue ich aber,“ erklärte sie nüchtern, wobei sie sogar etwas beleidigt klang. Einer ihrer dürren Finger wippte derweil im Takt der Musik. Tony stand mit dem Rücken zu dem blinden, schwarzen Glas, das die Fassade des Gebäudes bildete, während Guinievaire die Türen im Auge behielt.
    „ Ich weiß leider nicht sehr viel über Sie,“ entschuldigte er sich, selbst wenn er zugleich wusste, dass dies allein seine Schuld war. „Wir reden während unserer Stunden kaum über Sie.“
    Natürlich winkte Guinievaire diesen Einwand sofort und gnadenlos ab. „Das liegt nur daran, dass Sie mich niemals etwas fragen, Mr Ford. Ich weiß sehr viel über Sie.“
    Nun, aber wusste sie denn dann nicht auch, dass er es einfach nicht wagte sie mit seinen neugierigen Fragen zu belästigen? Er hatte immerhin kein Recht dazu, sich in ihr Privatleben einzumischen. Tony las deshalb auch niemals über sie in der Zeitung und wollte ebenso wenig hören, was andere über sie zu sagen hatten, selbst wenn scheinbar ein jeder sich eine Meinung über Guinievaire Hastings gebildet hatte in dieser Stadt. Dennoch, derartige Einmischung gehörte sich ganz einfach nicht in seinen weisen Augen.
    Sein Gegenüber drehte sich mit einer weichen Bewegung, so dass sie nebeneinander standen und nun beide auf den etwas unansehnlichen Hinterhof herab blickten, wobei Guinievaire im Gegensatz zu ihrer unerfreulichen Umgebung mehr als köstlich roch. „Warum fragen Sie mich nicht einfach, was Sie wissen wollen? Fangen Sie an, jetzt und hier, und ich werde Ihnen nur die Wahrheit sagen,“ schlug sie vor.
    Dies war ein mehr als verlockender Vorschlag, denn Guinievaire interessierte Tony natürlich schon lange sehr brennend, aber was wollte er am meisten wissen über sie, nun, wo er endlich ihre Erlaubnis hatte, indiskret zu sein? Er beschloss, zunächst vorsichtig zu beginnen und sie etwas Nebensächliches und Triviales zu fragen, um seinen nächsten Fauxpas unbedingt zu vermeiden. „Wie gefallen Ihnen die Bilder?“ erkundigte er

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