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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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viel zu schnell um es zu begreifen, doch eines war ihr plötzlich mehr als klar: Sie liebte ihn. Und sie hatte mit ihm fliehen wollen.
    Man brachte Guinievaire zurück nach Hause in dieser Nacht, wo ihr Vater sie bereits erwartete, wobei er weder sonderlich überrascht, noch wirklich wütend auf sie war. Er saß bloß ruhig auf ihrem Bett, hatte die Hände in den Schoß gelegt und erklärte dabei seiner Tochter, was er nun beabsichtigte, mit ihr zu tun, um ihre Eskapaden in Zukunft endlich zu unterbinden und die Familienehre der Hastings doch noch retten zu können. Währenddessen musste sie ihre vielen Koffer packen. Alles, was sie besaß, musste sie verstauen, und am sehr frühen Morgen stand dann ihre prachtvolle, teure Kutsche, ein Souvenir aus glücklichen Zeiten, im Hof bereit. Die ungehorsame Miss Hastings und ihr entschlossener Vater sahen dabei zu, wie sie beladen wurde.

Vergangener Juli
     
     
    Die Umgebung war absolut nichts Ungewöhnliches – lediglich eine Party zur Eröffnung einer viel besprochenen Ausstellung in einer der größten und chicsten Kunstgalerien der Stadt. Es gab dort eine unglaubliche hohe Decke, um bei Tag perfekte Lichtverhältnisse zu kreieren, und in der Nacht wurden die grauen, glatten Wände indirekt beleuchtet. Durch die großen, quadratischen Fenster fiel der Vollmond auf die eigens engagierten Musikanten, die auf einer kleinen Bühne vor einer eigens für den Anlass verlegten, glänzenden Tanzfläche spielte. Drinks und Häppchen wurden serviert, und der Raum war voll mit den verschiedensten Menschen – solche Parties zogen immer die verschiedensten Menschen an: Cecilia Sharp zum Beispiel war hier, weil ihre Freundinnen hier waren und nicht etwa, weil sie sich sonderlich für moderne Kunst interessierte. Wenn es wirklich sein musste, dann bevorzugte sie das Theater oder Bücher, besonders französische, traurige, romantische Bücher mit einer Geschichte und keinen experimentellen Unsinn. Es störte sie aber dennoch nicht, ihren Freundinnen an solche Orte zu folgen, denn Cici konnte sich amüsieren, ganz egal wo sie war. Sie saß in einem engen Kleid an einem der Tische, die an den Wänden standen und unterhielt sich mit einer ganzen Reihe junger Männer. Cici war nämlich ausgesprochen beliebt bei jungen Männern und diese Tatsache hatte sie in den Jahren seit ihrem Debüt auf eine Art und Weise ausgenutzt, die vielleicht nicht sonderlich klug war, aber immerhin hatte sie stets viel Spaß dabei gehabt und sie hatte ihn noch, selbst wenn sie im Gegenzug nur ein junger Mann wirklich interessierte und dieser hing in diesem Moment nicht an ihren Lippen.
    Warum Victoria heute hier war, war offensichtlich. Sie hatte diese Ausstellung zu großen Teilen finanziert und sie liebte Kunst, besonders die moderne, den experimentellen Unsinn, wie ihre blonde Freundin gerne zu sagen pflegte, es war also im Grunde selbstverständlich, dass sie an diesem Abend hier war und die Veranstalter mit ihrer bloßen Anwesenheit unterstützte. Aufrecht und mit einem Drink in der Hand stand sie in einer kleinen Gruppe, gemeinsam mit dem Künstler und einigen erlesenen Kaufinteressenten, und diskutierte die Bilder auf einem Niveau, auf dem die meisten der übrigen Anwesenden jedes zweite Wort in einem Wörterbuch hätten nachschlagen müssen.
    Auch Tony war hier, weil er sich sehr für Kunst interessierte. Er bemühte sich darum, immer etwas Neues zu lernen und offen zu sein und konnte sich besonders für die technische Perfektion der ausgestellten Werke begeistern, während er inmitten seiner Freunde stand, die sich zumeist entweder für Cecilia Sharp begeistern konnten, die sie aber leider nur aus der Ferne bewundern durften, weil Tony und seine Clique ganz und gar nicht in denselben Kreisen verkehrten, selbst wenn es dafür eigentlich keinen augenscheinlichen Grund gab. Oder aber sie sprachen in den höchsten Tönen von Lord Lovett, der ebenfalls anwesend war und der für die meisten von Tonys Freunden ein Held war. Nun, seiner Meinung nach war er ein arrogantes Ungeheuer, auf das sein Blick dennoch hin und wieder sehr missmutig fiel.
    Guinievaire mochte Kunst, aber von den Gemälden, die heute Abend ausgestellt waren, hielt sie nicht sonderlich viel, denn sie bevorzugte die alten Meister und Werke, die echtes Können verrieten. Sie war jedoch trotzdem gekommen und zwar nicht nur um Vicky einen Gefallen zu tun sondern auch, weil die Musik, die in diesen Augenblicken auf der Bühne spielte,

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