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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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armen Mädchen und ihrem verständnisvollen Reitlehrer.
    Guinievaire wusste es besser. „Tony, du musst mir vertrauen in dieser Sache. Wenn wir es meinem Vater am Freitag sagen, dann wird er gute Laune haben und zugleich nicht viel Muße, um zu überlegen und er wird sehen können, dass du inzwischen ein angesehenes Mitglied der gehobenen Gesellschaft bist. Wenn du ihn jetzt triffst, dann bist du nur der Stallbursche.“
    Im letzten Monat hatte Guinievaire hart gearbeitet an Tony. Bisher war er hochmütig gewesen auf seine eigene, ganz spezielle Art und Weise und hatte nicht viel auf die Menschen gegeben, die ihr zu Füßen lagen, aber wenn sie tatsächlich auch nur eine winzige Chance haben wollten, dann musste er in Zukunft eine relevantere Rolle in der Stadt spielen. Ihr Vater würde sich nicht alleine von seinem Reichtum beeindruckt zeigen. Tony musste auch Kontakte vorweisen können, also hatte Guinievaire ihm Anzüge gekauft und hatte dafür gesorgt, dass er sein Haar schnitt, um ihn dann strategisch klugen Persönlichkeiten als neuesten, lieben Freund der Familie vorzustellen. Glücklicherweise war Tony offen und stets bemüht und konnte durchaus recht charmant sein, wenn man ihn dazu zwang, also waren sie bisher erstaunlich erfolgreich gewesen. Man erkannte ihn hin und wieder im Theater und manchmal wurde ihm sogar die Hand geschüttelt.
    Am Freitag fand ein Fest in Hastings House statt, das ihr Vater geplant hatte, und diesen Anlass hatte sie nach der fieberhaften Vorbereitung zur perfekten Gelegenheit erklärt, denn sie gerieten nun langsam, aber sicher unter Zeitdruck, also musste das öffentliche Geständnis bald geschehen. Und wenn sich hunderte von Menschen in ihrem Haus versammelt hatten, dann konnte Mr Hastings keine Szene machen oder gar ausfällig werden, wenn es also eine Chance für sie gab, dann gab es sie in zwei Tagen, selbst wenn sie nach wie vor natürlich nur verschwindend gering sein würde. Sie mochten einen Plan haben, aber sollte auch nur eine winzige Kleinigkeit anders geschehen als sie es erwarteten, konnte die Hölle gnadenlos über ihren unschuldigen Köpfen hereinbrechen. Tony wusste jedoch auch das nicht, denn sie hatte ihm die meisten entscheidenden Details verheimlicht.
    Einer der Burschen kam nun endlich den grauen, geschwungenen Kiesweg herauf, um dem Fräulein das Tor zu öffnen, wie er es schon vor Minuten hatte tun sollen. Guinievaire warf ihm einen finsteren Blick zu, denn ihre Stimmung war – wie immer, befand sie sich in der Nähe von oder gar in Hastings House – bedeutend schlechter geworden. Wenn man dieses Ungetüm vor sich hatte, dann konnte man ganz einfach nicht zuversichtlich bleiben. Sogar Tony schien unter seinem schwarzem Einfluss zu leiden. Er blinzelte lediglich nervös und nickte etwas niedergeschlagen. Wie sie wollte er es einfach nur hinter sich wissen, das große Gespräch, die alles entscheidende Konfrontation. Diese Wochen in der Schwebe, sie waren sie beide leid.
    Kühle, schwere Tropfen begannen vereinzelt vom verschlossenen Himmel zu fallen, als Guinievaire schließlich eingelassen wurde. Napoléon scharrte erfreut mit einem seiner Hufe als wisse er, dass er von seiner ungeliebten Reiterin bald schon erlöst war.
    „Mr Ford, vielleicht sehen wir uns morgen Abend im Theater,“ sagte Guinievaire und benutzte dabei einen Tonfall, dessen sie sich immer bedienen musste, sprach sie vor anderen mit Tony. „Auf Wiedersehen.“
    Sie hob den Kopf und streckte das Kinn, dann spitzte sie die Lippen. Sie durfte es ihm niemals sagen, aber wenn Guinievaire so war, kühl, abweisend, hochmütig, dann fühlte sie sich am wohlsten.
    „Es war mir wie immer eine Freude, Miss Hastings,“ erwiderte ihr Verlobter höflich wie eh und je und beugte sein Haupt ein wenig, um sich angemessen zu verabschieden. Im Gegensatz zu ihr war er dabei kein sonderlich guter Schauspieler. Er klang warm und verliebt, ob er sich dessen nun bewusst war oder nicht.
    Guinievaire antwortete ihm nicht weiter, sondern trieb ihr Pferd durch das Tor, während Tony das seine wenden ließ, um dann in einem wesentlich schnelleren Tempo den Weg zurückzunehmen, den sie gekommen waren, durch den langsam stärker werdenden Regen hindurch. Er sah sich nicht noch einmal nach ihr um, und sie tat es auch nicht, stattdessen glitt sie wenig elegant vom hohen Rücken ihres mächtigen Ungeheuers, das der Bursche am Zügel hielt. Sie wies ihn im Vorbeigehen an, sie in Zukunft nicht mehr warten zu lassen,

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