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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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Guinievaire mit, dabei warf er einen kurzen Blick an ihr vorbei durch das Fenster, hinab zur Gartenmauer, wo der kleine Verlobte immer noch stand. Ob er sehen konnte, dass Marion hier bei Guinievaire war? „Ich bin mir sicher, du wirst mit deiner Beschäftigung für den Rest des Tages ebenso viel Spaß haben, wie du ihn mit mir gehabt hättest.“
    „Sei nicht beleidigt,“ grinste Guinievaire merkwürdig zufrieden. „Irgendwann habe ich sicherlich wieder Zeit für dich. Ich werde noch lange, lange hier sein, weißt du?“ Mit diesem Worten stand sie ebenfalls auf und schritt vorsichtig über ihre teure Garderobe auf dem Parkett hinweg, um Marion gebührend zu verabschieden.
    „Dafür werde ich selbst sorgen, wenn es sein muss,“ drohte er scherzhaft. Er wollte nicht, dass der Verlobte sie befreite, zumindest nicht schon so bald. Im Augenblick wollte Marion sie noch ein wenig behalten, besonders als sie ihn zum Abschied umarmte. Sie war kühl, so wie er sie kannte und ganz wie beim letzten Mal, als er sie in den Armen gehalten hatte. Sie küsste ihn auf die Wange, wobei sie dies nicht etwa auf eine ungefährliche, freundschaftliche Art und Weise tat, sondern sie streifte mit ihren kleinen Lippen seinen Mundwinkel und berührte dabei fast die seinen. Marion fiel es verdächtig schwer, sie loszulassen, ihr den Rücken zu kehren und den Raum zu verlassen, um dann seine Pflichten als Wärter ihrer ungehorsamen Person zu erfüllen und die Zelle hinter sich zweimal zu verschließen.
    Es ließ sich nicht leugnen, er wollte noch einmal mit ihr schlafen, was im Grunde keine große Überraschung war, dachte er, während er sich auf den Heimweg die Treppen hinunter machte. Warum sollte er dies auch nicht wollen? Immerhin war sie schön, sie fühlte sich gut an, sie war klug, sie war faszinierend. Außerdem war sie böse und ohne Zweifel war sie anstrengend, aber wie hübsch sie heute wieder ausgesehen hatte! Eigentlich hatte er noch nicht gehen wollen. Die Zeit verging immer zu schnell, wenn er bei ihr war und er hatte sie schon furchtbar lange nicht gesehen gehabt. Es war bereits recht spät am Nachmittag, als er vor die Haustüre trat, aber dennoch war es, passend zum herrlichen Sommer, noch immer hell und angenehm warm. Angestrengt achtete Marion darauf, nicht einmal entfernt in die Richtung seiner Gardenien zu sehen, als er über die akkurat gemähten Wiesen hinweg spazierte und mit einem kleinen Sprung die Gartenmauer hinter sich ließ. Aus reiner Neugier sah er stattdessen hinüber zur Weide, aber Guinievaires Verlobter Anthony Ford war inzwischen verschwunden, was im Grunde ein wenig schade war, denn er war sehr neugierig, was diesen seltsamen Zeitgenossen anbelangte. Zu gerne hätte er mit ihm gesprochen, und er wollte ihn auch sehr gerne einmal aus der Nähe betrachten, damit er all die Vorurteile, die er ihm gegenüber bereits hatte, bestätigt finden konnte. Sicherlich war er nicht nur klein und bemerkenswert schlecht gekleidet, sondern auch weichlich wie die meisten Männer in der Stadt und dabei eitel und lediglich oberflächlich gebildet, und sicherlich roch er auch nicht sehr gut und hatte eine unangenehme Stimme oder vielleicht sogar schiefe Zähne.
    Verdammt, stellte Marion dann plötzlich fest.
    Die Erkenntnis war ihm dabei so unvermittelt gekommen, er musste sogar kurz stehen bleiben. Verdammt, dachte er noch einmal, verdammt. Dieses kleine Ungeheuer war unglaublich, denn warum sonst sollte er all diese schmutzigen, hasserfüllten Gedanken hegen, einem vollkommen Fremden gegenüber? Marion war eifersüchtig auf ihn!
    Kurz bevor er schließlich zu Hause angekommen war, wurde er von einer warmen und recht höflichen Stimme aufgehalten – als Marion sich daraufhin umdrehte, um zu sehen, wer zu ihm sprach, konnte er zum ersten Mal seinem Wunsch entsprechend Anthony Ford aus der Nähe betrachten.

6 Juli
     
     
    Tony wollte nicht unhöflich sein und den jungen Mann inmitten der Wildnis mit all seinen Problemen überhäufen, also bat er den Gärtner, dessen Name scheinbar Marion war – was Tony zugegebenermaßen etwas seltsam fand – zunächst einmal um ein ruhiges Treffen im örtlichen Pub, um dort über etwas sehr Wichtiges zu sprechen. Dabei mochte er zunächst noch nicht ansprechen, worum es gehen sollte, immerhin konnte er nicht ahnen, wie viel der junge Mann bereits wusste und wie er überhaupt zu seiner Verlobten stand. Hin und wieder glaubte er eine Gestalt bei Guinievaire in ihrem kleinen Zimmer

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