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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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vergebens. Warum nur fühlte er sich deshalb merkwürdig bestätigt?
    „Und liebst du ihn?“ fragte er ein wenig indiskret. Diese kleine Frage gefiel ihr jedoch nicht, weswegen sie ihn etwas unzufrieden ansah und sich zugleich wieder mit einer Drehung erhob, um dann hinüber zum Fenster zu wandern, wo der Verlobte selbstverständlich unter der Weide stand. Guinievaire winkte ihm nicht etwa, nachdem sie ihn entdeckt hatte, sie hob zwei Finger an die Stirne und salutierte. Als sie sich wieder zu Marion umdrehte, der ob dieser seltsamen Geste hatte lächeln müssen, und sich dabei auf die wattierte Armlehne ihres alten Sessels setzte, zuckte sie die Schultern. „Sicher,“ murrte sie dann. Es klang wie eine Lüge, die sie schon so oft erzählt hatte, dass Guinievaire sie mittlerweile selbst glaubte.
    „Dann erzählst du ihm doch bestimmt auch, was passiert ist,“ grinste Marion bösartig und verschränkte die Arme, wobei er die Antwort im Grunde bereits kannte. Natürlich würde sie ihm nicht davon erzählen, aber die Vorstellung, dass dieser kleine Mann davon erfuhr, dass seine wertvolle Verlobte in seiner Abwesenheit mit Untergebenen schlief, nein, dass sie mit ihm, Marion, dem Gärtner, geschlafen hatte, bereitete ihm ein seltsames Vergnügen.
    Guinievaire sah ihn auf eine Art und Weise an, als wisse sie etwas, das er nicht wusste. Ihre Augen glitzerten bedrohlich, während sie einen Mundwinkel hob. „Ich werde es ihm nicht sagen. Es hatte immerhin nicht das Geringste zu bedeuten,“ antwortete sie, womit sie natürlich vollkommen recht hatte. Es war gut gewesen und er musste wohl auch zugeben, dass er noch oft an sie dachte und daran, wie sie schmeckte und sich anfühlte und wie heiß es an diesem Tag gewesen war. Daran, wie sie ihn geküsst hatte, wie weich ihre Beine waren, wie sie auf dem Bett gesessen und genickt hatte, als er sie gefragt hatte, ob sie in ihn verliebt sei.
    „Und vielleicht können wir es in all seiner Bedeutungslosigkeit noch einige Male wiederholen, bevor dein tapferer Ritter die Belagerung aufgibt und die Festung stürmt,“ schlug er unverbindlich vor. Es wäre dumm von ihm gewesen, nicht zumindest noch einmal anzusprechen, dass er sich ganz und gar nicht an ihrem Verlobten störte, wenn sie weiter mit ihm schlafen wollte.
    „Das geht heute leider nicht,“ erwiderte sie auf dieses unmoralische Angebot jedoch mit einem unbekümmerten Schulterzucken. „Ich habe noch zu tun.“ Mit einer kleinen Handbewegung wies sie dabei auf den beträchtlichen Berg von Kleidern, der nach wie vor auf den alten Brettern ausgebreitet war und zudem lächelte sie ein wenig hinterhältig.
    Marion schüttelte den Kopf ob ihrer Skrupellosigkeit, war aber zugleich ein wenig amüsiert. Sie konnte ihn nicht damit schockieren, wie sie war, denn er verstand sie einfach viel zu gut. „Ich hoffe wirklich, dieser junge Mann weiß, was für ein unheimliches Glück er mit dir hat,“ lachte er voller Sarkasmus und war dabei ausgesprochen froh, dass Guinievaire nicht seine Verlobte war.
    Was für eine Vorstellung, immer ein Auge auf das kleine Biest haben zu müssen! Ihn würde sie ganz bestimmt auf keinen Fall betrügen, denn dafür würde Marion mit allen Mitteln sorgen, außerdem würde sie ihn noch nicht einmal betrügen wollen, immerhin sah er unendlich viel besser aus als ihr Anthony. Und zudem würde er sie wohl kaum über den Zeitraum eines halben, langen Jahres in dieser beklemmenden Zelle verrotten lassen. Marion wäre schon vor Wochen in dieses Haus spaziert und hätte, wenn nötig, die Türe zu ihrem Verlies einfach eingetreten.
    „Ich fürchte, er hat nicht einmal die kleinste Ahnung, was er sich mit mir eingehandelt hat,“ seufzte Guinievaire auf seinen Spott hin traurig. „Was wiederum nur ein weiterer Grund dafür ist, warum ich mit ihm zusammen bin.“
    Nun tauschten sie Blicke aus und Marion versuchte, sich vorzustellen, wie die beiden wohl zusammen waren, wobei sie in seinem Kopf in Kombination ausgesprochen albern aussahen. Was für eine Enttäuschung war doch dieser Junge unter dem Baum! Hätte Marion Geld, wäre er reich und beliebt, er würde um so vieles besser neben ihr wirken, aber dies war natürlich nur eine rein hypothetische Überlegung. Langsam erhob er sich wieder von ihrer Matratze, denn es war leider an der Zeit, um nach Hause zu gehen, wobei er sicherlich schon am Mittwoch oder am Donnerstag eine Gelegenheit finden würde, sie wiederzusehen.
    „Ich muss los,“ teilte er

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