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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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dabei verschränkte sie die Arme. „Tu es jetzt oder lass es für immer bleiben.“
    Dabei hoffte sie, er täte es jetzt, denn ein letztes Mal wäre nicht schlimm, es wäre lediglich ein wohl verdienter Abschied. Alex machte jedoch keinerlei Anstalten, wieder auf sie zuzukommen, deswegen machte sie selbst zwei Schritte, wobei sie so tat, als spaziere sie sorglos an ihm vorbei und wieder zurück in den großen, vollen Saal. Weil er sie jedoch auch weiterhin nicht aufhielt, wie sie es wollte, warf Guinievaire ihm einen feindseligen Blick zu.
    „ Du bist beleidigt und das sollst du haben,“ meinte er unbekümmert. „Wenn ich es möchte, dann kommst du immer zu mir zurück, Prinzessin.“
    Dies war alles, dies war seine Reaktion? Nun, dachte sie, wie schön, dass er es ihr so einfach machte. Guinievaire hatte vor langer Zeit einmal befürchtet, sollte es jemals so weit zwischen ihnen kommen, sollten sie sich jemals trennen, dann würde ihr das Herz brechen, aber während Alex nach ihrer frierenden Hand griff, um sie endlich wieder hineinzugeleiten, dorthin, wo sie sich vor lächerlich langen zwei Jahren zum ersten Mal gesehen hatten, an den Menschen vorbei, die immer noch das gleiche über sie dachten, da fühlte sie nicht viel. Vielleicht hatte sie einfach noch nicht begriffen, was sie getan hatte. Vielleicht hatte sie auch bloß das Gefühl, es würde sich nicht sonderlich viel ändern zwischen ihnen. Oder vielleicht war sie eigentlich seiner Meinung und sie würde schon sehr bald feststellen, dass sie tatsächlich niemals ohne ihn sein konnte und zurückkehren. Galant drehte er sie vor dem großen Kamin, wo sie vorhin beinahe einträchtig getanzt hatten, und legte dort einen festen Arm um ihre Hüfte. Wie seltsam er sich benahm! Er lächelte sogar. Ihm hatte sie also ebenfalls nicht das Herz gebrochen. Wenn sie beide derart unberührt waren von ihrer Trennung, wie hatte es dann sein können, dass sie sieben herrliche Monate geglaubt hatten, aufs Heftigste ineinander verliebt zu sein?

7 September
     
     
    Wo zum Teufel war er bloß? Die verfluchte Sonne schien, sie schien schon seit Wochen, Marions Blumen blühten so bunt, man konnte praktisch sehen, wie herrlich sie duften mussten, die Vögel sangen den ganzen Tag bis in die Nacht hinein, die Luft in ihrem Zimmer ließ sich kaum noch atmen, Guinievaire hatte alle Kleider getragen, die sie in ihren vielen, vielen Koffern bei sich hatte und weil Marion viel zu tun hatte und nur selten kam und dann ausgesprochen seltsam war, war ihr so unerträglich langweilig, dass sie sich sicher war, sie müsse jeden Moment sterben. Sie litt also Todesqualen in ihrer Zelle und während sie dies tat, kam sie zugleich nicht umhin zu bemerken, dass ihr geliebter Verlobter ganz und gar nicht dort war, wo er hingehörte, und dass er nicht unter seiner Weide stand, sie ansah und sich dabei mindestens ebenso sehr langweilte, wie sie es tat. Wo war er also und warum kam er nicht mehr? War er etwa zur Vernunft gekommen, hatte er endlich eingesehen, dass er die Chance seines Lebens hatte, neu anzufangen, nun da er derart bequem seine Verlobte losgeworden war? Was fiel ihm ein, zuerst hier aufzutauchen und ihr Hoffnungen zu machen, er würde sie bald aus ihrem furchtbaren Turm erretten, nur um dann einfach wieder zu verschwinden? Fast zwei Monate war er schon nicht mehr hier gewesen, was besser zu einem brillanten Plan seinerseits gehörte und dennoch, wie sollte Guinievaire jemals herausfinden, ob es dies wirklich tat? Sie hätte doch Marion bitten sollen, ihm eine Nachricht von ihr zu überbringen, als es noch nicht zu spät dafür gewesen war, aber sie hatte sich nicht unbedingt mit der Vorstellung anfreunden können, dass die beiden aufeinander trafen, denn Marion war unberechenbar – einer der Gründe, warum sie ihn schrecklich gerne hatte. Er hätte sehr wohl einfach auf Tony zu marschieren können, um ihm ohne Umschweife in sein ahnungsloses, vertrauensseliges Gesicht zu sagen, dass sie mit ihm geschlafen hatte, hätte sie ihn in diese schreckliche Beziehung hineingezogen, in der sich ohnehin schon mehr Personen tummelten, als es Guinievaire lieb war. Verflucht, er hatte natürlich die Flucht ergriffen, dachte sie, und nun würde er nicht mehr zurückkommen. Guinievaire war dieses eine Mal dumm genug gewesen, sich auf ihren Verlobten zu verlassen und nun saß sie in diesem viel zu heißen, viel zu kleinen Zimmer in diesem kaputten Sessel an diesem Fenster zu einer Welt, die sie so

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