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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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sein glaubte.
    Deswegen hatte Marion auch keinerlei Reue verspürt in diesen Monaten, während derer er ihn immer und immer und dabei auch auf immer neue, unerhörte Art und Weise belogen hatte, nur um ihn zu vertrösten und seinen Plan weiter zu vereiteln und manchmal, wenn er in dieser Zeit Guinievaire besucht hatte, hatte er seinen gut entlohnten Betrug sogar genossen: sie war nämlich ein wenig traurig gewesen über Anthonys Verschwinden, hatte sich jedoch stets bemüht, sich diese Trauer nicht anmerken zu lassen, weswegen sie ihn zumeist mit offenen Armen empfangen hatte. Noch einmal miteinander geschlafen hatten sie unglücklicherweise nicht, weil Guinievaire mit einem Mal ausgesprochen standhaft gewesen war in dieser Hinsicht, aber hin und wieder hatte sie ihm dennoch erlaubt, sie zu küssen, was er manchmal sogar stundenlang hatte tun dürfen oder aber sie hatten andere Dinge getan, auf die sie sich bestens verstand, was sicher aus Frustration und heftigen Rachegelüsten heraus geschehen war und wohl auch, weil es ihr gefiel, ihn zu quälen. Marion dachte inzwischen jeden einzelnen Abend an sie, wenn er ins Bett ging, und dieser Umstand reute ihn dabei schon lange nicht mehr, denn mittlerweile hatte er immerhin hervorragende Aussichten: ab und an erschien es ihm nämlich durchaus so, als wäre er seiner lieben Freundin ebenfalls nicht länger vollkommen gleich, wo sie doch zuweilen bemerkenswert anhänglich war, und außerdem würde Marion sehr bald sein Geld und seine Belohnungen bekommen, um dann sein klägliches Leben zu verlassen und noch einmal mit allen Mitteln von vorne zu beginnen und einzig so, wie es ihm gefiel, was eventuell sogar mit ihr zusammen wäre.
    Das letzte Mal, das wirklich absolut letzte Mal saßen sie nun also in diesem grauenhaften, zwielichtigen Pub, wo der stinkende Barmann wieder einmal wenig effektiv die Gläser polierte und sie dabei ausgiebigst anstarrte, wie er es bisher immer getan hatte. Marion hatte derweil sein verschwörerisches Gesicht aufgesetzt, aber Anthony schien es heute nicht gelingen zu wollen, ein ausgesprochen freudiges Strahlen von seinem unerfreulichen Antlitz zu wischen. Wie oft hatte er ihm in den Ohren darüber gelegen, wie sehr er seine Verlobte und auch nur ihren winzigen Anblick hinter den Scheiben vermisste! Marion war dabei stets übel geworden und dann hatte er sich meist besonders detaillierte Lügengeschichten darüber ausgedacht, warum Tony auch in dieser Woche wieder einmal nicht die Festung stürmen konnte, die er ihm jedes einzelne Mal anstandslos geglaubt hatte. Nun, wo er jedoch davon überzeugt war, endlich triumphieren zu können, störte sein idiotisches Grinsen Marion ganz ungemein, weswegen er verzweifelt an seine Belohnung dachte, um sich abzulenken, und an Guinievaire und ihren weichen Mund.
    „Nun, wir haben nur noch eine Woche, dann ist es endlich soweit“ begann Anthony und Marion dachte sogleich, dass er dies sehr wohl wisse. „Gibt es neue Entwicklungen im Haus, von denen ich wissen sollte?“ fragte er dann im Grunde genommen aufmerksam weiter.
    Marion trank zunächst gemächlich einen großen Schluck von seinem wie immer unappetitlich warmen Bier. „Nein,“ log er dann unberührt. „Es ist derzeit sehr ruhig bei uns.“ Dabei war sicherlich das gesamte Haus in heller Aufruhr, nun da der hoch gewachsene Lord Lovett eingetroffen war, über den die zahlreichen alten Damen höchstwahrscheinlich mehr als entzückt waren, denn er war gut aussehend und ausgesprochen charmant. Außerdem würde der übrige Hausstaat ebenfalls endlich Bekanntschaft mit der Gefangenen machen, die Marion schon morgen in seinem Garten begrüßen würde, um ihr dort vorsichtig einen Kuss auf ihr Haar zu drücken. An dieser Vorstellung von ihm und ihr im freien Sonnenschein beschloss Marion, der sich wie immer ein wenig albern vorkam in seiner ausgewachsenen Verliebtheit, festzuhalten, damit er das übrige Gespräch überstehen konnte.
    „Sicherlich kann sie es kaum erwarten,“ fuhr Anthony derweil eindringlich fort, wobei er sein Bier noch nicht angerührt hatte, wie ein kleines Kind, das vor einem besonderen Anlass zu aufgeregt war, um zu kauen und zu schlucken. Ob er überhaupt noch ruhig schlief oder ob er jede Nach wach lag und gegen die Decke starrte, während er sich in ihre Arme sehnte?
    „Nein, natürlich nicht,“ versicherte Marion ihm weiterhin gnadenlos, dabei musste er wieder einmal feststellen, dass er einen mehr als passablen Schauspieler

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