Ein silbernes Hufeisen
die Lippen. „Sehr richtig,“ zischte sie und all ihr Missmut und die üble Laune waren zurückgekehrt, nun wo Alex erst wenige Minuten in ihrem Zimmer saß und sie dennoch bereits stritten, über dieselben, alten Themen, die sie noch immer nicht hatten lösen können. Zugleich war sie sich zudem unsicher, ob sie Tony und ihre Verlobung überhaupt noch als Argumente vorbringen konnte, immerhin war er seit Monaten verschwunden, dies konnte sie jedoch Alex kaum erzählen. Ihm gegenüber würde sie weiterhin beständig beschwören, allein aus Trotz, dass sie ihn liebte und heiraten wollte.
„Das habe ich selbstverständlich in meiner niemals enden wollenden Brillanz bedacht, Liebste, und genau deswegen solltest du mich wohl besser ausreden lassen.“ An dieser Stelle pausierte er natürlich, um Guinievaire Gelegenheit für einen Widerspruch oder einen bösartigen Kommentar zu geben, sie schwieg aber weiter angespannt. „Wir werden in einer Woche nach Italien fahren, dort habe ich ein Haus für uns gekauft. Deinem Vater und deiner Tante werden wir dabei nur erzählen, dass wir uns dort das Ja-Wort geben und während wir ein paar hübsche Monate Urlaub von der Kälte machen, kannst du an deinen Stallburschen schreiben, dass er vorbeikommen soll, um endlich zu tun, was er versprochen hat. Ich persönlich werde deine Brautjungfer sein.“
Dies konnte er nicht meinen, wie er es sagte, und es war absolut unmöglich, dass er darüber ernsthaft so fröhlich sein konnte, wie er klang, dachte Guinievaire sofort, denn sie kannte ihren Lord und sie kannte ihn besser als jeden anderen Menschen. Niemals konnte ihm dieser Plan gefallen.
„Warum solltest du das für uns tun?“ fragte sie also kühl und voller Misstrauen, worauf Alex ausgesprochen gereizt reagierte.
„Weil ich dich zurück haben möchte, egal in welcher Form,“ zischte er in einem tiefen, bösen Tonfall. „Ich vertrage deine Abwesenheit nicht sehr gut, weswegen die letzten Monate ausgesprochen strapaziös für mich waren. Du sollst einfach wieder bei mir sein.“
Guinievaire sah ihn weiterhin prüfend an und stellte dabei fest, dass er unter seinem blendenden Aussehen etwas müde wirkte, und er klang zwar gehässig, aber zugleich auch absolut aufrichtig. Dennoch, sie kannte ihn so gut, sie konnte ihm nicht glauben, was sie hörte.
„Ich kenne seine derzeitige Adresse nicht,“ räumte sie nach einer kleinen Pause mit verschränkten Armen ein, denn sie schämte sich für dieses peinliche Eingeständnis, wo sie doch noch nicht einmal wusste, wo ihr Verlobter sich aufhielt, was er tat und ob er sie überhaupt noch heiraten wollte.
„Er wohnt bei Vicky, verdammt, Engel“ war Alex‘ wenig behutsame Antwort. „Was nur wieder einmal beweist, welch ein vollendeter Idiot er ist, weil ihr seit einem halben Jahr beinahe Nachbarn seid und er es trotzdem fertig gebracht hat, dich hier verrotten zu lassen. Du hast das unwahrscheinlichste Glück auf der ganzen Welt, dass ich mich um deine reizende Person kümmere, du könntest dich also zumindest einmal kurz und höflich dafür bedanken, dass ich dich errette und sogar deine Hochzeit für dich plane.“
Wortlos blinzelte Guinievaire. Konnte es wirklich sein, dass er die Wahrheit sprach? Und was kümmerte sie es denn überhaupt, was Alex‘ komplizierte Motive waren? Alles, was in diesen Momenten für sie zählte, war, dass sie entlassen werden würde, dann würde sie mit Alex in die Ferien fahren und dort würde sie an Tony schreiben, egal was sein derzeitiger Standpunkt war und vermutlich würde er doch kommen. Wäre er bereits abgereist von Vickys Anwesen, so würde ihre beste Freundin ihm den Brief sicherlich zukommen lassen. Dieser Plan hatte keine Fehler, befand sie nach reiflicher Überlegung, warum also sollte sie länger böse und widerwillig sein? Dies war ein mehr als glücklicher Nachmittag, offensichtlich.
„Es tut mir leid, Liebling,“ sagte Guinievaire also reumütig, als sie wieder aufs Neue lächeln konnte und setzte zudem jene Art von Blick auf, der Alexander keinesfalls böse sein konnte. Dabei erhob sie sich, kam zu ihm herüber, legte die Arme um seine herrlich kühlen Schultern und küsste liebevoll seine weiße Wange, wobei sie beinahe fühlen konnte, wie er langsam weich wurde unter ihren Fingerspitzen. „Du bist mein Retter.“
„Komm her,“ befahl er daraufhin und griff nach einer ihrer Hände. Er setzte sich auf das Polster des Sessels und ließ sie auf seinen Knien Platz nehmen,
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