Ein silbernes Hufeisen
wo Guinievaire ihn aufmerksam ansah. „Ich muss deinem Vater noch schreiben und deine Tante muss bestätigen, dass wir auch wirklich verlobt und verliebt sind, deswegen müssen wir noch etwas hier bleiben, verstehst du mich?“ Artig nickte sie. „Und du brauchst einen Ring,“ sagte er dann und zog eine vertraute, türkise Schachtel aus der Hosentasche, die er mit dem Daumen mühelos dazu brachte, aufzuschnappen, um den Inhalt preiszugeben: ein massiver Platinring saß darin, auf dem ein zweieinhalb Karat schwerer, rosa Diamant im Kissenschliff prangte, der von einem Band aus vielen farblosen, kleineren Steinen umfasst wurde. Er war absolut perfekt. Guinievaire kannte ihn jedoch bereits, weswegen sie den Kopf schüttelte.
„Den kannst du mir nicht geben,“ hauchte sie.
Alex hörte wie immer nicht auf sie und hatte das teure Schmuckstück bereits aus der kleinen Schachtel genommen. „Wieso nicht?“ entgegnete er etwas säuerlich. „Glaubst du etwa, ich möchte ihn für ein anderes Mädchen aufheben?“
„Das ist merkwürdig,“ protestierte sie weiter, wobei ihr geliebter Freund den Ring ganz einfach auf ihren Finger schob. Er passte natürlich perfekt, denn niemand kannte Guinievaires Ringgröße besser als der Mann, der all ihre Ringe gekauft hatte, trotzdem war es bei diesem Diamantring etwas anderes und zugleich war es ein leeres und ebenso schreckliches Gefühl.
„Er steht dir,“ bemerkte Alex, während er prüfend Guinievaires Hand in seinen kalten Fingern hielt. Dabei wagte sie es nicht, ihn in diesem Moment anzusehen, denn sie befürchtete, sie würde wieder anfangen zu weinen, diesmal jedoch aus vollkommen anderen Gründen. „Er hat mich ebenso viel Geld gekostet wie du mich Nerven.“ Schließlich seufzten Guinievaire und Alex gleichzeitig und nach einer kurzen, wehmütigen Pause küsste ihr bester Freund ihren Handrücken, dann erhob er sich gemeinsam mit ihr.
„Lass uns nach unten gehen und die frohe Botschaft verkünden,“ schlug er vor und zog sie eilig aus dem Zimmer, dabei konnte Guinievaire noch nicht einmal den Moment genießen, in dem sie die ihr verhasste Schwelle in die Freiheit überschritt. Erst als sie bereits an der ersten Treppe in einem hübschen, gelben Flur angekommen waren, sah Alexander sie endlich wieder an, die große, erschrockene Augen machte.
„Mach doch nicht so ein Gesicht, Prinzessin, das ist nicht sonderlich überzeugend,“ kritisierte er sie, wobei er selbst ein schwaches Lächeln auf seine perfekten Lippen zauberte. „Du hast dich gerade mit Lord Lovett verlobt, du musst strahlen, Guinievaire.“
„Du bist wirklich unglaublich,“ erwiderte sie schwach. Sie konnte immer nur zu ihrem besten, hoch gewachsenen Freund hinauf sehen und sich über ihn wundern. Was führte er im Schilde? Und wenn er wirklich nichts im Schilde führte, so wie er behauptete, wie zum Teufel war er dann dazu in der Lage, derart unberührt zu bleiben? Seine Reaktion schmerzte sie ein wenig, selbst wenn sie wusste, dass sie albern war. Er war wirklich hier. Er war gekommen und innerhalb weniger Minuten hatte er all ihre Probleme gelöst und sie aus ihrem schrecklichen Gefängnis befreit. Sie hätte es wissen müssen, sie hätte wirklich wissen müssen, dass er allein ihr Retter sein würde.
„Ich weiß,“ entgegnete er und zog sie weiter hinter sich die Treppen herab ins Wohnzimmer, weit fort von ihrem grausigen Verlies.
Marion hatte an diesem Tag tatsächlich seinen freien Tag, weswegen er sich ein ganz offiziell letztes Mal mit Anthony Ford an ihrem bereits angestammten Verschwörertisch im Pub traf, selbst wenn er in diesen Minuten um so vieles lieber im Haus bei Abigail gewesen wäre, um dem Augenblick beizuwohnen, wenn Guinievaire endlich aus ihrem schrecklichen Verlies entlassen wurde, um ihre sicherlich sehr kleidsame Freude ein wenig zu teilen. Stattdessen musste er wieder einmal hier sitzen, in all dem Moder und dem Schmutz dieser furchtbaren Lokalität, um sich das ungeliebte, schiefe Gesicht des Mannes anzusehen, der sich immer noch fälschlicherweise für Guinievaires Verlobten hielt. Selbst in den langen Monaten, in denen sie oft zusammen gesessen und miteinander gearbeitet und eifrig geplant hatten, waren sie dabei keineswegs Freunde geworden, denn Anthony war ganz einfach unerträglich langweilig, dies wusste Marion inzwischen ganz bestimmt. Außerdem war er auch unglaublich altklug, unsicher, zurückhaltend, prätentiös und weitaus arroganter, als er zu
Weitere Kostenlose Bücher