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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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entlarvte. Immerhin ging er stets spät ins Bett und schlief dann ganz und gar nicht lange.
    „Ich habe noch Wein,“ erklärte er also betont freundlich und grinste dann in seine Zeitung, während Guinievaire bereits die dünne Geduld verlor, nicht länger gewohnt an den Umgang mit Alex, der unendlich schwierig war. Niemals konnte sie ihn ganz einfach dazu bringen, zu tun, was sie wollte, denn er durchschaute jede ihrer bösen Absichten, bediente sie sich nicht Methoden, die ihr als verlobter Frau strengstens verboten waren.
    „Der Garten ist wundervoll, nicht wahr?“ fuhr sie daher stattdessen fort, hoffend, dass sie Alex vertreiben konnte, indem sie ihn immer und immer wieder mit sinnlosen Gesprächsthemen bei seiner stillen Lektüre unterbrach.
    „Ich hätte ihn für zu naturbelassen für deinen Geschmack gehalten,“ erwiderte ihr Freund, wobei er nach seinem Weinglas griff.
    Guinievaire zuckte die Schultern. Im Grunde hätte er wohl recht, Marion war jedoch ohne jegliche Diskussion ein Künstler und hatte Farben und Formen in diesem Garten erschaffen, wie sie Guinievaire – die in London viel Zeit damit verbracht hatte, sowohl die Floristen als auch die Gärtner von Hastings House und Lovett Residence zu quälen und streng zu beobachten, damit sie bekam, was sie wollte – noch nicht gesehen hatte.
    „Und es gibt hier sicherlich Käfer und kleine Tiere, Engel,“ meinte Alex mit einem amüsierten Lächeln weiter, während er die Zeitung beiseite legte. „Mäuse oder gar Igel.“ Guinievaire verdrehte die Augen, verzog aber dennoch das Gesicht ein wenig, denn wie gut erinnerte sie sich noch an den dramatischen Vorfall, als einmal eine riesige Heuschrecke auf ihrem Rock gesessen hatte und Alex in ihrem Schoß ruhend eingeschlafen war, weswegen sie nicht hatte aufstehen können. Er schien ebenfalls an genau jene unschöne Erinnerung zu denken: „Heuschrecken,“ flüsterte er bedrohlich und sie kicherte deswegen unweigerlich, daraufhin sahen sie sich lange in die Augen und dann klopfte Guinievaire, um sich loszureißen, etwas verzweifelt mit flacher Hand auf die Tischplatte und machte eine Ankündigung:
    „Wenn du mich kurz entschuldigen würdest,“ bat sie ihren geliebten Freund. „Ich muss noch mit Marion sprechen.“ Dann blieb er eben, sie konnte ihn nicht loswerden, schloss sie zugleich, er musste sie beobachten, genau wie Marion es tat. Wie brillant von ihr, sich zwischen diese beiden positioniert zu haben, von denen sie doch keinen wollte.
    Alex hob die dunklen Augenbrauen und musterte sie. „Wer ist Marion?“ wollte er wissen.
    „Der Gärtner,“ antwortete sie ihm etwas kurz angebunden, weil sie nicht wollte, dass Alex mehr erfuhr, so wie Marion niemals mehr erfahren hatte, denn keiner von beiden hatte von dem jeweils anderen wissen sollen. Was stimmte bloß nicht mit ihr in dieser Hinsicht? Womöglich war sie süchtig nach Geheimnissen und Lügen? Dass sie sich all diese Mühe machte, war im Grunde überflüssig, wo Alex sie doch zu lange kannte, um sich noch Illusionen über ihre Person hinzugeben und Marion ein natürliches Gefühl dafür zu haben schien, dass sie schrecklich war.
    Alex nickte derweil, dann lachte er etwas spöttisch. „Du hast dich mit dem Gärtner angefreundet? Dir muss wirklich sehr langweilig gewesen sein, Prinzessin.“
    Beleidigt neigte sie den Kopf auf eine Seite. „Sei still,“ befahl sie dann, weil sie nicht wollte, dass ihr hart arbeitender Freund hörte, wie sie in ihrem üblichen Umfeld mit Personal umsprang. „Ich habe ihn wirklich gerne.“ Alex schüttelte daraufhin den Kopf, dann griff er wieder nach seiner Zeitung und Guinievaire erhob sich.
    Marion war so lange geblieben, um seiner Freundin Guinievaire eine letzte Gelegenheit zu geben, sich angemessen von ihm zu verabschieden und nun, wo er sie auf sich zukommen sah, wusste er, dass er sich nicht zu viel versprochen hatte und dass sie nach wie vor Zeit mit ihm verbringen wollte, selbst wenn sie nun wieder ihren gut aussehenden, vor Charme sprühenden besten Freund zurück bekommen hatte, mit dem sie die Rolle des verlobten Liebespaar mehr als nur überzeugend spielte. Je länger er in der vergangenen Woche beobachtet hatte, wie der Lord ihre Hand hielt und küsste, desto dringender hatte er mit Guinievaire allein sein wollen, wie ein kleines Kind, dem ein Spielzeug so viel hübscher erschien, spielte ein anderer damit. Wenigstens konnte er sich damit trösten, dass Anthony, der sie wirklich nicht im

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