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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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sein Gesicht in ihrem Haar zu vergraben und erneut in sie einzudringen, da nahm sie ihn auf in ihre Arme und in ihrem schmerzenden Körper und in ihrem verwundeten Herzen.
    Und die ganze Zeit wusste sie tief in ihrem Innern, dass sie ihn am Morgen verlassen würde.

Vierzigstes Kapitel
    A ls Colin am nächsten Morgen erwachte, war Pru fort, und Bailiwick räumte im Zimmer herum, um aus dem Koffer einen einigermaßen anständigen Anzug für Colin herauszusuchen, denn fast alle Sachen waren zerdrückt.
    »Es tut mir leid, Sir Colin. Aber ich bin nun mal kein richtiger Kammerdiener«, sagte er entschuldigend.
    Erschöpft klopfte Colin dem jungen Mann auf die Schulter. »Tut nichts zur Sache, wie ich heute aussehe, Bailiwick.«
    »Es ist doch Ihr Hochzeitstag! Mr Wilberforce würde nicht wollen, dass Sie an so einem Tag rumlaufen wie ein Landstreicher!«
    Warum nicht, dachte Colin, denn in Wirklichkeit war jeder Landstreicher achtenswerter als er. Schließlich hatte er letzte Nacht jegliche Ehrbarkeit und jeden Funken Anstand über Bord geworfen, um sich seinen egoistischen Wunsch zu erfüllen, die Frau, die er liebte, wenigstens für ein paar Stunden zu besitzen. Natürlich würde er es nie bereuen, was die Sache in seinen Augen jedoch nicht besser machte.
    Er zog die herausgelegten Sachen an und erlaubte Bailiwick, für ein paar Minuten umständlich an ihm herumzuklopfen, zu bürsten und glatt zu streichen, bevor er aus der Tür des Hotelzimmers in den Flur trat.
    Der Anblick von Pru, die genau im selben Augenblick ihr Zimmer verließ, ließ ihn erstarren. Er beobachtete sie, wie sie die Kinder aus dem Zimmer scheuchte, wie sie Evans widerspenstiges Haar zu bändigen versuchte und die Schleife in Melodys Haar noch einmal band.
    Bei dem Anblick fühlte Colin sich, als würde man ein Messer in seiner Brust umdrehen. Diese drei hätten für den Rest seines Lebens seine Familie sein können. Er als Evans Vater oder zumindest sein großer Bruder, der ihn auf das Leben als Gentleman vorbereiten würde. Und Pru für Melody als wunderbare Mutter, die ihren Mut unterstützt und ihren Geist gefördert hätte. Bestimmt wären noch gemeinsame Kinder gekommen, um die stillen Flure von Tamsinwood mit Leben zu füllen, Spielgefährten für Melody und liebenswürdige Quälgeister für Evan.
    Dann hob Pru die Augen, und als sie ihn dort stehen sah, hellte sich ihre Miene für eine Sekunde erfreut auf, um sich sogleich wieder zu verdüstern. Sie wandte sich zu Evan um und flüsterte ihm etwas zu. Als der Junge ihn anschaute, erkannte er, dass Pru es ihm gesagt hatte. Hass und Verachtung lagen in seinem Blick, bevor er tat, wie ihm geheißen, und Melody zu ihm herüberführte.
    Colin kniete sich vor das Mädchen hin. »Mellie, Bailiwick bringt dich zurück zu Brown’s. Morgen bist du zu Hause, bei Wilberforce und Großpapa Aldrich und allen anderen.«
    Sie riss begeistert die Augen auf, sang immer wieder die Namen: »Wibblyforce, Tante Maddie und Onkel Aidan.«
    Colin strich über ihre glänzenden dunklen Locken. »Die werden ebenfalls bald da sein.« Wie viel sollte er ihr jetzt erzählen? Wie viel würde sie überhaupt verstehen?
    »Mellie, mein Liebes, du fährst mit Bailiwick, Pru und Evan zurück nach London. Ich muss noch hierbleiben, doch ich komme bald nach. Ist das in Ordnung?«
    »Und dann erzählst du mir eine Geschichte?«
    Er lächelte. »Immer.«
    Sie dachte einen Moment über sein Angebot nach, dann nickte sie entschieden. »In Ordnung. Aber du kommst wirklich bald?«
    »So schnell, wie ich kann, Mylady.«
    Sie warf ihre Ärmchen um seinen Hals und gab ihm einen feuchten Kuss auf die Wange. »Bye-bye!«
    Er drückte sie fest an sich und entschuldigte sich stumm. Es war feige, ihr nicht mehr zu erzählen, doch er wollte ihr die wenigen verbleibenden Tage mit Pru und Evan nicht verderben. Später blieb noch genügend Zeit, ihr das Herz zu brechen.
    Er schaute ihr nach, wie sie an Evans Hand den Flur hinunterhüpfte, dabei wie immer munter plappernd und Gordy Anne fest umklammernd. Pru wartete, bis sie um eine Ecke gebogen waren, und kam dann langsam auf ihn zu. Als er ihre Gesichtszüge im Licht der Sonnenstrahlen betrachtete, die durch ein Fenster hereinfielen, fragte er sich, wie er sie jemals für gewöhnlich hatte halten können. Sie wirkte wie eine Fee so zart, und die reichhaltigere Ernährung der letzten Tage hatte die Spuren von Hunger und Elend völlig weggewischt. Ihr schimmerndes rotbraunes Haar war hochgesteckt

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