Ein sinnlicher Schuft
weicher, warmer Zärtlichkeit.
Colin spürte die Minuten verstreichen und wusste, dass die Zeit gegen sie arbeitete. Bald würde der Morgen kommen. Und mit ihm die Trauer.
Er senkte den Kopf und atmete ihren Duft ein. Sie roch süß wie eine kostbare Seife, darunter verborgen nach Frau. Bloß der scharfe Geruch der Minze fehlte.
Sie legte den Kopf in den Nacken und sah zu ihm auf. Ihre Augen waren wie silberne Seen, die das Licht des Feuers reflektierten. »Ich liebe dich«, wisperte sie. »Für immer.«
Ich liebe dich auch.
Er zog sie enger an sich und versuchte sie die Worte spüren zu lassen, die er nicht aussprechen durfte.
Für immer.
Sein Hals wurde so eng, dass er glaubte ersticken zu müssen. Was sollte er machen ohne sie? Ohne seine tapfere Gefährtin und Freundin, ohne seine leidenschaftliche Geliebte?
Wie soll ich ohne Pru weiterleben?
Selbst sein früheres Leben kam ihm plötzlich schal und sinnlos vor. Wie vergeudete Zeit, leichtsinnig verschwendete Jahre. »Wo warst du, als ich zwanzig war?«, murmelte er.
Nach einem Moment der Stille drehte sie sich zu ihm um. »Ich glaube, da habe ich gerade gelernt, wie man ›Katze‹ schreibt.«
»Was?« Er starrte sie verständnislos an. »Wie alt bist du?«
Nachdenklich blickte sie in die Ferne, eine kleine Falte zwischen den Augenbrauen. »Weißt du, ich bin mir nicht ganz sicher. Die Zeit ist irgendwie ineinandergelaufen. Ich bin im August geboren, und als meine Eltern starben, war ich fünfzehn und Evan acht…«
Hektisch begann er zu rechnen. »O mein Gott, du bist erst neunzehn!« Sein Entsetzen über diese Entdeckung war unverkennbar.
Sie legte den Kopf schief und spitzte die Lippen. »Schnellrechner, was?«
Da war sie wieder, die freche Pru, die er bereits vermisst hatte, doch jetzt war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort, über ihre verschiedenen Gesichter nachzudenken.
»Ich habe ein Mädchen geschändet.« Das war ihm wirklich noch nie passiert, und er hatte es immer abstoßend gefunden, wenn andere Männer sich an ganz junge Dinger heranmachten.
Sie verdrehte bloß die Augen und seufzte. »Was kann ich tun, damit Sie sich besser fühlen, Sir Colin, oder können wir uns einfach darauf verständigen, dass ich ziemlich reif bin für mein Alter, und weitermachen?«
Ihm verschlug es die Sprache, aber eigentlich hatte sie recht. Mal wieder. Jetzt ließ sich ohnehin nichts mehr ändern. Trotzdem wurde ihm bei dem Gedanken, was etwa Aidan, der korrekte Earl of Blankenship, dazu sagen würde, ganz anders.
Aidan wird es nie erfahren. Er wird Pru nie kennenlernen. Sie wird nie Madeleines Freundin sein.
Nur noch bis zum Ende der Nacht, dann verschwindet sie aus meinem Leben.
Es war ebenso undenkbar wie unabdingbar.
Als wüsste sie, was er gerade dachte, drehte sie sich um und schlang ihm die Arme um den Hals, presste ihr Gesicht an seine Brust und klammerte sich an ihn, als würden hereinstürmende Piraten sie ihm entreißen wollen. Er hob sie hoch, setzte sie auf seinen Schoß und hielt sie einfach nur fest, während sie tränenlos schluchzte und am ganzen Körper zitterte. Er fühlte sich nur noch elend.
Nach einigen Minuten hob sie den Kopf und schaute ihm ins Gesicht. »Ich würde dir gerne so vieles sagen, aber wir hatten so wenig Zeit. Und es gibt auch so vieles, was ich dich fragen möchte.«
Er küsste sich einen Weg von ihrer Stirn zu ihrer Nasenspitze. »Was willst du wissen?«
»Erzähl mir, warum du Sir Colin geworden bist.«
Er zuckte die Achseln. »Ich habe etwas von meinem Vater veröffentlicht, das als bedeutsame Arbeit anerkannt wurde. Da mein Vater tot war, meinte Prinny wahrscheinlich, er könnte statt seiner genauso gut mich in den Adelsstand erheben.«
Sie runzelte die Stirn. »Das kann nicht alles sein. Sag mir die Wahrheit.«
Er wandte den Blick ab. »Ich rede nicht gerne über meinen Vater.«
»Dein Vater hat dich zu dem gemacht, der du bist. Du kannst ihn niemals ganz loswerden. Erzähl mir also, wie dein Vater es geschafft hat, dass du ohne eigenes Zutun geadelt wurdest. Und dann erklärst du mir, wie es sich wirklich verhielt.«
Er stieß den Atem aus und sah sie an. »Miss Prudence Filby, Großinquisitor.«
»Lenk nicht ab.«
»Ja, Chef.« Colin drückte ihren Kopf an seine Schulter, damit er nicht sich selbst in ihren Mondscheinaugen sehen musste– und sie ihn nicht bei seiner Lebensbeichte beobachtete. Sonst würde er sich noch nackter fühlen, als er ohnehin schon war.
»Ich habe
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