Ein sinnliches Angebot
hatte den kleinen Raum ebenfalls betreten und reckte den Hals, um die Regale abzusuchen.
Als er das letzte Mal so dicht vor ihr gestanden hatte, war er halbnackt und zerzaust gewesen. Jetzt hatte er sich das kurze schwarze Haar gekämmt, doch Zeit zum Rasieren hatte Faith ihm nicht gelassen. Umso erotischer wirkte seine Nähe auf sie. Wenn sie sich nur ein bisschen vorbeugen würde, dann …
„Ganz gut ausgestattet.“
Faith sah, dass seine Lippen sich bewegten, doch sie konnte kaum glauben, was sie hörte. Fassungslos blickte sie an sich hinunter. Unter dem unförmigen Kittel waren ihre Brüste kaum zu erkennen. Woher wusste dieser Mann, wie …
„Ich meine die Regale.“ Verwundert runzelte Luke die Stirn. „Ihre Klinik ist gut ausgestattet. Gut organisiert.“
Lieber Himmel, jetzt reiß dich mal zusammen, ermahnte Faith sich. Hier bist du in deiner eigenen Klinik, und Lust oder was auch immer dieser Mann in dir auslöst, hat hier nichts zu suchen.
Luke Walker mochte noch so fantastisch aussehen, sie wollte das alles ignorieren. „Tja, danke.“ Er machte ihrer Klinik ein Kompliment. Vielleicht könnte es doch mit ihm klappen. Möglicherweise fanden sie einen Weg, um miteinander …
„Vorausgesetzt, man glaubt an den ganzen Hokuspokus hier.“
Nein, dachte Faith, mit diesem Mann kann man einfach nicht gut auskommen.
3. KAPITEL
Es muss Vollmond sein, dachte Faith, denn abgesehen von den Terminen zur Massage, Akupressur und Aromatherapie kamen ungewöhnlich viele Frauen zur Entbindung, und dazu noch die Notfälle und die unangemeldeten Patienten.
Entweder lag das am Vollmond oder an der Neugier auf Dr. Luke Walker. Sie tippte auf Dr. Walker, doch warum sie kamen, spielte keine Rolle. Die Menschen suchten in der „Healing Waters Clinic“ Hilfe, und das war alles, was zählte. Ihr Mittagessen nahm Faith im Gehen zu sich. Eigentlich hasste sie es, sich nicht einmal zum Essen ein paar Minuten Zeit nehmen zu können, aber es ging einfach nicht anders. Am späten Nachmittag wurde ihr leicht schwindlig. Das war immer das erste Anzeichen dafür, dass sie mit ihrer Widerstandskraft am Ende war. Und die rasenden Kopfschmerzen war sie auch noch nicht losgeworden.
Wenn sie nicht krank werden wollte, musste sie eine Pause machen. Am besten legte sie sich kurz auf das Sofa in ihrem Büro. Gleich nach dem nächsten Patienten würde sie es tun. Nur noch diese Siebzehnjährige in Zimmer sieben, die sich die Pille verschreiben lassen wollte, ohne eine Zustimmung ihrer Eltern zu haben.
„Pst.“
Shelby und Guy standen hinter einer Palme im Flur und winkten Faith zu sich. Leise lachend sah Faith sich wie eine Spionin nach allen Seiten um, bevor sie sich zu ihren Kollegen drängte.
„Hoffentlich hat einer von euch Schokolade.“ Auffordernd blickte sie die beiden an.
„Denkst du denn immer nur ans Essen?“ Guy klopfte seine Taschen ab. „Tut mir Leid, ich hab nichts bei mir.“
Seufzend zog Faith einen Müsliriegel aus ihrer Tasche, brach ihn in drei Teile und steckte sich ihre Portion in den Mund. Als sie bemerkte, dass die beiden anderen sie nur verwundert ansahen, hörte sie mit dem Kauen auf. „Was ist?“
Guy blickte kopfschüttelnd zu Shelby. „Sie wird es leugnen, also brauchen wir es gar nicht erst auszusprechen.“
„Was denn?“
„Dass zwischen dir und dem guten Doktor Walker die Funken fliegen“, stellte Shelby leise fest.
„Funken?“ Faith lachte. „Natürlich. Dieser Kerl macht mich rasend vor Wut und ich ihn wohl auch. Tut mir Leid, ich hoffe, ihr kommt damit zurecht. Fürs Arbeitsklima ist das bestimmt nicht gut.“
Lächelnd tauschten Shelby und Guy einen Blick.
Faith sah von einem zum anderen.
„Wir sprechen hier über erotische Funken, Faith“, erklärte Guy.
„Weißt du noch, was Erotik ist?“ Shelby hob viel sagend die Augenbrauen. „Sex ist das, was du zuletzt in den Neunzigern hattest.“
„Witzig. Wirklich witzig.“ Faith zwang sich zu lachen, obwohl Shelby Recht hatte. „Natürlich weiß ich noch, was …“ Wenigstens so ungefähr. „Aber da ist nichts zwischen uns, weder sexuell noch sonst wie.“
„Wirklich nicht? Ich hätte mir mein Sandwich in der Hitze toasten können, die zwischen euch herrscht.“ Guy betrachtete seine Fingernägel, die er sich passend zur Haarsträhne purpur lackiert hatte. „Wahrscheinlich wäre es verbrannt.“
Faiths Magen knurrte. „Du hattest ein Sandwich?“
„Lenk jetzt nicht ab.“ Shelby strich sich über das perfekt
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