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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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mit der er auch bei Almack’s Ehre eingelegt hätte, und eilte zum Straßenrand.
    Er ging neben dem Verletzten in die Hocke, zog die verschmutzten Handschuhe aus und strich dem Mann die ergrauten Haare aus der Stirn. Dann untersuchte er die Wunde schnell und fachmännisch.
    Vielleicht war er Arzt.
    „Muss ich sterben?“, erkundigte sich der Kutscher ängstlich.
    „Das bezweifle ich doch sehr.“ Der junge Gentleman sprach in einem Ton ruhiger Gelassenheit. „Kopfwunden bluten stark, auch wenn sie nicht tief sind. Sonst noch irgendwelche Verletzungen?“
    „An der Schulter. Hab mir bald das Gelenk rausgedreht, als ich die Gäule zu halten versuchte.“
    Der junge Mann nickte und begann den Bereich abzutasten. Als er einen bestimmten Punkt berührte, zuckte der Kutscher zusammen.
    „Ah.“ Der Gentleman seufzte, und die Augen des Kutschers weiteten sich erschrocken. „Was?“
    Der junge Mann lächelte. „Nichts Ernstes, Thompkins. Nur eine Zerrung, und Sie sollten in der nächsten Zeit nicht kutschieren. Aber ich glaube nicht, dass es bleibende Schäden gibt.“
    „Dem Himmel sei Dank“, murmelte der Verletzte erleichtert.
    Dann runzelte er die Stirn, und seine Angst verwandelte sich in Zorn. „Dieser verdammte Köter! Ich hätte das dämliche Vieh überfahren sollen, statt ihm auszuweichen und dabei eine Bodenwelle zu erwischen und …“
    „Thompkins, es ist eine Dame anwesend, bitte verzichten Sie auf Derbheiten“, schalt der Arzt sanftmütig und stand auf.
    Der Kutscher warf Nell einen entschuldigenden Blick zu. „Verzeihen Sie, Miss.“
    „Kann ich irgendwie helfen?“ Angesichts der Umstände nahm sie dem Mann seine Wortwahl kein bisschen übel.
    Der junge Gentleman band sein Krawattentuch ab und hielt es ihr hin. „Damit könnten Sie die Wunde säubern. Vorausgesetzt, Sie fallen beim Anblick von Blut nicht in Ohnmacht.“
    „Aber nein.“ Sie nahm das Krawattentuch entgegen. Dem Stoff entströmte ein exotischer Duft, den sie nicht kannte.
    „Dann kümmere ich mich um die Pferde“, sagte der junge Mann, während er geistesabwesend seinen Hemdkragen aufknöpfte und seinen Hals und ein Stück seines Oberkörpers entblößte, die beide genauso sonnengebräunt waren wie sein Gesicht.
    Ein Schiffsarzt also.
    Der Kutscher machte Anstalten, sich aufzusetzen. „Vielleicht sollte ich …“
    „Sie sollen sich nicht anstrengen“, befahl der junge Gentleman. „Genießen Sie die Gesellschaft Ihrer hübschen Pflegerin, Thompkins, und überlassen Sie die Pferde mir. Erzählen Sie der jungen Dame, wie ich damals versucht habe, Ihr Gespann zu lenken, und wir im Graben gelandet sind.“
    Der Fahrer grinste, dann verzog er das Gesicht. „Jawohl, Mylord.“
    Mylord? Ein Arzt, der von Adel war? Wie interessant … aber sie machte sich wohl besser Gedanken darüber, wie sie nach Bath kam, und was sie tun sollte, wenn sie dort war.
    „Ich muss nur noch kurz etwas mit Ihrer Pflegerin besprechen.“ Der junge Gentleman nahm sie beim Ellbogen und zog sie ein paar Schritte fort.
    Von seinem Verhalten beunruhigt, ging sie über die Unschicklichkeit der Berührung hinweg und versuchte das Prickeln zu ignorieren, das sie auf ihrer Haut hervorrief. „Ist der Kutscher doch ernsthaft verletzt?“, fragte sie besorgt.
    „Nein, ich glaube nicht, dass seine Gehirnerschütterung lebensbedrohlich ist“, entgegnete er zu ihrer Erleichterung. „Aber ich bin kein Arzt.“
    „Nein?“, platzte sie überrascht heraus. Seine Untersuchung hatte so fachkundig gewirkt.
    Er schüttelte den Kopf. „Leider nicht. Ich verfüge über medizinische Grundkenntnisse, genug um zu wissen, dass Thompkins, wenn irgend möglich, bei Bewusstsein bleiben sollte, bis es uns gelingt, einen Arzt aufzutreiben. Können Sie das übernehmen, während ich mich um das verletzte Pferd kümmere und anschließend zur nächsten Poststation reite?“
    „Ja, ich denke, ich kann ihn wach halten.“
    Das erfreute Lächeln, das um seine Mundwinkel spielte, sandte einen neuerlichen prickelnden Schauer durch ihren Körper. Sie ging zu dem Verletzten zurück und versuchte sich zu beruhigen, während der junge Gentleman in Richtung des Begleitreiters davoneilte.
    Als sie Thompkins das Blut von der Stirn abzutupfen begann, hörte sie den jungen Gentleman nach den Pistolen fragen.
    „Im Waffenkasten unter meinem Platz“, erwiderte der Begleitreiter und deutete mit dem Kinn auf den erhöhten Sitz an der hinteren Wand der Kutsche.
    „Geben Sie mir die Zügel,

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