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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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auch getan hätte, wäre der Kuss nicht die verblüffendste, erregendste Erfahrung gewesen, die er je gemacht hatte.
    „Sieh mal, Martha, wen ich hier habe. Lord Bromwell, und er wäre fast umgekommen“, kündigte der Wirt ihn seiner Frau an, als sie die Schankstube betraten. „Seine Postkutsche hatte einen Achsbruch.“
    Die rundliche, warmherzige Mrs Jenkins schnappte erschrocken nach Luft. Sie eilte herbei, als wolle sie sich vergewissern, ob Bromwell unversehrt war.
    „Es gab keine Toten, und niemand wurde ernsthaft verletzt, jedenfalls soweit ich es beurteilen kann“, beruhigte Bromwell die Wirtin. „Mr Jenkins hat schon nach dem Arzt geschickt und sorgt für ein Ersatzfuhrwerk.“
    „Dem Himmel sei Dank!“ Mrs Jenkins seufzte erleichtert. „Aber rede ich mir nicht seit Jahr und Tag den Mund fusselig, dass diese alten Kutschen ausgemustert gehören, weil sie nicht mehr sicher sind?“, fuhr sie, die Fäuste in die Hüften gestemmt, fort und sah die beiden Männer an, als wären sie persönlich für das Unglück verantwortlich und hätten die Macht, sämtliche Mängel bei der Königlichen Post zu beheben.
    „Ja, Annie, tust du“, pflichtete Mr Jenkins ihr bei, weil es das Beste war, Mrs Jenkins beizupflichten, wenn sie etwas äußerte, was auch Bromwell mit der Zeit herausgefunden hatte. „Sarah soll Wein ins Blaue Zimmer bringen. Seine Lordschaft wird sich unterdessen ein wenig frisch machen. Sag ihr, vom besten. Lord Bromwell kann einen guten Tropfen gebrauchen.“
    „Frisches Wasser und saubere Handtücher sind schon oben, Mylord.“ Mrs Jenkins verschwand in ihrer Küche.
    „Sie hat recht“, sagte der Wirt und ging voraus, obwohl Bromwell sich im Crown and Lion auskannte wie in der heimischen Ahnenhalle. „Diese alten Kutschen sind eine Schande, jawohl.“
    Bromwell folgte ihm schweigend durch die Schankstube, wo einige der Gäste sich nach ihm umdrehten und aufgeregt zu tuscheln anfingen.
    Nicht nur wegen seines derangierten Äußeren. Bromwell hörte sie seinen Namen flüstern und natürlich, wie hätte es anders sein können, auch die Wörter Schiffbruch und Kannibalen .
    Würde er sich je an diese Art neugieriger Musterung gewöhnen, an die Aufregung, die jedes Mal entstand, wenn er einen Raum betrat? Er seufzte unhörbar, während er hinter Jenkins die Treppe erklomm. Sicher, es freute ihn, dass sein Buch so viel Widerhall fand und das Interesse der Menschen an der Natur zunahm, aber in Momenten wie diesem wünschte er sich seine frühere Anonymität zurück.
    Ob die junge Dame in der Kutsche ihn erkannt hatte? Und war das vielleicht der Grund für die überwältigende Leidenschaft, mit der sie seinen Kuss erwidert hatte?
    Und wenn, was sollte er tun, wenn er sie wiedersah? Wie sollte er sich verhalten?
    Jenkins stieß die Tür zu seinem besten Zimmer auf. „Der Wasserkrug ist frisch gefüllt, und die Handtücher liegen auch schon bereit.“ Er deutete mit dem Kinn zu dem Waschstand.
    „Danke, Jenkins.“
    „Rufen Sie, wenn Sie etwas brauchen, Mylord.“
    „Mache ich“, versprach Bromwell, als der Wirt die Tür hinter sich zuzog.
    Das beste Zimmer des Crown and Lion war klein, verglichen mit seinen Gemächern auf dem väterlichen Anwesen und im Londoner Stadthaus der Familie, aber es war behaglich und anheimelnd mit der Dachschräge und den blau-weiß karierten Baumwollvorhängen, den sauberen Laken und dem schlichten weißen Waschgeschirr. Ein farbenfroher Teppich lag auf den hölzernen Dielen, die bei jedem Schritt knarrten, genau wie die Seilverspannung unter der Matratze, wenn er sich aufs Bett fallen ließ.
    Sein Freund Drury hatte sich darüber beschwert, nachdem er vor ein paar Jahren einmal Weihnachten eine Nacht hier geblieben war. Bromwell zog seinen dreckbespritzten Gehrock aus und krempelte die Hemdsärmel hoch.
    Er konnte sich die verblüfften Mienen seiner Freunde lebhaft vorstellen, wenn er ihnen von seiner heutigen Heldentat erzählte. Nicht dass er das unglückliche Pferd erschossen hatte – das würden sie als selbstverständlich voraussetzen –, sondern dass er, der gute alte dröge Buggy, wie seine Freunde ihn nannten, eine Frau küsste, deren Namen er nicht einmal kannte. Noch schockierter würden sie sein, wenn er ihnen gestand, wie gern er es noch einmal täte.
    Nein, nicht einmal. So oft wie möglich.
    Er wusste, dass Männer ihren Trieben folgten, und in dieser Hinsicht war er völlig normal – das konnten bestimmte sehr willige weibliche Wesen

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