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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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rutschte beinahe ihr riesiger Weidenkorb mit nasser Wäsche von der Hüfte, und ein neugieriger kleiner Stiefelputzerjunge achtete nicht auf seinen Weg und stieß um ein Haar mit den Müßiggängern zusammen, was ihm eine Kopfnuss von einem der beiden einbrachte.
    „Wir hatten einen Kutschenunfall“, rief Bromwell dem Stallmeister entgegen, der gefolgt von zwei Pferdeknechten, einem Stallburschen und einem Mann in Livree aus der Stalltür geeilt kam.
    Bromwell glitt von seinem erschöpften Pferd und übergab dem Stallburschen die Zügel. Unterdessen versammelten sich die Knechte, der Livrierte, die Müßiggänger, der Stiefelputzerjunge sowie die Waschfrau um ihn. „Die Postkutsche nach Bath hatte einen Achsbruch. Etwa drei Meilen von hier.“
    „Nein!“, stieß der Stallmeister aus, als sei ein solches Vorkommnis völlig undenkbar.
    „Doch.“ Bromwell richtete seinen Blick auf den Wirt, der an der Tür des Schankraums erschienen war. Der Mann wischte sich die Hände an der fleckigen Schürze ab, die seinen fetten Bauch umspannte, und kam in einem Tempo herbeigeeilt, das nichts weniger als eindrucksvoll war bei jemandem mit seiner Leibesfülle.
    „Mein Gott, sind Sie’s wirklich, Lord Bromwell?“, rief er dröhnend. „Ich hoffe, Sie sind unverletzt?“
    „Mir geht es bestens, Mr Jenkins.“ So gut es ging, klopfte er sich den Schmutz von der Hose. „Meinen Reisegenossen allerdings weniger. Wir brauchen einen Arzt und eine Kutsche, und da wir darin nicht alle Platz finden werden, auch noch ein Pferd für mich. Natürlich komme ich für die Kosten …“
    „Mylord!“, protestierte der Wirt entsetzt und legte sich die Hand aufs Herz, als sei er tödlich beleidigt. „Nicht doch.“
    Bromwell lächelte und akzeptierte das großzügige Angebot mit einem Nicken. Er mochte Jenkins und hatte oft kaum mit ansehen können, wie herabsetzend sein Vater den Mann behandelte.
    „Du da, Sam“, wandte der Wirt sich an den Stallmeister. „Lass meine Kutsche anspannen und sattel Brown Bessie für Seine Lordschaft. Und nimm den guten Sattel, hörst du?“
    Er legte dem Stiefelputzerjungen die Hand auf die Schulter. „Johnny, lass alles stehen und liegen und lauf den Doktor holen“, wies er ihn an. „Und mach schnell.“
    Flink tat der Junge wie ihm geheißen, und der Stallmeister und die Pferdeknechte verschwanden im Stall, das Kutschpferd am Zügel mit sich führend. Die Waschfrau setzte sich den schweren Wäschekorb auf die andere Hüfte und machte sich auf den Weg zur Waschküche. Auch die beiden Müßiggänger trollten sich in Richtung Eingang, wo sie den besten Blick auf ankommende Reiter und Fuhrwerke hatten.
    „Kommen Sie herein und trinken Sie was, Mylord“, bot Jenkins an. „Es dauert einen Moment, bis die Kutsche und das Pferd fertig sind, und ich nehme an, Sie werden sich waschen wollen.“
    Bromwell rieb sich über die Wange und stellte fest, dass auch sein Gesicht schmutzig war. „Ja, in der Tat, waschen wäre gut.“ Er folgte dem Wirt zum Haus, einem zweistöckigen Fachwerkbau mit Schankstube und Speiseraum im Erdgeschoss und Schlafzimmern im oberen Stockwerk, und obwohl er mit den Jahren uneitel geworden war, weil er fand, dass er im Vergleich mit seinen Freunden wenig Anlass hatte, mit seinem Aussehen zu prahlen, drängte sich ihm auf dem Weg über den strohbestreuten Hof die Frage auf, was seine Reisegefährtin von seinem Erscheinungsbild gehalten haben mochte.
    Wobei die wichtigere Frage wohl die war, was in Teufels Namen ihn geritten hatte, sich ihr gegenüber derart unschicklich wie ein Sittenstrolch zu gebärden. Zugegeben, sie war hübsch, mit ihren grünen Augen und der schlanken Figur, die sich unter der schlichten grauen Pelisse verbarg. Aber hübsche Frauen kannte er zur Genüge, sogar vollkommen nackt, nach seinem Aufenthalt in der Südsee. Und obgleich er auf den ersten Blick erkannt hatte, dass sie anziehend aussah, hatte es ihn keine Mühe gekostet, so zu tun, als schliefe er. Wenigstens war ihm auf diese Art erspart geblieben, sich unterhalten zu müssen, und am Ende war er sogar tatsächlich eingenickt.
    Wenn nicht, hätte er sich wahrscheinlich schon eher gefragt, wieso eine Frau, die sich so gewählt ausdrückte und so tadellose Manieren hatte, ohne männliche Begleitung reiste.
    Vielleicht eine Gouvernante oder eine höhere Bedienstete, die jemanden besuchen wollte?
    Egal, wer sie war; dafür, dass er sie geküsst hatte, konnte er sich nur in Grund und Boden schämen. Was er

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