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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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läuten!« Robic umklammerte seine Pfeife. »Danica, ich bin stolz auf dich …«
    »Du wirst gar nichts tun, Danica«, sagte Corell und wandte sich zum Gehen. »Und Serge wird vernünftig sein. Man kann nicht alles mit der Faust erreichen …«
    Sie stiegen den Hügel hinab in die Stadt, und als sie aus einem Bogengang hinaus auf den Tartiniplatz kamen, sagte Robic:
    »Irrtümer, Sascha, muß man ausfressen wie saure Suppen. Und das mit Serge ist ein Irrtum!«
    Das Tratinidenkmal lag in der prallen Sonne, umgeben von einem dichten Wall geparkter Autos. Serge Dobroz ging vor ihm unruhig hin und her, und Dr. Vicivic stand mit seiner Tasche am Sockel des großen Geigers.
    »Aha!« sagte Robic und blieb stehen, als habe man innen eine Bremse gezogen. »Die Organisation klappt. Die Verbandmaschine ist gleich mitgekommen. Bleibt hier stehen … ich verlege die Sache in eine stille Straße oder in mein Haus.«
    Er wollte weitergehen, aber Danica war schneller. Sie lief an ihm vorbei und rannte über den Platz.
    »Danica!« schrie Corell. »Mein Gott!«
    Er lief hinter ihr her, und die Angst, die er um sie hatte, bewies ihm, daß er sich nie mehr von ihr trennen konnte …
    Es war Sonntag, der 8. August.

6
    Serge Dobroz blieb ruckartig stehen, als er Danica auf sich zulaufen sah. Er zog das Kinn an, schob die geballten Fäuste vor und schielte zur Seite zu Dr. Vicivic, der seelenruhig seine Arzttasche aufklappte und demonstrativ Verbandpäckchen und eine lange Verbandschere bereitlegte.
    »Was willst du, he?« schrie Danica schon von weitem. Ihre schwarzen langen Haare flatterten über ihr Gesicht. Wie herrlich sie ist in ihrer Wildheit, dachte Dobroz, und sein Herz machte einen schmerzhaften Sprung. Wie unbeschreiblich herrlich … und da kommt so ein Ausländer her, ein feines Herrchen mit viel Geld, küßt ihr vielleicht die Hand, säuselt nette Worte, die sie noch nie gehört hat, dreht ihr den Kopf herum wie eine Schraube, und unsere ganze schöne heile Welt hier in Piran verdunkelt sich wie vor einem Gewitter. O Gott, was soll man tun?
    »Willst du ihn verprügeln, was? Willst du ihn töten womöglich? Stehst da wie ein Bulle, dämlich und nur noch Muskeln und mit dem Gehirn eines Spatzen! Nun komm doch, Serge, komm … schlag zu! Ich stehe vor ihm, und nur über mich kommst du an ihn heran.«
    Sie hatte Dobroz erreicht, baute sich vor ihm auf, vor Wut zitternd, die Arme in die Seite gestemmt, wie eine Marktfrau, deren Kartoffeln man beleidigt hat, und schob den Kopf vor wie einen Rammbock. Serge Dobroz war wie gelähmt. Er starrte über Danica hinweg auf den heranstürmenden Corell und den alten Robic, der im Laufen die Ärmel seines Hemdes aufkrempelte, was nichts Gutes bedeutete. Zu allem Unglück sagte Dr. Vicivic hinter ihm auch noch: »Heute ist ein Zimmer im Spital von Köper frei. Ich habe am Morgen einen Patienten eingewiesen und es dabei erfahren. Du bist jung, Serge, aber der alte Petar kommt jetzt heran mit der Kraft eines verzweifelten Vaters. Überleg es dir …«
    »Halten Sie den Mund, Doktor –«, stöhnte Dobroz. »O Himmel, halten Sie den Mund. Soll ich zerplatzen?«
    »Das ist noch keinem gelungen«, sagte Vicivic trocken. »Aber was du platzen nennst, ist immer noch besser als das, was Petar aus dir macht.«
    »Schlag zu!« schrie Danica wieder. Sie stand jetzt dicht vor Dobroz. Ihr schönes wildes Gesicht war gerötet, die Augen glühten.
    »Ich liebe dich, Danica –«, sagte er hilflos. Es war ein erschütternder Satz, und plötzlich verwässerten sich seine Augen und liefen über. Er weinte lautlos. »Ich liebe dich doch …«
    »Bin ich dein Eigentum, he?« schrie sie ihn an.
    »Nein …«
    »Haben wir zusammen geschlafen?«
    »Nein …«
    »Sind wir fest versprochen?«
    »Danica –« Dobroz weinte und lehnte sich an das Tartinidenkmal. »Danica … mein ganzes Leben wollte ich nach dir einrichten …«
    Dr. Vicivic ging an ihnen vorbei und stellte sich mit ausgebreiteten Armen Dr. Corell und Petar Robic in den Weg. Sie blieben schwer atmend vor dem jungen Arzt stehen. »Lassen Sie es Danica machen«, sagte Vicivic. »Eine Frau hat bessere Argumente als Fäuste. Serge weint schon.«
    »Ich werde ihm den Schädel ausleeren wie einen Kürbis!« brüllte der alte Robic. »Doktor, lassen Sie mich durch! Als Partisan habe ich gelernt, daß eine klare Entscheidung besser ist als dummes Hin- und Herziehen …«
    »Daß ihr Alten nie von diesem Kriegsdiener loskommt!« Vicivic hielt Petar fest,

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