Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
schlafen ging, hatte die Tür abgeschlossen und den Klappladen von außen mit Balken gesichert, die er schräg in den Boden stemmte. Trotzdem saß er im Bett, lauschte in die Stille der Nacht und mißtraute seinen Sicherheitsvorkehrungen. Schlich Corell die Treppe herunter? Entfernte er die Balken? Gab es einen zweiten Schlüssel, den Danica versteckt hatte? Schlichen sie wie Katze und Kater zueinander? Es war eine böse Nacht. Stana lag neben ihm und schnarchte, und das regte ihn besonders auf, daß eine Mutter so ruhig schlafen kann, wenn ihre Tochter sich zu einem Mann treiben läßt. Ein Vater fühlt da anders, dachte Robic. Jeder Mann, der ein Mädchen anfaßt, beleidigt damit automatisch den Vater dieses Mädchens. Man braucht eine Zeit und viel Überwindung, das ertragen zu lernen und sich schließlich daran zu gewöhnen, daß so das Leben ist.
    Aber nichts geschah. Stana schlief, Danica schlief, auch Corell schien zu schlafen … aber das war ein Irrtum. Robic erkannte ihn, als er ab zwei Uhr über sich die tappenden Schritte hörte. Corell lief im Zimmer herum, schlaflos, unruhig. Das Gewissen, dachte Robic zufrieden. Ihm schlägt das Gewissen. Möge es ihn zerreißen wie ein Wolf! Aber es ist gut, daß er noch ein Gewissen hat. Er hat nicht alles aus sich weggesoffen. Ein Mensch, der sich noch Gedanken über sich selbst machen kann, ist nicht völlig verloren.
    Nun war also Serge Dobroz da, um Danica zu einer Fahrt nach Rovinj abzuholen. Er sprang vom Motorrad, parkte es, strich sich die dunkelblonden Haare aus der Stirn und stieß einen Pfiff aus. Das tat er jeden Sonntagmorgen. Hier bin ich, Danica, hieß das.
    Robic seufzte. Soviel schöne Jugend, und alles geht in die Brüche. Er stand auf, und öffnete die Haustür. »Guten Morgen«, sagte Serge höflich. »Ist Danica fertig?«
    »Ja.« Robic trottete ins Zimmer. Serge folgte ihm verblüfft und starrte auf den verbundenen Kopf.
    »Ein Unfall?«
    »Ja.«
    »Muß Danica im Geschäft helfen? Dann bleiben wir hier, und ich stelle mich auch in den Laden. Ein Betrieb ist draußen. Karawanen von Autos. Der Tartiniplatz ist schon überfüllt … jetzt schon … Das wird heute ein gutes Geschäft.«
    »Danica ist nicht hier«, sagte Robic. »Das heißt, 1 sie wollte hier sein, aber ich habe sie rausgeworfen und gesagt: Das ist Männersache. Du wirst das gleich verstehen und brauchst nicht zu glotzen wie ein Kalb. Setz dich!«
    »Warum?« fragte Serge kritisch.
    »Setz dich!« brüllte Robic.
    Dobroz zuckte zusammen und setzte sich. So jung er war, spürte er eine Gefahr, die wie eine riesige Masse auf ihn zufiel. »Was ist mit Danica …?« fragte er.
    »Was soll mit ihr sein?« Robic griff nach hinten in die Zimmerecke und legte einen Knüppel auf den Tisch. Einen schönen, dicken, knorrigen Knüppel aus bester, alter Eiche. Serges Augen wurden völlig ratlos. Er war sich keiner Schuld bewußt, vor allem nicht, was Danica betraf. Er hatte sie nie angerührt, nicht einmal ihre Brust umfaßt, sondern sie nur ein paarmal geküßt, aber das machen ja alle jungen Leute, das ist das mindeste, was man mit einem Mädchen macht, wenn man es schon fast ein Jahr kennt. Ist das ein Grund, sich so aufzuregen und einen Knüppel auf den Tisch zu legen?
    »Danica und ich …«, setzte Serge zu einer Erklärung an, aber Robic hieb mit dem Knüppel auf den Tisch. »Das ist es ja! Danica und ich! Ein Rindvieh bist du! Ich mag dich gern, Serge, das weißt du, sonst wärst du längst 'rausgeflogen, und statt Danica hättest du einen wunden Hintern durch die Gegend gefahren. Aber das ändert nichts mehr. Es ist etwas geschehen, und wir Männer müssen das ausfressen.«
    In Serge kroch etwas hoch, was ihn zu erwürgen schien. »Was ist mit Danica?« fragte er wieder. Es gab einfach keine anderen Worte mehr.
    »Es ist so –«, Robic blickte philosophisch an die Decke.
    Dobroz beugte sich vor, seine Hände begannen zu zittern. »Ein … ein anderer Mann?«
    »Ja, du Esel.«
    »Wer?«
    »Ein vornehmer Herr. Ein Doktor.«
    »Ich schlage ihm den Schädel ein!« Serge sprang auf. Er prallte gegen den Tisch, der Tisch kam ins Rutschen und knallte Robic gegen die Rippen.
    »Soll ich völlig zum Krüppel werden?« brüllte Robic. »Setz dich! Man kann nichts mehr ändern.«
    »Ich kann es ändern! Wo ist Danica? Ich will mit ihr sprechen! Ich will den Mann sehen!«
    Dobroz rannte zur Tür, aber Robic war schneller, warf ihm geschickt den Knüppel zwischen die Beine, und als Serge stolperte,

Weitere Kostenlose Bücher