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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bein … rechts … dort hatte er Glasröhrchen mit Schmerztabletten versteckt. Ein paar Prellungen, alles ohne Belang. Kam hier in die Rot-Kreuz-Fahne eingewickelt an und hatte am ganzen Körper verteilt Medizin für acht Tage bei sich. Natürlich, konnte ja keiner ahnen, daß die Straße so schnell geräumt werden würde. Heldentum für nichts … das ist ja modern. Ich überlasse es Ihnen, Herr Ober stabsarzt, ob Sie Dr. Corell für das Eiserne Kreuz vorschlagen –«
    Dann legte er auf, starrte den Hörer an und sagte aus tiefster Brust laut: »Scheiße!«

18
    Zwei Tage später nahm sich Corell einen freien Tag und eine freie Nacht.
    »Wohin?« fragte Dr. Weber. »Nach Rijeka? Ein Mädchen?«
    »Woanders, Herr Stabsarzt.« Corell lächelte versonnen.
    »Aber ein Weib! Junge, passen Sie auf sich auf. Hier gibt es Weiber, die spreizen die Beine und haben dazwischen ein Messer liegen.«
    »Diese Frau nicht, Herr Stabsarzt.« Corell legte die Hand an die Fellmütze. »Ich melde mich ab.«
    Corell hatte sich von der Motorstaffel des Lazaretts ein Motorrad geliehen und fuhr mit ihm an den Stadtrand von Labin. Dort wartete er, bis die Nacht sehr schnell über die Berge kroch, eine sehr dunkle, mondlose Nacht, als wolle der Himmel mitspielen. In der Gepäcktasche hinter sich hatte er eine Schwesterntracht mitgenommen, komplett mit Haube, Armbinde und Wintermantel. Der Kammer-Unteroffizier, bei dem sich Dr. Corell die Kleidung geholt hatte, fragte nicht nach dem Zweck, aber er hatte einen merkwürdigen Blick in den Augen, als er sich den Empfang bestätigen ließ. Ein Rock, eine Bluse, eine Schürze, eine Haube, ein Mantel, ein Paar Schuhe, Größe 38, ein Paar dunkelgraue Strümpfe … »Der leistet sich ein privates Karbolmäuschen –«, sagte er später auf seiner Unterkunft zu den anderen Unteroffizieren. »Oder der Junge ist pervers. So 'was gibt's, Kameraden. Ich kannte in Braunschweig einen Oberarzt, der war ganz wild auf Unterhemden voll Weiberschweiß. Je studierter, um so bekloppter! Fritz, hol die Skatkarten raus …«
    Corell fuhr mit seinem Motorrad bis zu der Stelle, an der er aus den Felsen gestiegen war. Er ließ den Scheinwerfer brennen, drehte das Motorrad so, daß das Licht gegen den Berg fiel und knipste den Schalter zu und auf, zu und wieder auf … fünfmal schnell hintereinander. Dann wartete er. Der Junge kam nicht, er gab auch kein Zeichen. Noch einmal signalisierte Corell sein Eintreffen. Als er den Scheinwerfer völlig abdrehte, lag tiefe, stille Dunkelheit um ihn. Eine wahnsinnige Angst, Patrouillen könnten Clara Soffkov entdeckt und die Höhle ausgeräuchert haben, überfiel ihn. Er legte das Motorrad an den Straßenrand und lief ein paar Meter den Hang hinauf. Aber es war unmöglich, den Weg zu der Höhle wieder zu finden, er konnte keine zwei Meter weit sehen, und was er sah, war alles gleich: Felsen, Büschelgras, niedrige Krüppelzedern, eine abweisende, feindliche Wildnis. Er blieb stehen, wischte sich den Schweiß von der Stirn und schrie dann in die Dunkelheit hinein. »Ich bin's. Dr. Corell. Clara Soffkov – oder wer dort wartet, – geben Sie ein Zeichen! Ich weiß, daß ich hier nicht allein bin …«
    Irgendwo kollerten ein paar Steine den Hang hinunter. Corell hielt den Atem an. Das kann auch eine Falle sein, aber warum sollten sie mich umbringen? Ich will doch nur helfen … Wieder das Rollen von Steinen, dann deutlich tastende Schritte in den Felsen. Dort kam jemand heran, der in der totalen Nacht noch sehen konnte.
    »Hier bin ich –«, rief Corell. Er lauschte auf seine Stimme, und sie klang völlig fremd. Verdammt, ich habe Angst, dachte er. Hündische Angst. Er lehnte sich gegen einen Felsvorsprung und rief wieder.
    »Hier! Ich bin wirklich Dr. Corell. Sehen Sie.« Er riß ein Streichholz an und hielt die kleine, flackernde Flamme vor sein Gesicht. Ein Scharfschütze kann mich jetzt treffen, dachte er dabei. Mein bleiches Gesicht muß wie eine Zielscheibe wirken.
    »Ich bin da …«, sagte eine Frauenstimme über ihm. »Clara Soffkov …«
    Corell atmete tief auf. Das Streichholz erlosch, als er es wegwarf. »Sie kommen allein? Ich dachte, der Junge …«
    »Die Partisanen haben die anderen schon weggebracht. Warten Sie, nur noch ein paar Meter …«
    »Kann ich Ihnen helfen? Denken Sie an Ihre Hände, Clara.«
    »Ich habe sie dick umwickelt …«
    Er hörte Kratzen in den Felsen, es mußte ein steiler Abstieg sein, den Clara Soffkov vollführte. Dann tauchte sie links

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