Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks
dir mich – oder unsere Ehe – als einen Garten vor«, sagte ich beispielsweise. »Den musst du eben auch hegen und pflegen.«
Doch das machte alles nur noch schlimmer.
Eines Morgens wies er mich deutlich zurecht, bevor er wieder einmal grußlos verschwand. Er sagte: »Wie soll ich dich oder meinetwegen auch unsere Ehe hegen und pflegen, wo ich es nicht einmal schaffe, für mich selbst zu sorgen?«
Diese Aussage sprach Bände.
Meine Reaktion darauf: Zurückschalten in den puren Überlebensmodus.
Ich begann, mein Leben in Montana mit anderen Augen zu sehen. Versuchte, mir vorzustellen, wie es wäre, die Zelte abzubrechen. Diesen Ort der Schönheit zu verlassen, den wir uns geschaffen hatten. Dieses Bauernhaus, in dem wir fünfzehn Jahre lang Truthähne zu Thanksgiving, Gänse zu Weihnachten, Rippchen an Silvester und Lämmer zu Ostern gegessen haben. Würden unsere Vorfahren, von deren Geschirr wir bei diesen Festmahlen gespeist hatten, uns nicht ermutigen zu bleiben? Selbst wenn alles dagegen sprach. An unserem Land festzuhalten? An unserem Haus? Sie wussten genau, was es bedeutete, Vertrautes aufzugeben. Um seine Träume zu verwirklichen. Und sie hochzuhalten, selbst wenn man das Gefühl hatte, sie soeben platzen zu sehen. Würden sie uns nicht ermahnen zu kämpfen, um unser Zuhause zu bewahren? Weil es so viel symbolisierte?
Da war die umlaufende Veranda, auf der wir zahllose Gewitter beobachtet und gehofft hatten, einer schlimmen Feuersaison zu entgehen. Der Küchengarten gleich neben dem Haus mit seinem vielen Rittersporn, den Rosen und Kräutern. Zwanzig Morgen Wald und Wiesen, wo ich mit meinen Pferden ausgeritten war und wir als Familie Schlitten und Langlaufski gefahren und gerodelt waren. Wir alle liebten dieses Stück Land wie einen Verwandten. Es war unser Lehrer gewesen, wie die weisen Indianerhäuptlinge, deren Seelen immer noch durch diese Wälder geistern.
Und dann das Zimmer, das ich mein Eigen nenne – meine kaffeebraune Schreibstube mit dem Schreibtisch voller Glücksbringer und Postkarten von unseren Reisen in Montana und an andere Orte. Meine Traumküche mit den Arbeitsflächen
aus Marmor, die schon abgestoßen und ein bisschen fleckig sind, weil die Jahre, in denen wir aus Zitronensaft selbst Limonade gemacht haben, ihre Spuren hinterließen. Die Edelstahlgeräte, die nie so ganz sauber sind, weil immer gierige Kinderfinger Spuren darauf hinterlassen, auf der ständigen Suche nach Essen, in das – wie meine Kinder zu sagen pflegen – Mama »wieder ein bisschen Liebe reingekocht hat«. Und was würde aus meinem liebsten Freund? Dem italienischen Ofen, der für zahllose Mahlzeiten sorgte und die Worte hervorrief, die ich so gern höre: »Mama, was riecht denn hier so gut?« Die perlgraue Holzdecke und Vertäfelung, die dunkel gemaserten Böden aus Kiefer und Lärche – versehen mit den Spuren von Hundekrallen. Im Laufe der Jahre waren es sechs verschiedene. Gute Hunde.
Und die überdachte Veranda. Die allein ist schon ein heiliger Ort unserer Familie, mit der Liege für heiße Sommernächte, auf der wir uns alle zusammenkuscheln, um den Kröten im Sumpf zu lauschen und bei Kerzenschein Karten zu spielen.
All die Kartoffeln, die wir im Garten ausgebuddelt, die eigenen Karotten, die wir eingewintert haben, die Hütten, die wir im Wald gebaut haben. Die vielen Nachbarschaftsfeste. Das soll alles vorbei sein?
Nein. Das konnten wir einfach nicht zulassen.
Fünfzehn Jahre.
Und so sitze ich jetzt hier also um zwei Uhr morgens. Erschöpft vom Revue-passieren-lassen unseres gemeinsamen Lebens und sehe deutlicher denn je das Auf und Ab unserer »goldenen« Jahre. Dabei frage ich mich immer noch, wo mein Mann sein mag. Ob er in Gedanken bereits fortgezogen ist. Und ob wir bei ihm sind, wo auch immer er sein mag.
Jetzt begreifen Sie bestimmt, warum ich mir nicht vorstellen kann, ohne die Natur in meinem Garten zu leben, nicht wahr? Und ich meine echte Natur – fruchtbar, erhebend und besänftigend, und das alles in einzigartiger Stimmung, die ich allmorgendlich genieße. Als erste Waschung, vor meiner Haustür, egal, ob es friert oder nebelverhangen oder noch dunkel ist.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass meine Kinder keine von Erdbeeren rot verfärbten Finger haben und nicht barfuß über die Wiese laufen, Marshmallows an der Feuerstelle grillen und mit den Nachbarskindern im Wald spielen.
Selbst wenn wir uns im Moment nicht gerade vom Schicksal verwöhnt fühlen, weiß ich,
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