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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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betrachten, konzentrierte sie sich auf seine Wunden und stellte fest, daß seine Arme und der Oberkörper das meiste abbekommen hatten. Seine herrlich muskulösen Beine waren unversehrt…
    Krankenschwester, Clare! Denk daran, daß du im Augenblick eine Pflegerin sein sollst. »Wir sollten jetzt anfangen«, sagte sie knapp und stellte ihr Glas ab. »Setzen Sie sich bitte.«
    Schweigend gehorchte er. Clare begann damit, die Wunden sanft auszuwaschen, um Schmutz und Stoffpartikel zu entfernen, die sich durch die Hiebe in die Schnitte gesetzt hatten. Er starrte geradeaus und nippte gelegentlich an seinem Brandy, während Clare versuchte, sich nicht von der Bewegung seiner Muskeln ablenken zu lassen, wann immer er seine Position auf dem Stuhl veränderte. Doch jeder Gedanke an fleischliche Gelüste verschwand, wenn der Schmerz selbst für seine stoische Ruhe zu viel wurde und er unwillkürlich zusammenzuckte.
    Als sie Basilikum-Puder auf die Wunden streute, sagte sie: »Die Verletzungen sind häßlich und müssen höllisch wehtun, aber sie sind nicht besonders tief, und keine blutet noch. Ich hatte Schlimmeres befürchtet.«
    »Peitschen sind verheerender, wenn das Opfer nicht ausweichen kann, zum Beispiel, wenn ein Soldat an einen Pfahl gebunden ist und ausgepeitscht wird«, erklärte er ihr abwesend.
    »Ein bewegliches Ziel kann der Wucht der Schläge entgehen.«
    Nun kümmerte sie sich um seinen linken Oberarm, der an mehreren Stellen verwundet war. Seine Finger packten das Glas fester, als sie das getrocknete Blut von dem tiefen Riß an seinem Handgelenk wischte. »Komisch, daß die Wunden sich auf den Oberkörper konzentrieren.
    Lord Michael scheint keine große Phantasie zu besitzen – er hat immer nur auf die gleichen Stellen gezielt.«
    Nicholas griff nach der Karaffe und schenkte sich Brandy nach. »Er hat versucht, mir das Genick zu brechen. Wenn es ihm gelungen wäre, die Schnur um meinen Hals zu schlingen und dann kräftig zu reißen, wie ich es mit seinem Fuß getan habe, dann hätte er gute Chancen auf Erfolg gehabt.«
    Sie hielt entsetzt mitten in der Bewegung inne.
    »Wollen Sie damit sagen, daß er die ganze Zeit ernsthaft versucht hat, Sie umzubringen?«
    Er zog die Brauen hoch. »Aber natürlich. Michael sagte, er wolle mich tot sehen, und er war immer schon ein Mann, dem man glauben kann, was er sagt.«
    Clares Hände begannen zu zittern. Nach einem raschen Blick in ihr Gesicht stand Nicholas auf und führte sie zu einem Sessel. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen, als sie die schreckliche Vision von dem, was hätte passieren können, nicht mehr zurückdrängen konnte.
    »Tut mir leid – ich hätte es Ihnen nicht erzählen dürfen«, sagte Nicholas, der sich wieder auf seinen Hocker setzte. »Er hätte es nicht schaffen können. Ich habe ein- oder zweimal solche Auseinandersetzungen unter Zigeunern gesehen, so daß ich mich ein wenig in den Grundtechniken im Umgang mit der Peitsche auskenne.«
    Nach einem kurzen, heftigen Kampf gegen die aufsteigende Hysterie schaute Clare auf. »Wie Sie schon gesagt haben – er ist wirklich verrückt.
    Haben Sie irgendeine Ahnung, warum er seinen Wahnsinn ausgerechnet gegen Sie richten muß?«
    »Warum fragen Sie sich nicht, ob Michael nicht vielleicht recht hatte, als er mich beschuldigte, meinen Großvater und meine Frau umgebracht zu haben?«
    Sie machte eine ungeduldige Geste. »Ich denke, er wollte uns nur schockieren, und da kamen ihm die plötzlichen Todesfälle eben gerade recht. Im übrigen bezweifle ich, daß ihn meine Reaktion großartig gekümmert hat. Ich glaube, er wollte vor allem einen Keil zwischen Sie und Ihre anderen Freunde treiben.«
    Nicholas stand auf und begann herumzugehen.
    »Was für ein kühler Kopf. Aber Sie müssen doch zumindest einmal in Erwägung gezogen haben, daß ich ein Mörder sein könnte.«
    »Natürlich habe ich vor vier Jahren, als die beiden gleichzeitig starben, über diese Möglichkeit nachgedacht.« Sie verschränkte die Hände im Schoß. Er glaubte, sie wäre kühl und gelassen, und sie war entschlossen, genau das zu sein.
    »Wie auch immer – auch wenn Sie gelegentlich etwas aufbrausend sind, kann ich mir einfach nicht vorstellen, daß Sie auf diese Art gewalttätig werden.«

    Er spielte mit dem Klingelzug und wand ihn um den Bettpfosten. »Gibt es denn verschiedene Arten von Gewalttätigkeit?«
    »Aber ja«, erwiderte sie. »Man kann sich leicht vorstellen, daß Lord Michael zu einem Mord fähig ist. Lucien

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