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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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vielleicht auch unter extremen Bedingungen – ganz bestimmt kann er so rücksichtslos sein, wie es die Situation erfordert.
    Aber obwohl Sie gefährlich sein können, wie Sie heute abend bewiesen haben, würden Sie in einer schwierigen Lage wohl eher lachen oder weggehen. Ich kann einfach nicht glauben, daß Sie jemanden töten würden, höchstens in Notwehr, und dann auch nur, wenn Sie es überhaupt nicht mehr vermeiden können.«
    Sein Mund verzog sich. »Ich war verdammt nahe dran, Michael umzubringen.«
    »Das war ein Unfall«, erwiderte sie scharf.
    »Glauben Sie, ich hätte nicht bemerkt, wie sehr Sie sich zurückgehalten haben? Er kann mit einer Peitsche umgehen, Sie können es aber noch besser. Sie hätten ihn in Stücke reißen können, wenn Sie es gewollt hätten. Statt dessen haben Sie zugelassen, daß er Sie mehr als nötig verwundet, damit Sie auf die Chance warten konnten, ihn kampfunfähig zu machen.«
    »Ihnen entgeht sehr wenig.« Er ging zu seiner Kommode und begann, Münzen nach Größen aufzustapeln. »Vielleicht ist das ein Nachteil.«
    Mir entgeht gar nichts, was dich betrifft, Nicholas.
    Ihre Finger verschränkten sich fester. »Durch die Arbeit meines Vaters gingen viele verschiedene Leute in unserem Haus ein und aus. Ich konnte gar nicht verhindern, ein wenig über Menschen zu lernen.«
    »Sie haben Michael, Lucien und mich recht treffend nach unserem Hang zur Gewalttätigkeit charakterisiert«, bemerkte er, während er sich ganz auf die Münzen konzentrierte. »Was ist mit Rafe?«
    Sie überlegte. »Ich kenne ihn kaum. Ich vermute, er ist wie Sie – die Sorte von Mensch, die keinen Streit sucht, sich aber gut hält, wenn sich der Ärger nicht mehr vermeiden läßt.«
    »Sie sind sogar noch gefährlicher, als ich es gedacht habe«, sagte er leicht amüsiert. »Sie haben recht, wenn Sie meinen, ich würde eher weggehen – ich glaube, diese Neigung steckt in allen Zigeunern. Wir sind immer verfolgt worden.
    Um als Rasse zu überleben, haben wir gelernt, die Zelte heimlich abzubrechen und uns
    davonzustehlen, statt zu warten, daß man uns abschlachtet.«
    »Wer davonrennt, bleibt wenigstens am Leben«, bemerkte sie.
    »So ist es.« Die Münzen waren nicht mehr interessant genug, und er wandte seine Aufmerksamkeit seinem silbernen Kartenetui zu.
    »Sie haben gefragt, warum Michael mich als Zielobjekt ausgesucht hat. Ich kann mir nur vorstellen, daß sein Zorn mit dem alten Earl zusammenhängt. Michael hatte kaum eine Beziehung zu seinem Vater, dem Duke of Ashburton, aber er und mein Großvater kamen aus irgendeinem Grund ganz gut miteinander zurecht. Der Alte hat öfter gesagt, er wünschte sich, er hätte statt meiner Michael als Erben.«

    Nicholas nahm die Karten aus dem Etui und fächerte sie zwischen Daumen und Zeigefinger auf. »Mein Großvater war bis zu der Nacht, in der er starb, ein gesunder, kräftiger Mann. Vielleicht glaubt Michael tatsächlich, daß ich den alten Burschen mit irgendeinem Zigeunergift oder einem bösen Zauber umgebracht habe.«
    Clare fand, daß er unnatürlich leidenschaftslos über das sprach, was ihn damals zutiefst verletzt haben mußte. »Haben Sie Michael jemals um sein gutes Verhältnis zu Ihrem Großvater beneidet?«
    Er schob die Karten zusammen und steckte sie zurück ins Kästchen. »Vielleicht hätte ich es getan, wenn ich jünger gewesen wäre. Aber als Michael nach Penreith kam, kümmerte es mich schon nicht mehr. Wenn es beide glücklich machte, daß Michael den Ersatzenkel spielte, dann sollten sie ihren Spaß damit haben. Ich war die meiste Zeit gar nicht anwesend.«
    Clare fragte sich, ob der alte Earl absichtlich versucht hatte, die beiden Freunde gegeneinander auszuspielen, um seinem Enkel wehzutun. Konnte der Earl so gemein, so grausam gewesen sein?
    Wenn ja, dann hatte er viel zu bereuen. Und wie Emily, so hoffte auch Clare, daß er das an einem sehr heißen Ort tat.
    Sie kam zu dem Schluß, daß sie nun ihre Arbeit zu Ende bringen sollte, damit sie in ihr Zimmer gehen und dort zusammenbrechen konnte. Also nahm sie einen Tiegel mit Kräutersalbe, ging zu ihm und begann, die Salbe auf den Striemen zu verteilen, die nicht geblutet hatten.
    Er sog scharf die Luft ein, als sie eine empfindliche Stelle an seinem Rücken berührte, regte sich aber nicht. »Wie steht es denn mit Ihrem Hang zur Gewalttätigkeit, Clare? Ich glaube Ihnen nicht, daß Sie zu harmlos sind, um einen unschuldigen Pinguin zu erschrecken.«
    »Ich bin der festen Meinung, daß

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