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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ruiniert. Sie zog sich ihr praktisches weißes Flanellnachtkleid an und hüllte sich in einen wunderschönen roten Hausmantel aus Samt, der zu ihrer Londoner Garderobe gehörte. Nachdem sie ihr Haar ausgebürstet und es in einen lockeren Zopf geflochten hatte, setzte sie sich und wartete auf Pollys Rückkehr.
    Die nervöse Energie, die sie während des Duells und auf der Nachhausefahrt aufrecht gehalten hatte, fiel plötzlich von ihr ab, und sie fühlte sich erschöpft und ausgelaugt. Sie lehnte sich in dem Ohrensessel zurück, preßte die Hände an die Schläfen und ergab sich ihrem Zittern, als die furchtbaren Erlebnisse des Abends sie einholten.
    Jeder einzelne Peitschenhieb dieses scheußlichen Duells hatte sich in ihre Erinnerung gebrannt.
    Wenn Lord Michael seinen Willen bekommen hätte und die beiden es mit Pistolen oder Degen ausgetragen hätten… Sie schauderte und versuchte, ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken.
    Obwohl sie den Major während des Duells am liebsten erschlagen hätte, tat er ihr nun entsetzlich leid. Wenn seine heftigen Beschuldigungen gegen Nicholas auch einem verstörten Geist entsprungen waren – er schien sie aber zu glauben, denn sein gequälter Zorn war echt gewesen. Sie seufzte. Er war nicht der erste Soldat, den der Krieg zu einem Wrack gemacht hatte, und leider würde er auch nicht der letzte sein. Vielleicht würden sein Geist und seine Seele mit der Zeit heilen – sie hoffte es für ihn.
    Bis dahin jedoch war er eine echte Gefahr.
    Obwohl Nicholas seinen alten Freund nicht für fähig hielt, einen kaltblütigen Mord zu begehen, war Clare sich dessen gar nicht so sicher.
    Vielleicht war es an der Zeit, nach Wales zurückzukehren. Michael hatte angedeutet, daß er Nicholas nicht gesucht hätte; mit ein wenig Glück würde aus den Augen dann auch aus dem Sinn bedeuten.
    Als Polly mit einem Tablett voller Verbandszeug, Tinkturen und Mittelchen und einer Schüssel heißen Wassers zurückkehrte, zwang Clare mühsam ihren erschöpften Körper aus dem Sessel. Sie nahm das Tablett, schickte das Mädchen zu Bett und ging zu Nicholas’ Zimmer.
    Die Tür war nur angelehnt, also stieß sie sie auf und trat ein.
    Nicholas hockte vor der Feuerstelle und legte Kohlen nach. Clare ließ vor Schreck fast das Tablett fallen, denn auf den ersten Blick sah es so aus, als wäre er nackt. Als sie noch einmal genauer hinsah, entdeckte sie, daß er sich ein Handtuch um die Lenden geschlungen hatte. Es war das absolute Minimum, um eine gewisse Anständigkeit zu vermitteln, aber viel zuwenig, als daß es für ihren Seelenfrieden gut war.
    Es machte sie schrecklich nervös, diesen herrlichen, muskulösen Körper, den sie beim Schwimmen heimlich beobachtet hatte, nun so dicht vor sich zu haben. Noch nervöser machte es sie, seine zahlreichen Wunden und Striemen zu sehen. Viel zu spät begriff sie, daß er sich die Kleider ausgezogen hatte, damit sie ihn behandeln konnte. Aber gleichzeitig gab der Gedanke ihr auch neue Kraft; sie war jetzt seine Krankenschwester, nicht seine Geliebte.
    Er hatte genug nachgelegt und befestigte das Gitter wieder vor dem Kamin, dann stand er auf und nahm einen Kelch vom Tisch. »Möchten Sie einen Brandy? Heute abend ist, glaube ich, der geeignete Zeitpunkt, vorübergehend Ihren Widerstand gegen harte Drinks aufzugeben.«
    Clare wog rasch in ihrem Inneren das Für und Wider ab, dann sagte sie: »Methodisten sollen Entscheidungen danach treffen, was ihr Herz ihnen rät, und mein Herz sagt mir jetzt, daß ich durchaus etwas zur Beruhigung gebrauchen könnte.«
    Er schenkte ein wenig Brandy in ein Glas und reichte es ihr. »Trinken Sie langsam. Er ist weit aus stärker als ein Sherry.«
    »Sollten Sie mich nicht im Gegenteil ermutigen, ordentlich zuzulangen? Ich habe gehört, es sei eine beliebte Verführungstechnik, eine Frau betrunken zu machen.«
    »Ich habe das schon in Erwägung gezogen, aber das wäre nicht besonders nett«, erwiderte er mit trockenem Humor. »Ich werde Sie lieber auf faire Art verführen.«
    »Nein, werden Sie nicht, weder fair noch sonst irgendwie«, gab sie zurück. Obwohl der erste kleine Schluck Brandy fast einen Hustenanfall auslöste, fand sie das warme Brennen danach sehr angenehm.

    Während sie an ihrem Drink nippte, folgte ihr Blick ihm, wie er mit dem Glas in den Hand durch den Raum schlenderte. So unbekleidet wie er war, bot er einen Anblick, der ihre Konzentration empfindlich störte. In dem Versuch, ihn unvoreingenommen zu

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