Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
als sein Vater sich näherte.
    Owen nahm Huw auf seine Arme und murmelte beruhigend. Auch wenn der Bursche inzwischen gediehen war, so war er doch immer noch dürr und klein und schrecklich hilflos. Als die Tränen des Kindes langsam versiegten, fragte er: »Was ist denn passiert, mein Junge?«
    Huw rieb sich mit einer schmuddeligen Faust das Auge. »Ich… ich hab’ die Tore der Hölle gesehen, Onkel Owen.«
    Obwohl er ihn ruhig ausfragte, bekam Owen von dem Jungen keine zusammenhängende Erklärung, also traf er schließlich eine Entscheidung. »Trevor, du bringst Megan und David nach Hause. Huw kann mir zeigen, was er gesehen hat.«
    Trevor führte seine Geschwister gehorsam auf den Pfad zurück. Huw sah ihnen unglücklich hinterher, aber als Owen ihn an die Hand nahm, setzte er sich trotzdem in Bewegung. Sie gingen immer tiefer in den Wald hinein, bis sie eine zerfallene Steinmauer erreichten. Huw ließ Owens Hand los und kletterte durch ein Loch in der Mauer.
    Owen runzelte die Stirn. »Das ist Privatbesitz, das Grundstück der Kenyons. Du hättest es nicht betreten dürfen.«
    »Ich hab’ aber soviel Blumen gesehen und wollte welche für Tante Marged pflücken«, erklärte Huw schuldbewußt. »Ich bin gar nicht weit gegangen.«
    Owen wußte, daß es besser war, wenn der Junge mit dem Ursprung seiner Angst konfrontiert wurde
    – er würde sonst vielleicht Alpträume bekommen.
    Also zwängte er sich durch den schmalen Spalt in der Mauer. Auf der anderen Seite angekommen, stand er vor einem Hügel, auf dessen Kuppe leuchtende Narzissen blühten. Der Hang war zwar stark bewaldet, aber die Zweige hatten noch keine Blätter, so daß man Rauch von der anderen Seite aufsteigen sehen konnte.
    Furchtsam drehte Huw sich um und legte mahnend den Finger auf die Lippen. Dann duckte er sich ein wenig und hastete gebückt den Hang hinauf, bis er den Kamm erreichte, von dem aus man ein kleines Tal überblickte. Als sie sich hinter einem Busch versteckt hatten, legte Owen seinen Arm um Huw und schaute hinab, um
    festzustellen, was den Jungen so erschreckt hatte.
    ›Die Tore der Hölle‹ erwiesen sich als schäbige Hütte, die in den Hang auf der anderen Seite gebaut worden war. Der ungewöhnliche Lichteinfall der Sonne ließ den aufsteigendem Qualm seltsaia infernalisch leuchten, was erklärte, warum mit Huw die Phantasie durchgegangen war. »Schau mal, Junge. Siehst du, wie die Sonne von hinten durch den Rauch hindurchscheint? Das ist bloß die Hütte eines Waldhüters.«
    Huw antwortete zwar nicht, entspannte sich aber ein wenig. Dennoch machte Owen nicht sofort kehrt, sondern musterte die Hütte neugierig. Es war schon merkwürdig, daß an einem so warmen Frühlingstag ein so großes Feuer in der Hütte brannte.
    Während sie die Hütte beobachteten, wurden die Rauchschwaden dünner und verflüchtigten sich schließlich ganz. Ein paar Augenblicke später schwang die Tür der Hütte auf, und zwei dunkelgekleidete Männer traten heraus. Huw verbarg ängstlich sein Gesicht in Owens Jacke.
    »Dämonen«, flüsterte er.
    Es waren George Madoc und Huws Vater, Nye Wilkins. Zum Glück hatte Huw seinen Vater nicht gesehen. Womöglich hätte der Anblick des Mannes, der ihn so gequält hatte, noch zu seinem Glauben beigetragen, daß er in die Unterwelt geblickt hatte.
    Madoc verschloß die Tür sorgfältig, und die beiden entfernten sich sowohl von der Hütte als auch von ihren heimlichen Beobachtern. Während Owen ihnen nachsah, überlegte er, welcher Bedeutung er dem Gesehenen beimessen sollte. Als Lord Michael Kenyons Geschäftsführer hatte Madoc natürlich ein Recht, hier zu sein; Madocs eigenes Haus stand ja auch auf Kenyon-Besitz, nur etwas näher zum Dorf hin. Doch was hatte er in dieser baufälligen, versteckt gelegenen Hütte zu tun gehabt? Und warum war Nye Wilkins hier? In der Zeche scharwenzelte er ständig in Madocs Nähe umher, aber heute war Sonntag. Owen konnte sich kaum vorstellen, daß die beiden auch privat miteinander umgingen; Madoc legte zuviel Wert auf die Hierarchie.
    Als von den beiden Männern nichts mehr zu sehen war, drehte sich Owen halb zu Huw. »Warte hier.
    Ich möchte mir das näher ansehen.«
    Owen schlich geduckt zur Hütte und spähte dort vorsichtig durch eines der kleinen Fenster. Der Raum war beherrscht von einem gewaltigen Ofen, der Owen an einen ähnlichen erinnerte, den er einmal in einer Töpferei in Swansea gesehen hatte. Er konnte allerdings nicht glauben, daß Madoc sich für Steingut

Weitere Kostenlose Bücher