Ein Spiel um Macht und Liebe
zeigen?«
Marged biß sich auf die Lippe. »Wenn Madoc das herausfindet, könnte Owen Ärger bekommen.«
»Ich weiß, das Risiko besteht«, gab Clare zu.
»Aber wenn das Schlimmste eintrifft und Owen entlassen wird, dann findet Seine Lordschaft bestimmt eine neue Beschäftigung für ihn. Sag es bitte noch niemandem außer Owen, aber Aberdare ist gewillt, den alten Schieferbruch wieder zu eröffnen.«
»Dann hast du also Erfolg gehabt! Clare, das ist wunderbar!«
»Es ist ein bißchen früh, um die Haut des Bären zu verkaufen, aber bisher läßt es sich gut an. Er wird wohl auch mit Lord Michael Kenyon über die Grube sprechen, aber ich schätze, er will zunächst die Probleme einfach mit eigenen Augen sehen, statt dem Wort irgendeiner Frau zu glauben.«
»Ich halte es für gut, daß er die Mine selbst besichtigen will – niemand versteht wirklich, wie gefährlich es dort ist, bevor er nicht dortgewesen ist!« Marged dachte einen Moment nach. »Madoc geht jeden Mittag für etwa zwei Stunden nach Hause, um zu essen, also ist der morgige Tag genauso gut wie jeder andere. Ich stimme es mit Owen ab, wenn er heute abend nach Hause kommt. Wenn es Probleme gibt, schicke ich dir eine Nachricht nach Aberdare, aber wenn du nichts hörst, dann komm mit dem Earl kurz nach zwölf morgen mittag zur Grube.« Nachdem dies also geklärt war, sah Marged Clare mit leuchtenden Augen an. »Und wie kommst du mit dem Teufelsgrafen zurecht?«
»Ganz gut.« Clare nahm einen stumpfen Federkiel und ein Messer vom Tisch und begann, ohne sich dessen wirklich bewußt zu sein, die Feder zu spitzen. »Er war zwar überhaupt nicht begeistert, daß ich mich tatsächlich seiner Herausforderung gestellt habe, aber schließlich hat er sich mit Würde in sein Schicksal gefügt.«
»Was für eine Art von Arbeit wirst du denn nun dort tun?«
Das Messer rutschte unter dem Druck ab und fuhr Clare fast in den Zeigefinger. »Sieht aus, als würde ich dort als eine bessere Haushälterin fungieren. Aberdare hat mir die Vollmacht gegeben, Dienstboten einzustellen, das Haus zu putzen, auf Vordermann zu bringen und neu einzurichten, so daß man darin leben kann.«
»Und was hält Rhys Williams davon?«
»Ich habe heute morgen mit ihm gesprochen, und er ist froh darüber. Es war keine leichte Aufgabe für ihn, das gewaltige Haus mit nur zwei Zimmermädchen in Ordnung zu halten.« Sie schnitzte weiter an der Spitze der Feder herum.
»Ich habe den ganzen Morgen damit verbracht, im Dorf nach Leuten zu suchen, die aushilfsweise arbeiten, aber die Aussicht auf eine feste Anstellung bekommen würden, wenn der Earl beschließt, das Haus weiter zu bewohnen.«
»Da dürftest du keine Schwierigkeiten gehabt haben, jemanden zu finden.«
Clare nickte. »Jeder, mit dem ich gesprochen habe, hat sofort eingewilligt. Nicht nur das – sie sind auch alle nach dem Gespräch direkt nach Aberdare marschiert. Rhys Williams müßte inzwischen gut ein Dutzend Leute um sich haben, die schrubben und staub wischen, und Mrs.
Howell werkelt in der Küche herum. Das Haus muß sicher neu eingerichtet werden, aber zumindest ist es in Kürze blitzsauber.«
»Hat Lord Aberdare schon irgend etwas getan, was seinem Ruf als Schürzenjäger alle Ehre macht?«
Das Messer schnitt den Federkiel in der Mitte durch. »Oh, tut mir leid…. ich habe ihn ruiniert!«
Clare legte das Messer vorsichtig auf das Pult zurück. »Mir kommt er eher wie ein einsamer Mann als ein Schürzenjäger vor. Vielleicht trauert er ja noch um seine Frau. Es scheint ihm zu gefallen, mich als Gesellschaft zu haben – da hat er jemanden, den er necken kann.«
»Das klingt interessanter als Hausarbeit.«
»Oh, das hätte ich fast vergessen. Ich habe die berühmten ›seltsamen Tiere‹ gesehen. Es sind Pinguine – überaus faszinierende Wesen. Lord Aberdare hat gesagt, die Kinder dürften kommen und sie sich ansehen.«
»Wunderbar! Vielleicht können wir in ein paar Wochen, wenn das Wetter besser wird, einen Ausflug organisieren. Ein paar Wagen müßten wir ohne Schwierigkeiten bekommen!«
Nun ging ihr Gespräch zum Thema Schule über, und nachdem Clare Marged noch ein paar Fragen beantwortet hatte, verabschiedete sie sich von ihrer Freundin und fuhr nach Aberdare zurück.
Das Haus zu betreten war, als würde sie in einen Wirbelwind geraten. In der Halle und dem angrenzenden großen Salon wimmelte es vor arbeitenden Leuten, und da es Waliser waren, sangen sie alle gemeinsam, wobei sie genausoviel Können
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