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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sehen, wie die Seide sich eng an eine unglaublich schmale Taille schmiegte und sich über den Hüften leicht bauschte. Als sie die große Fläche nackter Haut über dem Ausschnitt musterte, zogen sich ihre Brauen perplex zusammen. »Wie können ein Kleid und ein Korsett aus einer vollkommen gewöhnlichen Figur etwas schon fast Sinnliches machen?«
    »Sie haben die günstigste Figur, die man haben kann, Miss. Manche würden sie vielleicht durchschnittlich nennen, aber Sie haben genug Rundungen, um im richtigen Kleid schön üppig zu wirken, während Sie im Alltag dennoch immer gertenschlank aussehen.«
    Clare schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich den Mut habe, dies in aller Öffentlichkeit zu tragen.«
    »Auf dem Ball werden jede Menge Damen mit tieferen Ausschnitten sein.«
    »Aber werden das dann auch Damen sein?«
    fragte Clare düster.
    »Warten Sie. Dies wird etwas helfen. Seine Lordschaft hat es Ihnen schicken lassen.« Polly nahm ein samtbezogenes Kästchen vom Tisch und öffnete es.
    Clare riß die Augen auf. In der Schatulle lag eine dreireihige Perlenkette. Nicholas behandelte sie wahrhaftig wie eine Geliebte, selbst wenn er nichts für sein Geld bekam.
    Polly holte die Halskette heraus und schloß sie um Clares Hals. Die kühlen Perlen liebkosten ihre Haut, und das matte Weiß betonte die Seidenblumen, die in ihr Haar geflochten waren.
    Und, ja, Clare kam sich jetzt nicht mehr so nackt vor. »Danke für Ihre Mühe, Polly. Sie haben es geschafft, aus einem Schweineohr eine Seidenbörse zu machen.«
    Die Zofe schniefte. »Ich habe nur aus dem, was Sie schon hatten, das Beste gemacht. Ich kenne Ladys, die dafür töten würden, einen Teint wie Sie zu haben – und Sie brauchen nicht einmal einen Hauch Puder oder Rouge.«
    Clare machte eine fahrige Geste zu ihrem Spiegelbild. »Aber ich bin mir ja selbst fremd! Ich kenne diese Frau da gar nicht!«

    »Aber Sie sind es, Miss, wenn es sich auch vielleicht um eine Seite von Ihnen handelt, mit der Sie nicht so recht vertraut sind.« Sie runzelte die Stirn. »Ich glaub’, man kann das auch besser sagen, aber mir fällt nicht ein, wie.«
    Die Uhr schlug neun. Zeit, nach unten zu gehen, wo Nicholas wartete. Clare drapierte einen kostbaren Kaschmirschal um ihre Schultern, verließ das Zimmer und ging die Treppe hinunter.
    Er wartete unten in der Halle und sah auf seine teuflische Art noch besser aus als sonst. Wie immer trug er Schwarz, das durch sein weißes Hemd und die weiß auf weiß besticke Weste noch vertieft wurde. Als er ihre Schritte hörte, blickte er mit einem Lächeln zu ihr auf. »Hat Ihnen noch niemand erklärt, daß die vornehme Dame niemals pünktlich kommt?«
    »Ich bin weder vornehm noch eine Dame.«
    Er setzte gerade zu einer Erwiderung an, als sie unten angekommen war und ins Lampenlicht trat.
    Und Nicholas verschlug es den Atem. »Niemand, der Sie so sieht, würde Ihnen das abnehmen.«
    Das unverhüllte Verlangen in seinen Augen machte sie verlegen, doch gleichzeitig fühlte sie sich plötzlich auch weiblich und attraktiv wie nie zuvor. Dennoch konnte sie eine Bemerkung nicht unterdrücken. »Sie wollen aber doch jetzt keinen Meineid leisten und beschwören, ich wäre schön?«
    Während sie die letzten Schritte auf ihn zukam, sagte er: »Schön vielleicht nicht.«
    Das versetzte ihr einen Stich; sie hätte doch lieber den Meineid gehört.
    »Bezaubernd ist ein besseres Wort.« Er griff nach dem Ende ihrer Stola und ging um sie herum, so daß er ihre Schultern entblößte.
    »Unwiderstehlich.« Der Schal fiel lautlos auf den Boden und bauschte sich um ihre Füße. Er beugte sich vor und preßte warme feste Lippen auf ihren Hals. »Eine unglaublich wirkungsvolle Mischung aus Unschuld und Sinnlichkeit.«
    Ein seltsames, berauschendes Gefühl ließ sie leicht erschaudern, und es rührte sowohl von seinem Kuß als auch von seiner Bewunderung her. Ganz plötzlich fühlte sie sich wirklich wie die Frau eben im Spiegel – sie war verführerisch und ausgesprochen weiblich, und sie beherrschte die Spiele der Liebe genauso wie Nicholas. Es war, als wäre sie von dem Geist einer anderen besessen –
    von einer Frau, die ganz und gar nicht anständig war.
    »Ich freue mich, daß es Ihnen gefällt.« Sie hob ihre Hand und strich ihm mit den Fingerspitzen über die Wange. Er hatte sich frisch rasiert, und sein Kinn war sehr glatt und weich. »Habe ich Ihnen schon einmal gesagt, daß Sie der bestaussehende Mann in Großbritannien sind

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