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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sie.
    »Es heißt doch immer, die Londoner Bälle müssen gedrängt voll sein, um als schick und aufregend zu gelten.«
    »Rafe kümmert sich nicht darum, was gerade in Mode ist, er erfindet neue. Und da er sich in großen Menschenmengen nicht wohl fühlt, ist die Anzahl seiner Gäste immer erfreulich mäßig. Was seine Veranstaltungen übrigens auch exklusiver macht.«
    Sie warf ihm einen neckenden Blick zu. »Und unverheiratete Mädchen lädt er gar nicht erst ein, weil sie ohnehin nicht kommen dürfen?«
    »Rafe hat kein Interesse an wohlerzogenen Jungfrauen«, erwiderte Nicholas trocken. Er deutete auf eine Frau, die bei ihrem Gastgeber stand, und fügte hinzu: »Das ist Lady Welcott, laut Lucien seine gegenwärtige Geliebte.«
    »Eine verheiratete Frau?«

    Nicholas nickte. »Die einzigen Frauen, die Rafe interessieren. Sie kennen die Regeln und machen keinen Ärger, indem sie sich in ihn verlieben.«
    Schon bevor Clare die Worte aussprach, wußte sie, daß sie sich sehr wie die Tochter eines Predigers anhören würde. »Gehört Ehebruch in der vornehmen Gesellschaft zum Lebensstil?«
    Er zuckte die Achseln. »Da sehr viele Ehen innerhalb des Adels aus familiären oder finanziellen Gründen geschlossen werden, ist es kaum ein Wunder, daß die Leute sich ihr Vergnügen woanders suchen.«
    War Nicholas deswegen seiner Frau untreu geworden? Selbst das prächtige Kleid konnte Clare nicht genug Mut verleihen, ihm diese Frage zu stellen. Statt dessen sagte sie nur: »Aber der Duke wird doch bestimmt in der Lage sein, eine Frau seiner Wahl zu heiraten, ohne daß andere Gründe eine Rolle spielen.«
    »Das hätte er einmal auch fast – er verliebte sich Hals über Kopf in ein Mädchen, als er gerade seinen Abschluß in Oxford gemacht hatte. Ich habe sie nie kennengelernt, weil ich zu der Zeit noch auf der Universität war, aber er schrieb mir in einem Brief von ihr. Oder besser, er sandte mir ein paar unzusammenhängende Zeilen, in der er von einer ›Göttin, die auf Erden wandelt‹ oder so ähnlich stammelte und mir verkündete, daß am Ende der Saison die Verlobung offiziell bekanntgegeben werden sollte. Das war das erste und letzte Mal, daß ich Rafe so durcheinander erlebt habe.«

    »Und dann ist das Mädchen gestorben, und er konnte nie wieder eine finden, die ihr gleichkam?«
    fragte Clare mitfühlend.
    Mit einem harten Glitzern in den Augen antwortete Nicholas: »Nein, sie hat ihn betrogen.
    Ist es nicht das, was Liebe bedeutet?«
    Clare verschlug es förmlich den Atem. Dann brachte sie stammelnd hervor: »Das ist wahrhaftig die zynischste Bemerkung, die ich je in meinem Leben gehört habe.«
    »So? Meine Erfahrung lehrte mich etwas anderes.
    Jeder, der jemals behauptet hat, er würde mich lieben – « Seine Stimme brach abrupt ab.
    Er hatte versehentlich etwas von dem preisgegeben, was ihn zu dem gemacht hatte, was er heute war. Als Clare das erkannte, ergriff sie seine Hand, die nicht auf ihre Berührung reagierte. »Ich nehme an, daß manche Leute zu lieben behaupten, wenn ihre wahren Motive aus Bedürftigkeit, einem Wunsch nach Kontrolle oder anderen eigennützigen Dingen entspringen«, sagte sie nachdenklich. »Doch es gibt auch Menschen wie Owen und Marged oder Emily und Robert Holcroft. Glauben Sie denn, in ihrer Liebe käme Verrat oder Betrug vor?«
    Seine Hand schloß sich ein wenig fester um ihre.
    »Nein, vermutlich nicht. Vielleicht ist aufrichtige Liebe eine Gabe, oder schlichtweg Glück, das manche haben und manche nicht.«
    »Manchmal denke ich das auch«, sagte Clare wehmütig. »Wenn Sie nicht an Liebe glauben, an was glauben Sie dann?«
    Er schien eine Weile nachzudenken. »An Freundschaft, denke ich.«

    »Nun, an Freundschaft zu glauben, ist nicht das schlechteste«, stellte sie fest. »Aber manchmal ist eine enge Freundschaft auch eine Art Liebe.«
    »Ja, wahrscheinlich.« Er lächelte voller Selbstironie. »Aber da der Einsatz geringer ist, ist auch die Möglichkeit zum Betrug weniger wahrscheinlich, was die Freundschaft sicherer macht.«
    Nun waren sie in der Schlange ganz vorn, und Clare sah den Duke of Candover zum ersten Mal.
    Er war groß, ausgesprochen attraktiv und fast so dunkel wie Nicholas. Ihn umgab ein
    aristokratisches Flair, das ihm, wie Clare annahm, so natürlich war wie das Atmen. Höflich, gefällig, beherrscht – das Paradebeispiel eines echten englischen Gentleman.
    Der vorherige Gast setzte sich in Bewegung, und Rafe wandte sich ihnen zu. Augenblicklich erhellte

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