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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sich seine Miene. »Nicholas! Wie schön, daß du kommen konntest!« Er schüttelte dem anderen mit echter Begeisterung die Hand.
    »Wahrscheinlich werden wir heute abend nicht viel Zeit füreinander haben, und daher hoffe ich, daß du morgen mit mir bei White’s ißt!«
    So wie Clare Lucien schon deswegen sympathisch gewesen war, weil er einem unterlegenen Schuljungen zur Seite gestanden hatte, so mochte sie Rafe auf Anhieb, weil er sich so deutlich über das Wiedersehen freute. Mochte Nicholas auch von Liebe nichts halten – er besaß offenbar das Talent, sich Freunde zu machen.
    Nun zog er sie heran. »Rafe, dies ist meine Freundin Miss Morgan.«

    Ihre Unterhaltung kurz zuvor hatte bewirkt, daß sie plötzlich zu schätzen wußte, als seine Freundin vorgestellt zu werden. Lächelnd sah sie den Duke an. »Es ist mir ein Vergnügen, Euer Gnaden.«
    Er verbeugte sich elegant. »Das Vergnügen liegt ganz bei mir, Miss Morgan.« Seine Augen hatten eine sehr englische, graue Farbe, und sie sah in ihren kühlen Tiefen sowohl Neugier als auch männliche Anerkennung. Rafe wandte sich nun halb um. »Lady Welcott, der Earl of Aberdare und Miss Morgan.«
    Die Geliebte des Dukes war einige Jahre älter als er, vielleicht um die vierzig. Sie war eine gutaussehende, blonde Frau, die reif und erfahren wirkte; keine von der Art, die sich Hals über Kopf in einen Mann verlieben würde, der keine Lust auf tiefere Gefühle hatte. Clare mußte unwillkürlich an die »Göttin, die auf Erden wandelt« denken, die Rafe zu dieser Art Beziehung gebracht hatte. Sie unterdrückte einen Seufzer. Armer Duke. So viele Menschen wünschten sich Liebe, aber nie schien es genug davon zu geben, um jedem seine Portion zuzuteilen.
    Lady Welcott bedachte Clare mit einem flüchtigen Nicken, doch ihre Augen begannen zu leuchten, als sie sich Nicholas zuwandte. »Lord Aberdare«, sagte sie herzlich und streckte die Hand aus. »Sie erinnern sich vielleicht nicht, aber wir haben uns kennengelernt, als Sie noch der Viscount Tregar waren. Ich glaube, es war in Blindheim.«
    Er beugte den Kopf über ihre Hand. »Ich vergesse niemals eine attraktive Frau.«
    Lady Welcott war natürlich zu vornehm, um dümmlich zu grinsen, aber nach Clares giftiger Beurteilung kam ihr Lächeln dem schon sehr nah.
    Ihre Ladyschaft ließ graziös den Fächer flattern und sagte: »Da Sie nun nach England zurückgekehrt sind, hoffe ich doch, daß man Sie in London öfter sieht.«
    »Aber ganz bestimmt.« Sein Lächeln war hinreißend. Sein Lächeln war immer hinreißend.
    Wenn auch der Duke von diesem Austausch nur leicht amüsiert wirkte, so hatte Clare das heftige Bedürfnis, entweder Ihre Ladyschaft oder Nicholas kurz und fest in die Kniekehle zu treten. Als Nicholas sich ihr mit einem leicht spöttischen Blick zuwandte, war Clare überzeugt, daß er ihre Gedanken lesen konnte. »Wir halten die Begrüßung auf«, sagte er. »Wenn wir heute keine Gelegenheit bekommen, miteinander zu reden, dann sehen wir uns morgen bei White’s.«
    Er nahm Clares Arm und führte sie in die gewaltige Eingangshalle. »Wenn Sie
    gesellschaftlich Erfolg haben wollen, Clare, dann müssen Sie lernen, Ihr Mienenspiel zu kontrollieren. Ich hatte schon Angst, Sie würden Lady Welcott anspringen.«
    »Ich will gar keinen gesellschaftlichen Erfolg«, sagte sie bissig. »Und ganz sicher war es nicht besonders höflich von Ihrer alternden Ladyschaft, vor meiner Nase mit Ihnen herumzuturteln.«
    Er grinste. »Entdecke ich da einen Hauch von Eifersucht? Ich dachte, das sei eine der sieben Todsünden.«
    »Eifersucht nicht, sondern Neid, übrigens gemeinsam mit Lust, Zorn, Stolz, Habgier, Faulheit und Gefräßigkeit«, gab sie zurück.

    »Ich bin mit der Liste bestens vertraut.« Seine Augen tanzten. »Jeder braucht schließlich Ideale, an die er sich halten kann.«
    Nun mußte sie einfach lachen. »Sie sind unmöglich!«
    »Ich gebe mir Mühe«, erwiderte er bescheiden.
    Sie traten durch einen Bogen aus scharlachroten Blumen in einen großen Ballsaal, in dem kostbar gekleidete Männer und Frauen tanzten und herumschlenderten. Doch obwohl es Clares erster großer Ball war, war es weniger die Schar der Gäste, die sie in Erstaunen versetzte, sondern die Dekoration.
    Die Wände und die hohen Decken waren ganz schwarz gestrichen, was soviel von dem Licht aus den Leuchtern absorbierte, daß in dem Raum ein mysteriöses Halbdunkel herrschte. Die schwarzen Wände schufen zudem einen spektakulären Hintergrund für

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